Fachkräftestrategie der Bundesregierung

Ob die fehlende Pflegekraft oder die Tischlerin - immer wieder wird der Fachkräftemangel beklagt. Die Regierung verspricht, das Problem von verschiedenen Seiten anzugehen und hat dazu nun den Entwurf einer Fachkräftestrategie vorgelegt.

Die Bundesregierung hat am 7. September 2022 auf einem Fachkräftegipfel den Entwurf ihrer neuen Fachkräftestrategie vorgestellt. Ziel des Gipfels war es, mit den Spitzen der Arbeitgeber und Gewerkschaften sowie Vertreterinnen und Vertretern der Länder und kommunalen Spitzenverbände sowie der Bundesagentur für Arbeit über die im Entwurf enthaltenen Wege und Maßnahmen gegen den zunehmenden Fachkräftemangel zu beraten. Die Fachkräftestrategie soll dem Bundeskabinett im Herbst zur Entscheidung vorgelegt werden.

Fachkräftestrategie: Fokus auf Ausbildung, Weiterbildung und Einwanderung

Das Ziel der Fachkräftestrategie der Bundesregierung ist es, mit verschiedenen Maßnahmen und Gesetzen die Anstrengungen der Unternehmen und Betriebe zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften auch in unsicheren Zeiten zu unterstützen. Dabei sind für die Bundesregierung fünf Handlungsfelder zentral:

  1. Zeitgemäße Ausbildung
  2. Gezielte Weiterbildung
  3. Arbeitspotenziale wirksamer heben und Erwerbsbeteiligung erhöhen
  4. Verbesserung der Arbeitsqualität und Wandel der Arbeitskultur
  5. Einwanderung modernisieren und Abwanderung reduzieren.

"Als Teil der neuen Fachkräftestrategie wollen wir eine Ausbildungsgarantie schaffen und die Weiterbildung stärken", sagte Arbeitsminister Hubertus Heil nach dem Treffen. Er verwies auf geplante Instrumente wie ein Qualifizierungsgeld, mit dem die Bundesagentur für Arbeit die betriebliche Weiterbildung fördern soll.

Noch in diesem Jahr soll zudem die geplante Modernisierung des Einwanderungsgesetzes auf den Weg gebracht werden, so Heil. Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hob auf Erleichterungen bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen ab. "Wir sind ein Einwanderungsland für Fachkräfte, und da geht es ganz besonders darum, die bürokratischen Hürden zu senken", sagte die FDP-Politikerin.

Handlungsbedarf im Bereich der Gleichstellung

Wirtschaftsminister Robert Habeck nannte es aus wirtschaftspolitischer Sicht nicht akzeptabel, wenn es Blockaden im Zusammenspiel von Familie und Beruf gebe. "Wenn man sich privat entscheidet, sich mehr um seine Kinder zu kümmern als zu arbeiten, ist das völlig in Ordnung", sagte der Grünen-Politiker. "Wenn es politische oder in der Arbeitswelt bestehende Hürden gibt, die eine Beteiligung an der Arbeitswelt verhindern, dann ist das ökonomisch nicht richtig."

Der Arbeitgeberverband BDA sieht ebenfalls Handlungsbedarf im Bereich der Gleichstellung. Es brauche "eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf - so können wir die Erwerbsbeteiligung vor allem von Frauen deutlich erhöhen", sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter der "Rheinischen Post".

IG Metall fordert zügige Umsetzung der Maßnahmen

Vor dem Spitzentreffen zum Fachkräftemangel hatten Verdi und Beamtenbund DBB mehr Beschäftigte und bessere Bedingungen für den öffentlichen Dienst gefordert. So lasse sich der Fachkräftemangel im
Gesundheits- und Altenpflegebereich nur mit mehr Personal und einer flächendeckenden Tarifbindung beheben, sagte Verdi-Chef Frank Werneke.

Die IG Metall forderte, dass die Vorhaben der Regierung zügig umgesetzt werden müssen. Entscheidend seien die drei Faktoren Ausbilden, Weiterbilden und die Tarifbindung zu stärken. So seien Fachkräfte mit guten Löhnen und guten Arbeitsbedingungen zu gewinnen.


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dpa / BMAS