Coronapandemie

Kurzarbeitergeld: Erleichterter Zugang endet


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Kurzarbeit 2023: Voraussetzungen, Anspruch, Dauer, Höhe

Um Unternehmen und Beschäftigten in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld Sicherheit zu verschaffen, gab es erleichterte Zugangsvoraussetzungen zum Kurzarbeitergeld. Diese laufen nun am 30. Juni 2023 aus.

Ende 2020 wurde der vereinfachte Zugang zum Kurzarbeitergeld geschaffen. Nach den Worten von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil wird dieser nun aber nicht über Ende Juni hinaus verlängert. 

Erleichterter Zugang zum Kurzarbeitergeld: Historie

Bereits Ende 2020 sind das Gesetz zur Beschäftigungssicherung infolge der Covid-19-Pandemie (Beschäftigungssicherungsgesetz) zusammen mit der "Ersten Verordnung zur Änderung der Kurzarbeitergeldverordnung" sowie der "Zweiten Verordnung über die Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld" in Kraft getreten.

Mit der "Zweiten Verordnung zur Änderung der Kurzarbeitergeldverordnung" wurden die Zugangserleichterungen zum Kurzarbeitergeld dann um drei Monate bis Ende Juni 2021 erweitert.

Erneut um drei Monate verlängert wurden die Zugangserleichterungen anschließend mit der "Dritten Verordnung zur Änderung der Kurzarbeitergeldverordnung" bis zum 30. September 2021.

Mit der "Vierten Verordnung zur Änderung der Kurzarbeitergeldverordnung" wurde die Zugangserleichterung auf alle Betriebe unabhängig vom Zeitpunkt der Einführung der Kurzarbeit ausgeweitet und die volle Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge bis zum 31. Dezember 2021 verlängert.

Die Verlängerung der Erleichterungen für den Bezug des Kurzarbeitergelds bis zum 31. März 2022 erfolgte mit der "Kurzarbeitergeld­verlängerungs­verordnung" (KugverlV).

Mit dem "Gesetz zur Verlängerung von Sonderregelungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie beim Kurzarbeitergeld und anderer Leistungen" wurden die bestehenden Sonderregelungen erneut verlängert, bis zum 30. Juni 2022. 

In der "Kurzarbeitergeldzugangsverordnung" (KugZuV), die am 22. Juni 2022 vom Bundeskabinett beschlossen wurde, erfolgt eine weitere Verlängerung der Zugangserleichterungen zum Kurzarbeitergeld bis zum 30. September 2022.

Am 14. September 2022 hatte das Bundeskabinett die  "Verordnung zur Änderung der Kurzarbeitergeldzugangsverordnung" beschlossen. Die Regelungen zum erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld galten damit bis 31. Dezember 2022. 

Mit der "Verordnung über den erweiterten Zugang zum Kurzarbeitergeld" wurden die Erleichterungen beim Zugang zum Kurzarbeitergeld und die Öffnung des Kurzarbeitergeldbezugs für Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer bis zum 30. Juni 2023 verlängert. 

Ab dem 1. Juli 2023 gelten wieder die regulären Zugangsvoraussetzungen zum Kurzarbeitergeld.

Wann kann Kurzarbeitergeld beantragt werden?

Der Anspruch auf Kurzarbeitergeld muss grundsätzlich auf einem unabwendbaren Ereignis oder auf wirtschaftlichen Gründen beruhen (§ 96 SGB III). Dies trifft etwa dann zu, wenn Lieferungen ausbleiben und die Produktion eingeschränkt werden muss. Ein unabwendbares Ereignis liegt auch dann vor, wenn etwa durch staatliche Schutzmaßnahmen Betriebe geschlossen werden. Ob die Voraussetzungen für die Gewährung des Kurzarbeitergelds vorliegen, entscheidet die zuständige Agentur für Arbeit. 

Voraussetzung für den Bezug von Kurzarbeitergeld

Unternehmen, die aufgrund der weltweiten Krankheitsfälle durch das Coronavirus Kurzarbeit anordnen mussten und es dadurch zu Entgeltausfällen gekommen ist, konnten Kurzarbeitergeld erhalten. Diese Leistung musste vom Arbeitgeber beantragt werden.

Voraussetzung für den Bezug von Kurzarbeitergeld ist, dass die üblichen Arbeitszeiten vorübergehend wesentlich verringert sind. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn aufgrund des Coronavirus Lieferungen ausbleiben und dadurch die Arbeitszeit verringert werden muss oder staatliche Schutzmaßnahmen dafür sorgen, dass der Betrieb vorübergehend geschlossen wird. Grundsätzlich ist das Ziel von Kurzarbeit, dass Beschäftigte vorübergehend weniger Stunden leisten, um nicht gekündigt zu werden.

In diesem Video von Haufe sind die Voraussetzungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld kompakt und übersichtlich zusammengefasst.

Erleichterter Zugang zum Kurzarbeitergeld

Mit den erleichterten Voraussetzungen wurde die Gewähr dafür geschaffen, dass durch die Coronakrise möglichst kein Unternehmen in Deutschland in die Insolvenz gerät und ein Arbeitsplatzverlust vermieden wird. Die Regelungen im Überblick:

  • Absenken des Quorums der im Betrieb Beschäftigten, die vom Arbeitsausfall betroffen sein müssen, auf bis zu 10 Prozent. Zum Hintergrund: Zuvor mussten mindestens ein Drittel der Belegschaft von Arbeitszeitreduzierungen betroffen sein, bevor Kurzarbeitergeld gewährt wird (§ 96 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 SGB III).
  • Teilweise oder vollständiger Verzicht auf den Aufbau negativer Arbeitszeitsalden. Zum Hintergrund: Zuvor mussten in Betrieben, in denen Vereinbarungen zu Arbeitszeitschwankungen bestehen, diese zur Vermeidung von Kurzarbeit eingesetzt werden (§  § 96 Abs. 4 Satz 2 Nr. 3 SGB III).

Wichtig: Ab dem 1. Juli 2023 gelten wieder die regulären Zugangsvoraussetzungen zum Kurzarbeitergeld.

Anspruch auf Kurzarbeitergeld für Leiharbeitnehmende

In der Zeit vom 1. Oktober 2022 bis 30. Juni 2023 bestand die Möglichkeit, dass auch Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer Anspruch auf Kurzarbeitergeld haben. Ab dem 1. Juli 2023 besteht für diese Personengruppe kein Anspruch mehr auf Kurzarbeitergeld.

Erstattung der SV-Beiträge durch die Agentur für Arbeit

Die vollständige Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge während der Kurzarbeit endete am 31. Dezember 2021. Durch die "Kurzarbeitergeld­verlängerungs­verordnung" war in der Zeit vom 1. Januar 2022 bis 31. März 2022 die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge durch die Bundesagentur für Arbeit nur noch in Höhe von 50 Prozent möglich.

Trotzdem hatten Arbeitgeber in dieser Zeit die Möglichkeit, die anderen 50 Prozent der Sozialversicherungsbeiträge erstattet zu bekommen. Nämlich dann, wenn die Beschäftigten während der Kurzarbeit an einer unter bestimmten Voraussetzungen geförderten beruflichen Weiterbildung teilgenommen haben. Auch konnten die Lehrgangskosten für diese Weiterbildungen abhängig von der Betriebsgröße ganz oder teilweise erstattet werden. 

Seit dem 1. April 2022 werden die Sozialversicherungsbeiträge den Arbeitgebern weiter zur Hälfte erstattet, allerdings nur noch, wenn die Kurzarbeit mit Qualifizierung verbunden wird und vor dem 31. Juli 2024 begonnen wurde. 

Höhe des Kurzarbeitergelds

Das Kurzarbeitergeld richtet sich nach dem pauschalierten Nettoentgeltausfall im jeweiligen Anspruchsmonat. Es beträgt 60 Prozent beziehungsweise 67 Prozent der sogenannten Nettoentgeltdifferenz. Den höheren Leistungssatz von 67 Prozent erhalten Arbeitnehmende, 

  • die mindestens ein Kind (i. S. d. § 32 Abs. 1, 3 bis 5 EStG) haben sowie
  • deren Ehegatte oder Lebenspartner mindestens ein Kind in diesem Sinne hat, wenn beide Ehegatten oder Lebenspartner unbeschränkt einkommensteuerpflichtig sind und nicht dauernd getrennt leben.

Für die übrigen Berechtigten gilt der allgemeine Leistungssatz in Höhe von 60 Prozent.

Kurzarbeitergeld: Erhöhung während der Coronapandemie

Um vor allem die Einkommensverluste von Geringverdienern auszugleichen, wurde bereits im Mai 2020 die Erhöhung des Kurzarbeitergelds beschlossen. Die Erhöhung des Kurzarbeitergelds erfolgte gestaffelt. Von der Erhöhung profitierten Arbeitnehmende, deren Arbeitszeit aufgrund von Kurzarbeit um mindestens 50 Prozent reduziert wurde. Ab dem vierten Monat der Kurzarbeit erhielten diese Personen 70 Prozent beziehungsweise 77 Prozent (mit Kind) Kurzarbeitergeld. Ab dem siebten Monat des Bezugs erfolgte eine Erhöhung auf 80 Prozent beziehungsweise 87 Prozent (mit Kind).

Diese Regeln wurden zunächst mit dem Beschäftigungssicherungsgesetz über den 31. Dezember 2020 hinaus bis zum 31. Dezember 2021 für alle verlängert, deren Anspruch auf Kurzarbeitergeld bis zum 31. März 2021 entstanden ist. Eine erneute Verlängerung bis zum 31. März 2022 erfolgte mit dem "Gesetz zur Stärkung der Impfprävention gegen Covid-19 und zur Änderung weiterer Vorschriften im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie". Mit dem "Gesetz zur Verlängerung von Sonderregelungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie beim Kurzarbeitergeld und anderer Leistungen" galten die höheren Leistungssätze bis zum 30. Juni 2022. Diese Regelung ist ausgelaufen.

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Hinzuverdienst während Kurzarbeit

Hat die oder der Beschäftigte schon vor Beginn der Kurzarbeit eine Nebentätigkeit durchgeführt, hat das keine Auswirkungen. Der Nebenverdienst wird nicht auf das Kurzarbeitergeld angerechnet.

Nehmen Beschäftigte während des Bezugs von Kurzarbeitergeld eine Nebentätigkeit auf, liegt eine Erhöhung des tatsächlichen erzielten Entgelts vor. In diesem Fall wird das daraus erzielte Entgelt auf das Kurzarbeitergeld angerechnet.

Entgelt, welches aus einer während der Kurzarbeit aufgenommenen, geringfügig entlohnten Beschäftigung erzielt wurde, blieb befristet bis zum 30. Juni 2022 anrechnungsfrei beim Kurzarbeitergeld. 

Erweiterte Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld

Die Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld wurde mit der "zweiten Kurzarbeitergeldbezugsdauerverordnung" von regulär zwölf auf bis zu 24 Monate erweitert. Mit der "Kurzarbeitergeld­verlängerungs­verordnung" wurde die maximale Bezugsdauer des Kurzarbeitergelds von bis zu 24 Monaten für diejenigen, deren Anspruch auf Kurzarbeitergeld bis zum 31. März 2021 entstanden ist, für weitere drei Monate bis zum 31. März 2022 verlängert.

Mit dem "Gesetz zur Verlängerung von Sonderregelungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie beim Kurzarbeitergeld und anderer Leistungen" wurde die maximale Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf 28 Monate verlängert. Auch diese Sonderregelung endete zum 30. Juni 2022.

Kein Kurzarbeitergeld für Minijobs

Arbeitgeber können Kurzarbeitergeld nur für die Arbeitnehmenden beantragen, die auch versicherungspflichtig in der Arbeitslosenversicherung sind. Geringfügig entlohnt Beschäftigte sind versicherungsfrei in der Arbeitslosenversicherung, für sie kann daher nach wie vor kein Kurzarbeitergeld beantragt werden.

Kurzarbeitergeld: steuerliche Besonderheiten

Das Kurzarbeitergeld ist steuerfrei, unterliegt aber dem sogenannten Progressionsvorbehalt und kann deswegen zu einer Steuernachzahlung führen. (Mehr dazu lesen Sie im Beitrag "Coronavirus: Steuerliche Behandlung von Lohnersatzleistungen"). Arbeitnehmende, die mehr als 410 Euro Kurzarbeitergeld im Jahr erhalten haben, sind zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet.

Tipp: Weisen Sie Mitarbeitende, die in Kurzarbeit waren, rechtzeitig darauf hin, dass sie unter Umständen bis 31. Juli eine Steuererklärung erstellen müssen. Hier finden Sie Informationen zum Kurzarbeitergeld in der Steuererklärung.


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Schlagworte zum Thema:  Kurzarbeitergeld , Kurzarbeit , Coronavirus
18 Kommentare
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C

Carlo Bastian Nogossek

Wed Dec 08 16:13:26 CET 2021 Wed Dec 08 16:13:26 CET 2021

Hallo, nachdem wir zum Anfang der Pandemie Kurzarbeit angezeigt hatten, sind wir zum 1.9.21 mit der gesamten Belegschaft aus dem KuG raus. Neue Mitarbeiter wurden eingestellt etc. Nun stehen wir wieder vor der Schließung und müssen KuG anmelden. Kann ich für Arbeitnehmer die zum 1.9.21 eingestellt wurden für Dez. 21 und darüber hinaus KuG beantragen? Vielen Dank

Sun Jan 17 14:32:28 CET 2021 Sun Jan 17 14:32:28 CET 2021

Haufe Online Redaktion: Dieser Text wurde redaktionell gelöscht.

Wed Jan 13 08:15:24 CET 2021 Wed Jan 13 08:15:24 CET 2021

Haufe Online Redaktion: Dieser Text wurde redaktionell gelöscht.

D

DL2020

Fri Jul 10 12:54:30 CEST 2020 Fri Jul 10 12:54:30 CEST 2020

Hallo, ich arbeite momentan unter 50% der ursprünglich vertraglich geregelten Arbeitszeit von 8 Stunden täglich. In diesem Monat wurden mir 2 Wochen Urlaub genehmigt. Da der Urlaub mit 8 Stunden ausgezaht wird, liege ich mit den restlichen geleisteten Arbeitsstunden bei über 50% meiner monatlichen Arbeitsstunden. Steht mir somit nicht die Erhöhung auf 70% Kurzarbeiterged zu?

G

Gerd Endel

Fri Jun 05 17:27:00 CEST 2020 Fri Jun 05 17:27:00 CEST 2020

Wie verhält es sich, wenn Beschäftigte in der Kurzarbeit wegen des Kontaktes mit einer infizierten Person unter Quarantäne gestellt werden. Unser Mitarbeiter hat Kurzarbeit mit 50 v.H. seiner Vollarbeitszeit und erhält damit ein entsprechend gekürztes Entgelt sowie das Kurzarbeitergeld. Bei einer Quarantäne steht das gekürzte Entgelt nicht mehr zu. Wie ist hier die Rechtslage?

N

NW2020

Sun May 24 12:12:01 CEST 2020 Sun May 24 12:12:01 CEST 2020

Sehr geehrte Frau Lang,
kann der Anteil an Kurzarbeit von der "Anzeige über Arbeitsausfall"abweichen. Bspw. wurde im erstmaligen Antrag die Reduzierung der Arbeitszeit um 40% angegeben. Im Laufe der Zeit hat sich die wirtschaftliche Situation weiter verschlechtert und eine Reduzierung um 100% (d.h., keine Arbeitsleistung der Mitarbeiter) ist erforderlich (bspw. März 40% und Juni 100%). Ist dies möglich und allein im KUG-Antrag für den Monat zu beantragen oder Bedarf es einer erneuten Genehmigung durch die BA. Herzlichen Dank!

C

ChrisZi

Mon Apr 20 17:08:08 CEST 2020 Mon Apr 20 17:08:08 CEST 2020

Besteht als Arbeitnehmer ein Anspruch auf KAG? Hintergrund, kleines Friseurunternehmen, 6 Wochen auf Grund Corona-Lage bis 04.05. geschlossen, und der Arbeitgeber möchte auf das KAG nicht für den einzigen Mitarbeiter beantragen. Die 6 Wochen dann mit Urlaubsanspruch und nachträglichen "abbummeln"

M

Marion Lang

Mon Mar 30 17:24:55 CEST 2020 Mon Mar 30 17:24:55 CEST 2020

Frage zu Geringfügig Beschäftigten, Krankheit und Erstattung aus Umlageverfahren U1:
Geringfügig Beschäftigte erhalten kein KuG, es sei denn, sie arbeiten auf Lohnsteuerkarte. Unser Unternehmen hat Kurzarbeit angemeldet, unsere geringfügig Beschäftigten haben keinen Anspruch auf KuG, kann U1 bei Erkrankung für diese beantragt werden?

T

Thilo Meier

Tue Mar 17 17:33:20 CET 2020 Tue Mar 17 17:33:20 CET 2020

Hallo, gibt es Kurzarbeit auch für den Betriebsrat eines Unternehmens oder für einzelne Mitglieder des Betriebsrats ?