Hafencity Hamburg: Die Zukunft des Elbtower-Wolkenkratzers

Co-Working Spaces, Bars, Gym und Spa – der Elbtower in der Hamburger Hafencity war als Prestigeobjekt geplant. Seitdem die Eigentümerin insolvent ist, werden Investoren und Ideen gesucht. Die Stadt hat ein Mitspracherecht. Ein Wohnturm wurde schon abgelehnt.

Kürzlich hat die Hamburger Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein der Idee des Berliner Immobilieneigners und Hotelbetreibers Alexander Skora für eine Umnutzung des Elbtowers in einen Wohnturm eine klare Absage erteilt.

"Wenn die Investoren mit einer Idee ankämen, die viel besser ist, würden wir das natürlich konstruktiv prüfen", sagte die SPD-Politikerin der "Hamburger Morgenpost". Wohnen sei an dieser Stelle der Hafencity aber nicht möglich wegen der Lärmbelastung. Die Behörde habe die entsprechenden rechtlichen Bestimmungen geprüft.

Seit Ende Oktober 2023 ist Stillstand auf der Baustelle. Bei 100 Metern Höhe hat die beauftragte Firma die Arbeiten eingestellt, weil die Signa Gruppe des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko Rechnungen nicht bezahlt hat. Inzwischen ist die Eigentümerin des Grundstücks und mittelbare Tochter der insolventen Signa Prime Selection AG ebenfalls pleite.

Seit dem 23. Januar wird die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG auf der amtlichen Liste der Insolvenzbekanntmachungen geführt.

Hamburg: Privatwirtschaftliche Lösung für Elbtower-Bau

Als die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen ein paar Tage zuvor darüber informierte, dass ein Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt wurde, trat ein Fall der "Wirtschaftlichen Verschlechterung" nach § 10.7 des Grundstückskaufvertrags ein. Damit kann die Stadt ihr Wiederkaufsrecht geltend machen und alle Planungs- und Bauverträge übernehmen.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte zuletzt gesagt: "Bei einem Rückkauf würden wir den ursprünglichen Kaufpreis in Höhe von 122 Millionen Euro ohne Zinsen und abzüglich von fünf Millionen Euro erstatten und im Gegenzug das Grundstück zurückerhalten." Im November 2023 sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die Stadt werde keine finanziellen Belastungen übernehmen, sondern auf die Einhaltung der vertraglichen Regelungen achten.

Die Stadtentwicklungsbehörde geht davon aus, dass im Rahmen des Insolvenzverfahrens eine privatwirtschaftliche Lösung für die zeitnahe Wiederaufnahme der Bautätigkeit gefunden wird. Die Stadt selbst wolle nicht bauen, wurde der SPD-Abgeordnete Markus Schreiber im NDR zitiert. Wesentliche Veränderungen des Gesamtprojekts können aber nur im Einvernehmen mit der Stadt erfolgen.

Commerz Real: Zu 25 Prozent am Elbtower beteiligt

Signa Real Estate hatte sich nach Angaben der Stadt im Bieterverfahren um den Bau des Elbtowers gegen die Konkurrenten Gerchgroup – mittlerweile ebenfalls insolvent – und Tishman Speyer durchgesetzt und die Hafencity Hamburg GmbH letztlich mit der Belastbarkeit der Finanzierung und einer hohen Eigenkapitalabdeckung überzeugt.

Der Immobilienfonds "Hausinvest" von Commerz Real beteiligte sich im August 2022 mit 25 Prozent an dem Wolkenkratzer. Der Vermögensverwalter rechnet mit einer zügigen Fortsetzung der Bauarbeiten, wie Medien berichten.

Elbtower: Krönender Abschluss der Hafencity bis 2028?

Der Elbtower mit rund 150.000 Quadratmetern soll der krönende Abschluss der Hafencity ganz im Osten werden, quasi als Gegenstück zur Elbphilharmonie ganz im Westen: "64 Stockwerke, 245 Meter über dem Meer. Ein neuer Blick auf die Stadt", heißt es auf der Homepage. Die Gesamtkosten wurden mit rund 950 Millionen Euro veranschlagt bei der ursprünglich geplanten Fertigstellung im Jahr 2025. Daraus wurde zunächst 2026, mittlerweile geht die Stadt von Juli 2028 aus.

Mit dem Bau werde "das Kunstwerk Hamburg direkt bis an die Elbbrücken fortgesetzt", hatte der damalige Erste Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der ersten Pressekonferenz im Februar 2018 das Projekt gelobt. Das dritthöchste Gebäude Deutschlands, entworfen vom Londoner Stararchitekten David Chipperfield, soll bislang unter anderem ein Hotel, Gästeapartments, Fitness- und Wellnessbereiche, Geschäfte, Galerien, Restaurants – aber vor allem Büros – und eine Aussichtsplattform in der 55. Etage beherbergen.


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