"Über Geld spricht man nicht!" Mit diesem Glaubenssatz sind wir groß geworden. Und er hat sich tief in unsere gesellschaftliche DNA gebrannt. Dieses Tabu zeigt sich insbesondere am Umgang mit dem eigenen Gehalt. So spricht laut einer Studie des Business-Netzwerks Xing ein knappes Drittel der Befragten nicht einmal mit dem eigenen Partner über das Gehalt. Eine ähnliche Diskretion existiert gegenüber Eltern oder auch Freunden.[1]

Doch dafür, dass über Geld und Gehalt vermeintlich nicht geredet wird, gab es in den vergangenen Jahren einige sehr intensive gesellschaftliche Diskussionen darüber. Mindestlohn, Grundeinkommen, Gender Pay Gap oder auch die Verdienstsituationen in sozialen Berufen bewegten und bewegen die Gemüter.

Die Debatte über Geld und Gehalt wird immer leidenschaftlich, oft auch ideologisch geführt. Dies zeigt sich nicht nur während Tarifverhandlungen der verschiedensten Branchen. Auch die Diskussionen um den Mindestlohn, das Grundeinkommen oder den Gender Pay Gap sind in der Regel hoch emotional. Beim Austausch der Argumente verteidigen Befürworter und Gegner ihre Standpunkte hartnäckig. Ein gemeinschaftliches Ergebnis zu erzielen oder voneinander zu lernen, scheint nicht das Ziel zu sein. Die Diskussionsteilnehmer suchen vielmehr danach in der verbalen Auseinandersetzung als Sieger vom Platz zu gehen. Aber warum ist das so? Unser Blick auf Geld und Gehalt ist eng verwoben mit unserem Wertesystem. Stellt jemand dieses prägende System in Frage, werfen wir sofort den Verteidigungsmodus an. Dieser innere Modus kennt jedoch nur gegensätzliche Zustände: richtig oder falsch, schwarz oder weiß, gut oder böse.

Wie eng das Gehalt mit Werten verbunden ist, zeigt sich aktuell auch an den Diskussionen über die Gehaltsstrukturen in sozialen Berufen. Es ist mittlerweile gesellschaftlicher Konsens, dass Tätigkeiten in der Altenpflege oder der frühkindlichen Bildung besser vergütet sein sollten. Die Wertigkeit, die wir diesen Berufen gesellschaftlich zuschreiben, hat sich in den vergangenen Jahren stetig erhöht. Das zeigte sich exemplarisch beim letzten Bundestagswahlkampf, als ein Pfleger in einer Talkrunde mit seinem an Angela Merkel gerichteten Statement eine öffentliche Diskussion lostrat und der Arbeitssituation von Pflegekräften für mehrere Wochen mediale Aufmerksamkeit bescherte.

Und es gibt weitere gesellschaftliche Entwicklungen, die unseren Blick auf Geld und Gehalt verändern. Diese Veränderungen betreffen die Bewertung des Verhältnisses von Geld und Zeit. Das prägende Postulat der Leistungsgesellschaft, das Geld und materiellen Zuwachs höher bewertet als Zeit und soziale Beziehungen, verliert an Zugkraft. Verknüpft wird diese Entwicklung in den Medien mit der Generation Y und ihrer Sinnsuche. Wobei wir die Auffassung vertreten, dass dies weniger das Phänomen einer Generation ist, sondern Folge einer Wohlstandsgesellschaft, die sich selbst hinterfragt.

Fragen zur Reflexion

  • Mit wem aus Deinem Umfeld sprichst Du über Dein Gehalt oder Gehaltsfragen?
  • Welche Gefühle und Gedanken löst es bei Dir aus, wenn Du erfährst, dass jemand aus Deinem beruflichen oder privaten Umfeld deutlich mehr oder weniger verdient?
  • Mit wem würdest Du Dich gerne über Gehaltsfragen austauschen? Und was hält Dich aktuell davon ab?
  • Welche Aspekte vergütet Dein aktuelles Gehalt (Qualifikation, Zugehörigkeit, Arbeitszeit, Leistung etc.)
  • Welche Aspekte fehlen Dir dabei oder kommen Dir zu kurz?
  • Wie viel Stunden pro Woche gehst Du bezahlter Arbeit nach? Und wie viele Stunden würdest Du gerne bezahlt arbeiten?
[1] Xing (2017), Die Deutschen befürworten Gehaltstransparenz, online verfügbar unter: https://corporate.xing.com/de/newsroom/pressemitteilungen/meldung/xing-studie-die-deutschen-befuerworten-gehaltstransparenz/ letzter Zugriff 17.3.2019.

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