3 Fragen an Gregor Grassl

Wenn die Stadt Fieber hat


Immobilien und Hitzewellen: 3 Fragen an Gregor Grassl

Hitzewellen nehmen zu, Städte werden immer mehr zu Urban Heat Islands. Wie können Kommunen und Immobilienwirtschaft effektiv dagegensteuern? Drei Fragen an Georg Grassl, Associate Partner bei Drees & Sommer.

Herr Grassl, viele Menschen klagen schon jetzt über Hitzewellen. Wir steuern auf eine durchschnittliche globale Erwärmung um drei Grad bis 2100 zu – in Städten, die als Hitzeinseln gelten, kann sie sogar bis zu sechs Grad betragen. Muss uns das Sorgen machen?

Georg Grassl: Einige Menschen sagen vielleicht: "Schön, in Stuttgart herrschen bald Bedingungen wie in Süditalien, wo ich sonst Urlaub mache. Das passt mir ganz gut." Aber wenn man den menschlichen Körper als Vergleich nimmt, bedeutet eine Temperaturerhöhung um ein, zwei oder drei Grad erhöhtes Fieber – und dann sind wir krank. Wir müssen uns vorstellen, dass unsere Städte durch diese Erwärmung ebenfalls krank werden.

Die komplette L'Immo-Folge mit Jörg Seifert und Gregor Grassl                                                        

Wir müssen jetzt klimaangepasst bauen und unsere Städte sanieren. Der Vorteil ist: Maßnahmen zur Energieeinsparung, allen voran Dämmung, schützen gleichzeitig auch vor Hitze. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Gleichzeitig sollten wir darauf achten, nicht zu viel Glas in unseren Gebäuden zu verbauen, auch wenn wir es gerne hell haben. Wo viel Glas vorhanden ist, ist ein guter Sonnenschutz wichtig.

Klimaanpassung in Städten: Von der Analyse zur Umsetzung

Sind die Immobilienbranche und Kommunen einfach zu langsam, um daran etwas zu ändern oder fehlt es am Willen?

Städte sind über Jahrhunderte gewachsen und lassen sich nicht von heute auf morgen komplett verändern. Aber es gibt Vorreiterprojekte, die meist schon strategisch mit Klimaschutzkonzepten arbeiten. Sie haben genau analysiert, wo die Hotspots – im wahrsten Sinne des Wortes – in der Stadt liegen und ob es dabei besonders auffällige Stellen gibt, an denen Maßnahmen spürbare Wirkung erzielen können.

Vor allem in Bereichen um Seniorenheime oder Schulen, wo besonders hitzeanfällige Menschen leben, wird gezielt gehandelt. In Rastatt haben wir zum Beispiel mit der Stadt 1.000 neue Bäume zur Kühlung gepflanzt. Dazu kommen weitere Maßnahmen, die in solchen Kommunen gründlich analysiert und dann zügig umgesetzt werden – oft mit Hilfe von Fördermitteln.

Wenn kein Platz für Bäume ist: Alternativen im Hitzeschutz

Bäume zu pflanzen hört man oft als Lösung gegen Hitze. Wo sollen in dicht bebauten Innenstädten noch Bäume hin?

In Städten ist tatsächlich oft wenig Wurzelraum vorhanden – selbst wenn Platz zu sein scheint, stehen zahlreiche Leitungen im Untergrund im Weg. Aber es gab früher auch sogenannte Wandbäume: Man kann Fassaden oder Dächer begrünen, und da haben wir noch viel Potenzial. Das Grün direkt ans Gebäude zu bringen, ist eine sehr gute Möglichkeit.

Außerdem gibt es viele weitere Maßnahmen – zum Beispiel Verschattungen durch Pergolen oder die gegenseitige Verschattung von Gebäuden, sodass ganze Straßenzüge kühler bleiben. Es gibt also durchaus viele Möglichkeiten, wie man Hitze in Städten begegnen kann.

Dies ist ein redaktionell bearbeiteter Auszug aus der L’Immo-Folge mit Gregor Grassl. 


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