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Eisspeicher: Erfahrungen mit innovativer Technologie

Heizen mit Eis – dieser Ansatz sorgt in der breiten und physikalisch nicht sonderlich bewanderten Öffentlichkeit noch immer für Kopfschütteln. Doch in der Wohnungswirtschaft ist mittlerweile eine Reihe von Projekten mit Eisspeichern realisiert worden. Die Erfahrungen der Unternehmen fallen dabei sehr unterschiedlich aus.

Unterschiedliche Erfahrungen mit Eisspeichern

In Rostock äußert man sich fast schon euphorisch. „Wir sind sehr zufrieden mit dieser Technologie“, heißt es beim städtischen Wohnungsunternehmen WIRO Wohnen in Rostock Wohnungsgesellschaft mbH, die 2015 in zwei Neubauten im Fritz-Meyer-Scharffenberg-Weg eine Eisspeicherheizung in Betrieb nahm. „Die Anlage arbeitet reibungslos.“

Ganz anders klingt es bei der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, die ebenfalls 2015 in ihrem Energiehaus Plus auf dem Riedberg in Frankfurt/Main ein innovatives Energiekonzept inklusive Eisspeicher realisierte.

„Die praktische Umsetzung hält noch nicht, was der theoretische Anspruch verspricht. Auch wirtschaftlich können wir im Moment kein positives Fazit ziehen“, Jens Duffner, Leiter der Unternehmenskommunikation der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt

Eine Technologie, zwei Meinungen – das Potenzial von Eisspeichern wird in der Wohnungswirtschaft sehr unterschiedlich eingeschätzt. Dabei verspricht die Technologie gleich mehrere Vorteile: Mit Eisspeichern lässt sich auf eine Art und Weise heizen und kühlen, die sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel der Mieter schont und die zudem die Möglichkeit bietet, zeitweise anfallende Stromüberschüsse in Wärme umzuwandeln.

Wie funktioniert ein Eisspeicher?

Konkret handelt es sich beim Eisspeicher um einen bis zu 1.500 Kubikmeter großen, unterirdischen Behälter, der mit normalem Leitungswasser gefüllt ist. Dieser Speicher dient sowohl zum Heizen (im Winter) als auch zum Kühlen (im Sommer). „In der Heizperiode entzieht die Wärmepumpe dem Eisspeicher so viel Wärme, dass dieser auf Null Grad Celsius abkühlt und dann zu vereisen beginnt“, schildert Bernd Schwarzfeld vom Hamburger Ökoplan Büro für zeitgemäße Energieanwendung das Prinzip.

Der Clou dabei: Wenn Wasser zu Eis wird, wird Kristallisationsenergie frei, die mithilfe einer Wärmepumpe zum Heizen oder zur Warmwasserbereitung genutzt werden kann. Zum Ende des Winters ist der Speicherinhalt dann weitgehend gefroren, sodass er als Kältequelle für die Gebäudekühlung zur Verfügung steht. Ein Eisspeicher steht somit nie allein, sondern wird immer zusammen mit anderen Komponenten eingesetzt, nämlich einer Wärmepumpe sowie in der Regel einem Feld aus Solarkollektoren oder -absorbern, die Wärme aus der Sonne und der Außenluft gewinnen.