Nach monatelangem Chaos aus angedrohten Zöllen, Gegenzöllen, Verhandlungsabbrüchen, Anschuldigungen ist es letztlich zu vielen Deals gekommen. Das darf nicht davon ablenken, dass die Situation nur oberflächlich ruhig ist. Politiker aller Staaten haben erkannt, wie mächtig starke Aktionen im Bereich der Zölle und Einfuhren sind. Auch wenn diese die Weltwirtschaft beschädigen und Ökonomen langfristig negative Auswirkungen für alle Beteiligten erkennen, kommt es kurzfristig zu politischen Vorteilen des Gewinners dieser Auseinandersetzungen. Das lässt weitere Vorstöße nicht nur aus den USA befürchten.
Zölle eignen sich auch als Druckmittel für viele politische Wünsche. So werden schon heute Zölle als Sanktionen für unliebsame Staaten eingesetzt. In der Klimapolitik werden Zölle auf EU-Einfuhren als Steuerungsinstrumente diskutiert, mit denen Importe aus Ländern mit geringen Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel belastet werden sollen. Die Politiker finden sicher noch viele weitere Gründe, in denen sich Zölle als Druckmittel eignen.
Diese Entwicklungen schaffen – nicht nur in Deutschland – ein toxisches Umfeld für die Unternehmen. Das Zollchaos wird zur Normalität, Zölle und Gegenzölle werden in Zukunft noch schneller und skrupelloser das Wirtschaftsgeschehen behindern. Auch Unternehmen, die bisher nicht vom US-Zollstreit betroffen sind, werden mit den Auswirkungen konfrontiert. Das Rechnungswesen erhält zusätzliche Aufgaben.
Direkte und indirekte Betroffenheit – was ist zu tun?
Nicht jedes Unternehmen ist vom Zollstreit der EU mit den USA betroffen. Viele halten sich für sicher, müssen später aber eine indirekte Belastung erkennen. Dann kommen Maßnahmen auch im Rechnungswesen meist zu spät. Darum gilt es zunächst, die eigene Betroffenheit festzustellen.
Direkt betroffen sind die Unternehmen, die ihre Waren in das Gebiet des gegnerischen Landes, aktuell also in die USA, exportieren oder von dort Waren importieren.
Indirekt betroffen sind die Unternehmen, deren Kunden in das jeweilige Gebiet exportieren und daher eine Veränderung ihres Absatzes erwarten müssen. Das wiederum lässt deren Nachfrage auch nach Produkten des Unternehmens zurückgehen. Auf der anderen Seite entsteht eine indirekte Betroffenheit, wenn Waren zwar im eigenen Land oder der EU eingekauft werden, diese aber ganz oder in Teilen aus Materialien und Bauteilen aus dem betroffenen Gebiet stammen. Der Lieferant wir seine Probleme der Beschaffung z. B. in den USA auf seine Kunden verteilen müssen.
Eine allgemeine Betroffenheit entsteht für alle Unternehmen, deren Erfolg von der konjunkturellen Entwicklung abhängig ist. Schaden die neuen Zölle der wirtschaftlichen Entwicklung z. B. in der EU, leidet darunter die gesamte Wirtschaft. Können Zölle gesenkt werden, entsteht ein positiver Effekt. Das hat Auswirkungen auf die meisten Unternehmen eines Wirtschaftsraumes.
In den Fachbereichen, vor allem im Vertrieb und im Einkauf, muss festgestellt werden, wie weit das Unternehmen vom Zollchaos betroffen ist. Wenn es dann um tatsächliche Werte und mögliche Reaktionen geht, unterstützt das Rechnungswesen.