Das Team kümmert sich also um sich, einzelne Teammitglieder auch um andere, aber die Führungskraft hat definitiv drei unterschiedliche Aktionsebenen:

  1. Die (emotionalen) Ermüdungserscheinungen machen auch vor Führungskräften nicht halt. Daher muss sie sich zunächst um ihre eigene mentale Gesundheit kümmern – andernfalls kann sie nicht konstruktiv agieren und definitiv kein Vorbild sein. Eigene Unzulänglichkeiten zu formulieren, macht menschlich, nahbar und öffnet den Raum, Sorgen im Team offen zu teilen. Und es zeigt authentisch: ich beschönige nichts, ich nehme wahr – und gemeinsam gehen wir die Herausforderung an. Übrigens: starke Emotionen können ein starker "Motor" sein!
  2. Sie muss erkennen, wenn Teammitglieder an mentaler Stärke verlieren bzw. sich ungesundes Verhalten einschleicht. Hier kann sie sich als Sparringpartner, als Vertrauensperson und als Rückhalt anbieten. Die Rahmenbedingungen verbessern und konstruktive Lösungen gemeinsam mit dem Mitarbeiter suchen und – wenn nötig – externe Partner (HR, Betriebsrat, betriebliches Gesundheitsmanagement etc) ins Spiel bringen.
  3. Sie ist aber auch Teamcoach. Wie und wann schauen wir auf unsere Zusammenarbeit und unsere Teamgesundheit? Was sind geeignete Maßnahmen? Was dürfen und können wir? Wer unterstützt uns und wie gehen wir als TEAM damit um? Hier ist die Führungskraft als Moderator, als Unterstützer, als Impulsgeber und als Ermöglicher gefragt.
 
Hinweis

Rechtliche Aspekte

Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, Mitarbeiter, die mehr als 6 Wochen innerhalb eines 12-Monats-Zeitraums krankgeschrieben waren, zu einem BEM Gespräch einzuladen. Die Teilnahme ist freiwillig und hat zum Ziel, künftige Krankheit zu vermeiden und schreibt weder konkrete Maßnahmen noch einen bestimmten Verfahrensablauf vor. Es gibt aber Mindeststandards: z. B. die sachliche Erörterung aller Möglichkeiten, das Arbeitsumfeld anzupassen wie auch alle nötigen Behörden/Betriebsrat und Schwerbehindertenvertretung/Hilfen (z. B. psychotherapeutischer Art) in einem ‹geschützten Raum› zu beteiligen. BEM als Ausdruck der Fürsorgepflicht soll helfen und nicht drohen.

  • BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement)

Das BGM ist nicht das gleiche wie die "Betriebliche Gesundheitsförderung", die sich primär auf individuelle verhaltenspräventive Maßnahmen in den Themen Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Suchtprävention konzentriert und damit ein Teilbereich des BGM ist. Vielmehr ist BGM ein Managementprozess, der zielgerichtet gesundheitsförderliche Maßnahmen, Strukturen und Prozesse integriert und steuert. Es hat zum Ziel, Arbeitsbedingungen gesundheitsförderlich zu gestalten und Beschäftigten Unterstützung zu gesundem Arbeitsverhalten zu bieten. Vorgaben aus dem Arbeitsschutzgesetz, der Arbeitsstättenverordnung und die Gefahrstoffverordnung geben dem BGM den rechtlichen Rahmen.

Laut der Studie whatsnext 2020[1] steigt die Bedeutung des BGM kontinuierlich. 80 % der befragten Unternehmen halten ein umfassendes BGM in Krisenzeiten für gleichbleibend wichtig bzw. wichtiger denn je. 85,5 % der Geschäftsführer stuften das BGM gar als Erfolgsfaktor ein!

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