Expo Real: Vor- und Nachteile der virtuellen Messe

Wenn die Immobilienmesse Expo Real am 14. Oktober ihre Pforten öffnet, dann nicht nur in den Münchner Messehallen, sondern im Corona-Jahr auch digital. Eine virtuelle Messe ist für viele Besucher neu. Wie sollten Sie sich vorbereiten? Worauf müssen Sie achten? Und: Wie funktioniert das alles genau?

Die Teilnahme an der Expo Real ist in diesem Jahr sowohl analog als auch digital möglich. Wer nicht vor Ort in München dabei ist, kann sich virtuell zuschalten, Fachvorträge verfolgen und den Referenten online Fragen stellen. Über digitale Plattformen haben die virtuellen Besucher zudem die Möglichkeit, sich über das Angebot der Aussteller zu informieren, Anfragen zu tätigen oder Geschäfte abzuwickeln. Weiterhin sind auch die Teilnehmer untereinander über virtuelle Räume vernetzt und können so gegenseitig in Kontakt treten – ähnlich wie sonst am Stehtisch in der Messehalle.

"Virtuelle Messen funktionieren in vielerlei Hinsicht genauso wie klassische Live-Events." Martin Schulz, Geschäftsführer der Expo-IP GmbH, Darmstadt

Martin Schulz ist Experte für virtuelle Veranstaltungen: Sein Unternehmen bietet hierfür bereits seit mehr als zehn Jahren technische Lösungen an. Registrieren, einloggen, Account freischalten: Der Zugang zu einer virtuellen Messe sei in der Regel selbsterklärend, meint Schulz, genauso wie das Nutzen der Angebote. Viel falsch machen könne man nicht.

Auf virtuellen Veranstaltungen sichtbar werden

Wichtig für den virtuellen Besucher, so meint Sun Jensch, Geschäftsführerin des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, sei es, sich "sichtbar" zu machen - also alle Angebote, die die digitale Teilnahme ermöglicht, auch zu nutzen: in Vorträgen Fragen zu stellen oder in Chaträumen mit anderen Besuchern in Kontakt zu treten. Das sei zwar nicht dasselbe wie ein persönliches Treffen, aber in Corona-Zeiten immerhin eine Möglichkeit zum Netzwerken. Für die Aussteller gelte es vor allem, "die virtuellen Minuten und Stunden spannend zu gestalten", so Sun Jensch – sonst schalteten die digitalen Messebesucher ihren Rechner schnell wieder aus.


Videokonferenz

Digitaler Messebesuch ist auf Effizienz ausgelegt

Eine digitale Messe zu besuchen, sei sehr einfach, sagt Martin Schulz - "aber sie ist auch genauso leicht wieder zu verlassen". Das sei einer der Nachteile von virtuellen Veranstaltungen.

"Das Besucherverhalten ist komplett anders." Martin Schulz, Geschäftsführer der Expo-IP GmbH

Während es bei einem herkömmlichen Messebesuch klar sei, dass man sich auf jeden Fall den ganzen Tag - oder sogar mehrere - Zeit nehme und sich beim Schlendern entlang der Stände von dem einen oder anderen Angebot inspirieren lassen könne, sei der Besuch einer virtuellen Messe deutlich mehr auf Effizienz angelegt. Das müssten auch Aussteller und Vortragsreferenten wissen und schneller zum Punkt kommen als bei analogen Formen.

Umgekehrt sei jedoch genau auch diese Effizienz der große Vorteil der digitalen Formate, so Martin Schulz. Statt einen ganzen Tag auf einer Messe zu verbringen und dann am Abend festzustellen, dass es doch nicht so viel gebracht hat wie erhofft, können digitale Messebesucher sich jederzeit wieder aus den Angeboten ausloggen und ihre (Arbeits-)Zeit anderweitig nutzen. Das spart Unternehmen Geld - hinzu kommt, dass Reisekosten wegfallen. Gleichzeitig haben Firmen die Möglichkeit, dass viel mehr Mitarbeiter das digitale Messeangebot nutzen und sich beispielsweise lediglich ein oder zwei spezielle Vorträge anhören. Zu physischen Messen fährt indes häufig nur ein Mitarbeiter oder ein kleines Team.

Gezieltere Kundenansprache

Aussteller und Referenten der Messe wiederum wüssten: Wenn sich jemand einen Vortrag bis zum Schluss anhört oder explizit nach Informationen am virtuellen Messestand verlangt, dann hat er wirklich Interesse am Unternehmen oder dem Produkt, sagt Martin Schulz: "Dadurch kann ich ihn danach viel gezielter als neuen Kunden gewinnen."

Und das Netzwerken? Klar, das liege nicht jedem auf digitalem Weg, so Martin Schulz. Aber die Gesellschaft verändere sich. Selbst Geschäfte über größere Summen seien heutzutage nicht mehr unbedingt an "den physischen Handschlag" gebunden, weiß er aus Erfahrungen in seinem eigenen Unternehmen: "Die Zeiten sind einfach vollkommen andere."

Womöglich wird es deshalb auch nach Corona deutlich mehr virtuelle Messen oder hybride Formate geben. Polis-Convention-Gründer und -Veranstalter Prof. Dr. Johannes Busmann denkt darüber bereits nach: "Wir nehmen die digitale Messe längst nicht mehr als Ersatz war, sondern als völlig neue Qualität der Kommunikation. Das motiviert uns, im kommenden Jahr die beiden unterschiedlichen Qualitäten der Begegnung und Informationsvermittlung parallel zu realisieren und zu integrieren."

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