Hochhausrahmenplan: Neue Wolkenkratzer für Frankfurt

Die Stadt Frankfurt am Main will im ersten Quartal 2022 den lange erwarteten aktualisierten Hochhausrahmenplan vorstellen. Geplant sind wohl knapp ein Dutzend neue Wolkenkratzer, wie jetzt bekannt wurde – vor allem im Bankenviertel, am nördlichen Mainufer und im Ostend.

Mit einer Studie der Architekten Jourdan & Müller aus dem Jahr 1998, die im Jahr 2000 als Hochhausentwicklungsplan (auch Hochhausrahmenplan) beschlossen wurde, startete der durchgeplante Bau zunächst wegen der hohen Nachfrage nach Arbeitsflächen vor allem von Bürotürmen. Erstmals überarbeitet wurde der Rahmenplan für die städtebauliche Entwicklung im Jahr 2008. Ziel war es, die Hochhaussilhouette der Stadt "endgültig zu einer fernwirksamen Skyline" zu verdichten, hieß es vom Frankfurter Stadtplanungsamt. Im Jahr 2000 machten sich die Planer an die Fortschreibung des Hochhausentwicklungsplans 2008, der eigentlich schon 2021 vorliegen sollte.

Nun soll es voraussichtlich im ersten Quartal 2022 so weit sein: In dem neuen erweiterten Hochhausrahmenplan sollen "Standorte für knapp ein Dutzend neuer Hochhäuser präsentiert werden", wie der Sprecher des Planungsdezernats, Mark Gellert, sagte. Der neue Hochhausrahmenplan muss anschließend von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden.

Wo ist noch Platz für Büro- und Wohntürme?

Wo könnten langfristig neue Wolkenkratzer in der Bankenmetropole entstehen? Im neuen Hochhausentwicklungsplan haben Büros aus den Bereichen Architektur und Stadtplanung geprüft, wo es noch Platz für Hochhäuser gibt: Auf den ersten Blick bieten sich das Bankenviertel, das westliche und nördlichen Mainufer und das Ostend an. Das Messegelände mit dem Europaviertel ist im neuen Rahmenplan offenbar nicht dabei.

Laut Planungsdezernat sind derzeit insgesamt schon zirka 18 Hochhäuser in Planung oder im Bau. Statt auf klassische Büro- und Bankentürme soll künftig vermehrt auf einen Mix – etwa mit Wohnungen und Gastronomie – gesetzt werden. Diese sogenannten Hybridtürme waren lange Zeit eher aus New York oder Singapur bekannt.

Hochhausbau in Clustern und hybrid

Schon der aktuelle Hochhausrahmenplan regelt, dass die (meisten) Hochhäuser nicht vereinzelt, sondern in Gruppen (Clustern) stehen – dadurch entsteht die markante Skyline, das Wahrzeichen der Mainmetropole. Solche Cluster gibt es bereits im Bankenviertel und am Messegelände. Mögliche negative Auswirkungen auf benachbarte Wohngebiete oder die Verschattung der Umgebung wurden in dem Plan ebenfalls überprüft. Die Stadt soll behutsam weiterentwickelt werden.

Zwischen Innenstadt und Bankenviertel sollen für das Projekt "Four" bis 2023 gleich vier Türme wachsen, der kleinste soll 100, der größte 233 Meter messen. In dem Komplex des Projektentwicklers Groß & Partner sind 600 Wohnungen geplant, davon knapp 80 sozial geförderte. Dazu kommen allen voran Büros sowie Restaurants, Läden und eine öffentliche Dachterrasse. Ein erster Wolkenkratzer wächst bereits deutlich in die Höhe, die Fertigstellung aller vier Hochhäuser ist für 2024 geplant. In direkter Nachbarschaft zur "Four"-Baustelle ist mit dem 52-stöckigen "Central Business Tower" noch ein weiteres Hochhausprojekt vorgesehen.

Beispielhaft für das Zusammenspiel aus Wohnen, Arbeiten und öffentlichem Leben ist der "Omniturm" mit einer Höhe von 190 Metern im Frankfurter Bankenviertel. Derzeit sind hier etwa 1.000 Wohnungen in Hochhäusern vorhanden oder im Entstehen. Die Hybridtürme sollen auch dazu beitragen, das oft als abgeschottet wahrgenommene Bankenviertel lebendiger zu gestalten. Um eine Gentrifizierung zu verhindern, soll künftig bei neuen Wohnbauprojekten in Frankfurt am Main generell eine Quote von 30 Prozent für öffentlich gefördertes Wohnen gelten.

Millennium-Areal: Hier entsteht der bislang höchste Wolkenkratzer im Land

Für den neuen Hochhausrahmenplan sind Gebäude ab einer Höhe von etwa 60 Metern relevant. Derzeit gibt es etwa 30 Gebäude in Frankfurt, die hundert Meter überragen – die Hälfte davon ist höher als 150 Meter und gilt im Allgemeinen per Definition als Wolkenkratzer. Das momentan höchste Gebäude in der Stadt ist die Commerzbank (259 Meter), gefolgt vom Messeturm (256,5 Meter).

Im Europaviertel plant Bauherr CA Immo ab 2023 zwei neue Hochhäuser. Eines davon soll nicht nur der "nachhaltigste", sondern auch der bislang höchste Wolkenkratzer Deutschlands werden mit 280 Metern Höhe. Es werde ein "spektakuläres Gebäude" mit internationaler Strahlkraft geschaffen, sagte kürzlich Frankfurts Planungsdezernent Mike Josef (SPD). In der Spitze des Turms ist eine öffentlich zugängliche "Skyhall" geplant, die für Veranstaltungen oder als Aussichtsplattform genutzt werden kann. Im Inneren sind Stufen angedacht – eine sogenannte Himmelstreppe. Im zweiten CA-Immo-Hochhaus mit einer Höhe von 175 Metern sollen fast ausschließlich Wohnungen entstehen – 500 Einheiten, davon etwa 40 Prozent öffentlich gefördert. Im Jahr 2030 soll das sogenannte Millennium-Areal komplett fertig sein.

Auch Deutschlands bisher höchster Wohnturm, der 172 Meter hohe "Grand Tower" steht im Europaviertel. Die 90 bis 300 Quadratmeter großen Wohnungen – 499 an der Zahl – sind eher luxuriös und ziehen finanzkräftige Investoren an. Ein teilbegrünter Wohnturm in dem Viertel wurde mit dem "Eden Tower" errichtet: An seiner Fassade sollen insgesamt rund 200.000 Pflanzen wachsen und etwa für ein frischeres Klima auf den Balkonen sorgen.

Ein weiteres Projekt ist auf dem Gelände des Alten Polizeipräsidiums im Frankfurter Gallusviertel geplant. Dort soll ein Ensemble aus einem neuen 175-Meter-Hochhaus und dem denkmalgeschützten Bestand entstehen. Auch hier sind neben Büros Wohnungen geplant. "Aktuell rechnen wir mit einem Baustart 2022", heißt es beim Projektentwickler Gerchgroup.


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dpa
Schlagworte zum Thema:  Stadtentwicklung, Wohnungsbau, Büroimmobilie