Zusammenfassung

 
Begriff

Die Rückenschule ist ein ganzheitliches Haltungs-, Verhaltens- und Einstellungstraining zur Förderung der Rückengesundheit und zur Vorbeugung einer Chronifizierung von Rückenbeschwerden. Sie vermittelt theoretische und v. a. praktische Kenntnisse zu rückenschonenden Bewegungsabläufen und rückengerechtem Verhalten im Alltag, in der Freizeit und am Arbeitsplatz. Untrennbar damit verbunden ist eine Verhältnisprävention, die Anregungen gibt zur menschengerechten Gestaltung von Arbeitsabläufen, Arbeitsplätzen und der Arbeitsorganisation. Die "Neue Rückenschule" zeichnet sich dadurch aus, dass die biomechanisch und medizinisch orientierte Zugangsweise durch den bio-psycho-sozialen Ansatz erweitert wurde.

 
Gesetze, Vorschriften und Rechtsprechung

§ 20 SGB V ist die gesetzliche Grundlage für die Durchführung von Rückenschulen durch die Krankenkassen. § 20b Abs. 1 SGB V ermöglicht die finanzielle Unterstützung betrieblicher Maßnahmen wie z. B. Rückschulkurse. Der GKV-Leitfaden Prävention legt die inhaltlichen Handlungsfelder und qualitativen Kriterien für die Leistungen der Krankenkassen in der Primärprävention und betrieblichen Gesundheitsförderung fest, die für die Leistungserbringung vor Ort verbindlich gelten. Maßnahmen, die nicht den in diesem Leitfaden dargestellten Handlungsfeldern entsprechen, dürfen von den Krankenkassen nicht durchgeführt oder gefördert werden.

§ 4 Abs. 2 ArbSchG fordert, Gefahren an der Quelle zu bekämpfen. Im Zusammenspiel mit der Gefährdungsbeurteilung nach § 5 ArbSchG und der Unterrichtung und Unterweisung nach § 12 ArbSchG lässt sich hier die Begründung für eine arbeitsplatzorientierte Rückenschule ableiten.

In der Neufassung des GKV-Leitfaden Prävention wurde der Setting-Ansatz für Unternehmen überarbeitet und erweitert. Die Steuerung und Integration aller betrieblichen Prozesse mit dem Ziel der Gesundheitsförderung durch ein betriebsinternes Gremium ist ein wichtiges Element der Strukturqualität. Sie wird zunehmend als Managementaufgabe für Führungskräfte verstanden.

Die beste Rückenschule ist allerdings nur so gut, wie der Mitarbeiter das gelernte in seine tägliche Praxis umsetzt. Dazu ist er auch, was leider viel zu selten angesprochen wird, durch § 15 ArbSchG verpflichtet.

Je nach Arbeitsaufgabe wirken auch die jeweiligen Verordnungen auf die Gestaltung und das Verhalten ein, z. B. die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) oder die Lastenhandhabungsverordnung.

Die "Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Kreuzschmerz" vereint Schlüsselempfehlungen verschiedener deutscher und internationaler Leitlinien. Im Rahmen der nichtmedikamentösen Therapieansätze werden Bewegungstherapie, Entspannungsverfahren, Patientenschulung und Beratung, Rückenschule und Verhaltenstherapie mit kommentierten Nutzen-Schaden-Abwägungen aufgeführt und bei den wichtigsten präventiven Ansätzen, ergänzt durch "ergonomische Maßnahmen am Arbeitsplatz" weiter thematisiert.

1 Die Rückenschule

1.1 Entstehung und Geschichte

Die erste Rückenschule wurde 1969 in Stockholm (Schweden) gegründet. Ab Mitte der 1970er-Jahre entwickelten sich die ersten Rückenschulen in Deutschland. In den 1990er-Jahren ist die Rückenschule wegen mangelnder eindeutiger Wirksamkeitsnachweise stark in die Kritik geraten. Die bis dahin vorhandenen Rückenschulprogramme haben sich in ihren Zielen, Inhalten, Dauer und Vermittlungsformen stark unterschieden. Im Jahr 2004 haben sich deshalb die bis dahin bestehenden 9 Rückenschulverbände zur Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) zusammengeschlossen. Im Jahr 2007 führte die KddR ein verbindliches Curriculum für die Kursinhalte ein. Daraus entstand die "Neue Rückenschule".

1.2 Kernziele und Inhalte der "Neuen Rückenschule"

Das Ansteuern der Leitziele "Rückengesundheit fördern" und "Vorbeugen einer Chronifizierung" erfolgt in Anlehnung an die Kernziele bewegungsbezogener Gesundheitsprogramme. Die zentralen Aufgaben jeder Gesundheitsförderung lassen sich über die 6 Kernziele begründet konkretisieren und bilden den Rahmen für strukturierte, zielgruppenbezogene Interventionsmaßnahmen. Dahinter verbirgt sich die Auffassung, dass Gesundheit mehrdimensional zu betrachten ist. Ein solches mehrdimensionales und biopsychosoziales Gesundheitsverständnis macht neben der Risikominimierung die Ressourcenstärkung zur zentralen Aufgabe der Programme:

  • Stärkung der physischen Gesundheitsressourcen,
  • Stärkung der psychosozialen Gesundheitsressourcen,
  • Aufbau von Bindung an gesundheitsorientierte Aktivitäten,
  • Sensibilisierung für haltungs- und bewegungsförderliche Verhältnisse,
  • Verminderung von Risikofaktoren für Rückenschmerzen,
  • Bewältigung von Beschwerden und Missbefinden.

Folgende Inhalte werden zur Erreichung dieser Ziele genutzt. Abhängig von Rahmenbedingungen und der Kursleiterqualifikation können einzelne Bausteine einen mehr oder weniger großen Raum einnehmen:

  • Übungen zur Körperwahrnehmung,
  • Übungen zur Haltungs- und Bewegungsschulung,
  • Übungen zur Verbesserung der motorischen Grundeigenschaften,
  • kleine Spiele, Spielformen, Parcours,
  • Vorstellung von Life-Time-Sportarten,
  • Entspannungsmethoden...

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