Hamburg: Bausenatorin geht von Elbtower-Fertigstellung aus

Seit Ende Oktober ist wegen ausstehender Zahlungen von Signa Baustopp beim Hamburger Prestigeobjekt Elbtower. Die Stadt geht von einer Fertigstellung des Wolkenkratzers im Juli 2028 aus – zwei Jahre später als geplant. Investor Signa Prime Selection wolle weiterbauen.

Die Hamburger Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) geht von einer Fertigstellung des Elbtowers im Juli 2028 aus. "So wie es im Vertrag vorgesehen ist", sagte sie am 17. November im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft. Bei Übergabe des Grundstücks an den Projektentwickler Signa Real Estate war der Senat im Januar dieses Jahres zu Baubeginn noch von einer Fertigstellung des Prestigeobjekts bis spätestens 2026 ausgegangen.

Die Baugenehmigung für das von Signa auf 950 Millionen Euro Baukosten taxierte Prestigeprojekt war im März 2022 erteilt worden, eigentlich sollte es im Jahr 2026 fertig sein. Seit Ende Oktober 2023 passiert auf der Baustelle aber gar nichts, weil Bauherr Signa Prime Selection den Baukonzern Lupp nicht rechtzeitig gezahlt haben soll. Das Unternehmen gehört zur Signa-Holding des österreichischen Milliardärs René Benko.

Das Büro- und Hotelhochhaus am östlichen Rand der Hafencity soll mit 65 Etagen und 245 Metern Höhe nach dem Commerzbank-Turm und dem Messeturm in Frankfurt das dritthöchste Hochhaus Deutschlands werden.

Elbtower-Vertrag: Fristen und mögliche Strafzahlungen

Die Kritik der Linken-Abgeordneten Heike Sudmann, der Senat habe beim Verkauf des Grundstücks einen "schlechten Vertrag" ausgehandelt, durch den der Stadt für die kommenden fünf Jahre eine "Bauruine" drohe, wies Pein zurück. Der Investor Signa Prime Selection wolle weiterbauen.

Die Fristen bei der Vertragsgestaltung mit Signa seien bewusst weit gefasst worden, um alle Eventualitäten bei einem so komplexen Bauvorhaben abzudecken, sagte der Geschäftsführer der Hafencity GmbH, Andreas Kleinau. Die Fristen sollten dem privaten Investor ermöglichten, "das Projekt aus eigener Kraft über die Ziellinie zu tragen", ergänzte Pein, die auch Aufsichtsratschefin der städtischen Hafencity GmbH ist.

Laut Vertrag muss der Rohbau spätestens Anfang 2028 fertiggestellt werden, andernfalls drohen Strafzahlungen von 500.000 Euro monatlich, maximal zehn Millionen Euro. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die Stadt werde keine finanziellen Belastungen übernehmen, sondern auf die Einhaltung der vertraglichen Regelungen achten. Er äußerte die Erwartung, "dass die Investoren daher im eigenen Interesse eine Lösung für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit finden".

Hamburg: Insolvenz würde Wiederkaufsrecht auslösen

Frühestens im Jahr 2029 könnte die Stadt das nicht fertige Gebäude von Signa zurückkaufen gegen Erstattung des Kaufpreises in Höhe von 117 Millionen Euro. "Eine Insolvenz würde das Wiederkaufsrecht unmittelbar auslösen", sagte Senatorin Pein. Hamburg bekäme dann den Grundstückspreis erstattet und müsste sich einen neuen Investor suchen. Die Stadt selbst wolle nicht bauen, wird der SPD-Abgeordnete Markus Schreiber im NDR zitiert.

Signa-Eigner Benko hat den Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz als Sanierer mit der Restrukturierung seiner Immobilien- und Handelsholding beauftragt und sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Geiwitz will bis Ende November 2023 wesentliche Schritte präsentieren. Zur Signa-Unternehmensgruppe gehört auch der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat.

Die Hamburger Stadtentwicklungsbehörde will von dem Baustopp beim Elbtower erstmals Ende Oktober erfahren haben – trotz monatlicher Berichte eines vom Projektentwickler beauftragen Controllers. Die Berichte sind laut Pein geprüft worden, darin seien "keine Auffälligkeiten festgestellt worden". Finanzielle Schwierigkeiten in der Immobilienbranche seien angesichts von Inflation und gestiegenen Zinsen nicht allein auf Hamburg beschränkt.

Commerz Real: Zu 25 Prozent am Elbtower beteiligt

Signa Real Estate hatte sich nach Angaben der Stadt im Bieterverfahren um den Bau des Elbtowers gegen die Konkurrenten Gerchgroup – mittlerweile insolvent – und Tishman Speyer durchgesetzt und die Hafencity Hamburg GmbH letztlich mit der Belastbarkeit der Finanzierung und einer hohen Eigenkapitalabdeckung überzeugt.

Der Immobilienfonds "Hausinvest" von Commerz Real beteiligte sich im August 2022 mit 25 Prozent an dem Wolkenkratzer. Der Vermögensverwalter rechnet mit einer zügigen Fortsetzung der Bauarbeiten. Commerz Real sei sowohl mit dem mit dem Rohbau betrauten Bauunternehmen Lupp als auch mit Signa "im Gespräch, um rasch eine Lösung zu finden", teilte ein Sprecher auf dpa-Anfrage mit. "Vom Elbtower sind wir nach wie vor absolut überzeugt und gehen davon aus, dass die Bauarbeiten bald wieder aufgenommen werden können."

Mit dem Bau werde "das Kunstwerk Hamburg direkt bis an die Elbbrücken fortgesetzt", hatte der damalige Erste Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der ersten Pressekonferenz im Februar 2018 das Projekt gelobt. Der Entwurf für den Elbtower stammt vom britischen Stararchitekten David Chipperfield.


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