Obwohl die Fehlerkultur in jedem Unternehmen spezifisch ausgeprägt ist, lassen sich zwei Arten von Fehlerkulturen unterscheiden, eine destruktive und eine positive bzw. offene Fehlerkultur.

2.1 Destruktive Fehlerkultur

Eine destruktive Fehlerkultur zeigt sich häufig daran, dass sich Mitarbeiter für ihre Fehler schämen und diese als Makel empfinden. Die Vorgesetzten reagieren beim Auftreten eines Fehlers mit Schuldzuweisungen und Bestrafung, schlimmstenfalls mit Bloßstellung. Eine derartige Fehlerkultur erzeugt bei den Mitarbeitern ein Klima aus Versagensängsten, Selbstvorwürfen und Unsicherheit. Die Gefahr von Wiederholungsfehlern steigt. Außerdem versuchen die Mitarbeiter, Fehler zu verschweigen und zu vertuschen. Die Folge ist, dass dem Unternehmen hohe Aufwendungen zur Beseitigung von Mängeln, Umsatzverluste und ein Reputationsschaden drohen. Abbildung 1 zeigt die Wirkungskette einer destruktiven Fehlerkultur.

Quelle: Kratz, H.-J.: Aus Fehlern wird man klug – Warum irren menschlich ist und was Führungskräfte daraus lernen können, Regensburg 2021, S. 23 (modifiziert)

Abb. 1.: Wirkungskreis einer destruktiven Fehlerkultur

 
Achtung

Zehnerregel der Fehlerkosten beachten

Die Zehnerregel der Fehlerkosten (rule of ten) besagt, dass die Kosten der Fehlerbehebung in jeder einzelnen Stufe der Wertschöpfungskette, also von der Entwicklung über die Arbeitsvorbereitung, die Fertigung, die Endprüfung bis zur Auslieferung um den Faktor 10 steigen. Je später der Fehler entdeckt wird, desto höher sind somit die Kosten, diesen zu beheben.

Abb. 2: Die Zehnerregel der Fehlerkosten steigt progressiv an.

2.2 Offene bzw. positive Fehlerkultur

Im Gegensatz dazu werden in einer offenen Fehlerkultur Fehler als Chance für Veränderungen und Verbesserungen gesehen. Es wird nicht nach Schuldigen gesucht, sondern danach gefragt, worin die Ursache für einen Fehler liegt und wie er beseitigt werden kann. Der Führungsstil der Vorgesetzten ist kooperativ. Fehler werden gemeinsam mit den Mitarbeitern analysiert. Ihnen wird Vertrauen und Wertschätzung entgegengebracht. In einer offenen Fehlerkultur werden moderate Risiken eingegangen und Fehler nicht vertuscht, denn je früher ein Fehler entdeckt und gemeldet wird, desto:

  • größer ist die Wahrscheinlichkeit ihn zu beseitigen, bevor er seine negativen Wirkungen entfalten kann,
  • schneller ist die image-schädigende Fehlersuche beendet und es können Vertrauensverluste, Imageschäden und Kundenverluste vermieden werden,
  • eher lassen sich Folgefehler vermeiden,
  • geringer ist die Gefahr, dass Fehler zur Gewohnheit werden, der nur mit großem Aufwand entgegengewirkt werden kann,
  • eher lassen sich die Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen in Grenzen halten,
  • geringer sind die Fehlerkosten und die Sicherheitsrisiken.[1]
[1] Vgl. Kratz, H.-J.: Chef-Checkliste Mitarbeiterführung, 12. Auflage, Regensburg 2022, S. 167 f.

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