Heizkosten und Strombedarf: So geht Sparen mit Sanierung

Deutlich mehr Tempo bei der energetischen Gebäudesanierung ist unverzichtbar für eine bezahlbare Wärmewende. Bleibt der Sanierungsstau bestehen, drohen ein explodierender Strombedarf und damit Milliardenkosten für Haushalte und Netze.
Das sind Ergebnisse einer Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF).
Auch volkswirtschaftlich zeigt sich demnach der Nutzen: Effizienzmaßnahmen stärken die regionale Wertschöpfung, sichern Arbeitsplätze und reduzieren Energieimporte. Bereits heute arbeiten rund 600.000 Menschen im Bereich der Gebäudesanierung.
Studie: Sanierte Gebäude senken den Energiebedarf
"Ohne Gebäudesanierung vervielfacht sich der Strombedarf – mit gravierenden Folgen für Netze, Heizkosten und Versorgungssicherheit", sagt Janis Bergmann, Leitautor der IÖW-Studie. Das Zusammenspiel von Energieeffizienz und Dekarbonisierung bleibe zentral für die Umsetzung der Wärmewende.
Allein für dezentrales Heizen und Warmwasser würden 153 Terrawattstunden (TWh) Strom pro Jahr benötigt, wenn nicht weiter energetisch saniert werde. Das entspricht laut Studie der Stromerzeugung von zirka zweihundert Gaskraftwerken mit jeweils 500-Megawatt (MW) Leistung oder 98 GW installierte Kraftwerksleistung, also dem dreifachen der heute installierten Gaskraftwerke.
Das Fazit der Wissenschaftler: Sanierte Gebäude dämpfen Lastspitzen im Winter, erhöhen die Netzflexibilität, reduzieren den Netzausbaubedarf und senken den Energiebedarf.
Je besser die Sanierung, desto höher die Kostenentlastung
"Effizienz schützt Eigentümer wie Mieter", so die Studienautoren, die vorrechnen: In einem unsanierten, kleinen Einfamilienhaus müsse je nach Energiepreisentwicklung mit etwa 60.000 Euro bis 120.000 Euro reinen Energiekosten bis zum Jahr 2045 gerechnet werden – werde auf das Niveau Effizienzhaus 70 saniert, würden die Energiekosten um zwei Drittel sinken, bei einem Effizienzhaus 55 sogar auf ein Viertel.
Demnach können sich auch ambitionierte energetische Sanierungen lohnen, vor allem, wenn ohnehin Instandhaltungsmaßnahmen anstehen. Wir groß der Nutzen sei, hänge vom einzelnen Gebäude, der konkrete Ausgestaltung der Modernisierung sowie die finanziellen und regulatorischen Rahmenbedingungen an. "Je höher die Energie- und CO2-Kosten steigen, desto größer der Wert von Effizienzmaßnahmen auch aus Perspektive der Haushalte in den Gebäuden", heißt es in der DENEFF-Studie.
IÖW-Studie "Die Rolle der Gebäudeeffizienz für die Wärmewende" (Download)
CO2-Bilanz in Wohngebäuden verbessern – das Modell Berlin
Gebäudetyp, Baujahr und Lage entscheiden über die Dringlichkeit der energetischen Optimierung von Immobilien. Eine Analyse am Modell Berlin zeigt, wie groß das Potenzial ist. Die Ergebnisse basieren auf dem CO2-Rechner von Wüest Partner, mit dem Energiebedarf und Emissionen einzelner Immobilien ermittelt werden können. Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser wurden für die Studie zusammengefasst.
Mit rund 300.000 Wohngebäuden verursacht Berlin pro Jahr rund 14 Millionen Tonnen betriebliche CO2-Emissionen. Im Durchschnitt benötigt ein Wohngebäude demnach 217 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter und Jahr, was zu einem Emissionswert von 62 Kilogramm CO2-Äquivalenten führt. Zum Vergleich: Der Wert bundesweit liegt bei durchschnittlich 60 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Quadratmeter und Jahr.
Die besten 15 Prozent der Berliner Wohngebäude emittieren nach Angaben von Wüest Partner weniger als 29 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Quadratmeter und Jahr. Diese Benchmark sei besonders wichtig, da die EU-Taxonomie für Gebäude im Bestand definiere, dass die besten 15 Prozent im regionalen Kontext als taxonomiekonform gelten.
Neben einer Bestandsaufnahme der Energiebedarfe und Emissionen liefert der CO2-Rechner auch Ansatzpunkte für Maßnahmen zur energetischen Sanierung, da die Ergebnisse zeigen, in welchen Gebieten sich der Ausbau von Fernwärmenetzen lohnt oder wo dezentrale Lösungen die sinnvollere Alternative sind.
"Der deutsche Gebäudebestand auf dem Weg zur Klimaneutralität" (Download)
Sparpotenziale erkennen mit dem Co2online-Stromcheck
Was den Stromverbrauch betrifft, sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern erheblich: Während ein Einwohner aus Sachsen pro Jahr im Schnitt nur 1.075 Kilowattstunden (kWh) verbraucht, liegt der Verbrauch im Saarland mit 1.365 kWh knapp 300 kWh höher. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Stromspiegels, der von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online veröffentlicht wurde.
Auch finanziell macht sich der Unterschied bemerkbar: In Sachsen liegen die Stromkosten demnach pro Kopf bei rund 430 Euro pro Jahr, im Saarland bei 545 Euro. Damit zahlt ein Haushalt im Saarland 27 Prozent mehr für Strom als ein Haushalt in Sachsen. Die niedrigsten Pro-Kopf-Verbräuche wurden neben Sachsen in Thüringen (1.115 kWh) und Mecklenburg-Vorpommern (1.125 kWh) gemessen. Am meisten Strom wird im Saarland (1.365 kWh), Rheinland-Pfalz (1.350 kWh) und Nordrhein-Westfalen (1.340 kWh) verbraucht. Insgesamt liegt der bundesweite Durchschnitt bei 1.240 kWh pro Kopf und 495 Euro Stromkosten jährlich.
"Der Stromverbrauch hängt nicht nur vom Verhalten ab, sondern auch von der Anzahl und der Energieeffizienz der Haushalts- und Elektronikgeräte", sagt Alexander Steinfeldt, Energieexperte bei co2online. "Wer versteht, woher der hohe Verbrauch kommt, kann gezielt gegensteuern." Ein kostenloser Stromcheck von co2online zeigt, ob der eigene Stromverbrauch zu hoch ist, und gibt Tipps zum Energiesparen.
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