Exklusivbeitrag: Jetzt kostenlos registrieren und alle Exklusivbeiträge nutzen.
Zollchaos: Aufgaben im Rechnungswesen

Zollpolitik: Aufgaben der Buchhaltung


Zollpolitik: Aufgaben der Buchhaltung

Die Buchhaltung leistet den Fachbereichen wichtige Unterstützung bei deren Entscheidungen, die aufgrund möglicher, vereinbarter oder unsicherer Zölle notwendig werden. Darüber hinaus hat sie eigene Aufgaben, die sich den Veränderungen der Zollbedingungen anpassen müssen. Eine der wichtigsten ist das Liquiditätsmanagement, das auch in unsicheren Zeiten und unter negativen Rahmenbedingungen die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sicherstellen muss.

Gelingt dies nicht, ist die Existenz des Unternehmens gefährdet. Reduzierte Deckungsbeiträge, als Hilfe in der Kostenrechnung ermittelt, zeigen die Auswirkungen der Zölle auf Verkaufspreise und Kosten. Veränderte Absatzvolumen und Einkaufsmengen kommen aus den Fachbereichen. Daraus ergibt sich eine neue Liquiditätsplanung.

Neue Liquiditätsplanung

  • Die Veränderungen von Kosten, Erlösen und Mengen ergeben eine neue Liquiditätsplanung, die zollbedingte Engpässe aufzeigt.
  • Die Buchhaltung ergreift Maßnahmen, um die kurzfristig auftretenden Liquiditätsprobleme zu lösen, z. B. durch Gesellschafterdarlehen, Bankenkredite, Lieferantenkredite oder Verkauf von Vermögensteilen.
  • Wird mit dem Bestand der Zölle gerechnet, muss mittel- und langfristig die Finanzierung so aufgestellt werden, dass auch die neuen Zahlungsströme die Liquidität jederzeit sicherstellen.
  • Zum Liquiditätsmanagement gehört auch die Optimierung des Forderungsmanagement unter der neuen Finanzsituation. Anpassung von Zahlungskonditionen und zeitnahes Eingreifen bei Zahlungsverzögerungen können für schnellere Geldeingänge sorgen.
  • Eine besondere Rolle im Forderungsmanagement spielen die Kunden, die von den Zöllen betroffen sind. Damit diese indirekte Betroffenheit für das eigene Unternehmen nicht zu einer finanziellen Bedrohung wird, unterliegen Forderungen gegenüber diesen Schuldnern einer intensiven Betreuung.
  • Ein zusätzlicher Faktor im Liquiditätsmanagement sind die Verbindlichkeiten. Hier können Zielverlängerungen und die Ausnutzung der Zahlungsziele temporär Erleichterung verschaffen und somit die Auswirkungen der Zolldiskussionen auf die Liquidität abfedern.

Neue Aufgaben bei den internen Abläufen der Buchhaltung

Sind Einfuhrzölle ein neues Thema, müssen für deren buchhalterische Behandlung die notwendigen Strukturen geschaffen werden. Gibt es bereits Erfahrungen mit zollbelasteten Importen, erhalten die Strukturen eine neue Bedeutung. So entstehen für die internen Abläufe der Buchhaltung neue Aufgaben.

  • Für die korrekte Verbuchung der zu zahlenden Zölle müssen eigene Konten in den Kontenrahmen eingefügt werden. Bereits bestehende Konten werden geprüft und aufgrund ihrer gewachsenen Bedeutung an die gewünschte Informationsstruktur angepasst.
  • Die Rechnungsstellung und die Bezahlwege für die Zollverbindlichkeiten müssen mit den Zollbehörden abgestimmt werden. Eventuell beschleunigen Vorauszahlungen oder Garantien die Zollabwicklung. Erfahrungen sind meist nicht oder nur rudimentär vorhanden, so dass Sicherheit geschaffen werden muss.
  • Die Mitarbeiter in der Buchhaltung werden in die Abläufe der Zollabwicklung eingewiesen, die Abläufe dafür neu geschaffen oder aufgrund der gestiegenen Wichtigkeit neu aufgestellt.
  • Hat das Unternehmen Betriebsstätten oder Unternehmensbeteiligungen im Ausland, werden für den Leistungsaustausch Verrechnungspreise verwendet. Mit diesen wird versucht, trotz strenger steuerlicher Vorgaben eine Steueroptimierung zwischen den Staaten zu erreichen. Zölle verändern die Situation. Die Verrechnungspreise müssen unter Einbezug der zusätzlichen Kosten neu bestimmt werden.

Die Unterstützung der Fachbereiche durch Zahlen aus der Buchhaltung, das Liquiditätsmanagement unter den neuen Bedingungen und die Schaffung der notwendigen Strukturen sind Aufgaben, die innerhalb des Zollchaos unverzüglich erledigt werden müssen.

Auswirkungen bei der Aufstellung der Bilanz

Die Zollentscheidungen der Politik und die Unsicherheit der gesamten Situation hat auch mittel- und langfristige Auswirkungen auf die Arbeit in der Buchhaltung, die sich vor allem bei der Aufstellung der Bilanz zeigen.

  • Im Umlaufvermögen der Bilanz werden Vermögensteile ausgewiesen, deren zollbedingte Wertveränderung bei der Bewertung berücksichtigt werden muss. Ein Teil dieser Aufgabe findet sich im Forderungsmanagement, wo die Forderungen gegen die vom Zollchaos betroffenen Kunden eventuell wertberichtigt werden müssen. Ein anderer Teil betrifft die Vorräte, die durch eventuelle Absatzschwierigkeiten an Wert verloren haben. Hier müssen drohende Verluste berücksichtigt werden, eine Drohverlustrückstellung kann notwendig sein.
  • Die im Anlagevermögen ausgewiesenen Maschinen, Anlagen, Gebäude usw. können an Wert verlieren, wenn es zu zollbedingten Absatzrückgängen kommt. Eine Sonderabschreibung kann notwendig werden. Auch Anteile an Unternehmen oder Betriebsstätten in den vom Zollchaos betroffenen Ländern haben u. U. an Wert verloren, was sich im Bilanzansatz widerspiegeln muss.
  • Für angefallene, noch nicht gezahlte Zölle werden sonstige Verbindlichkeiten gegenüber den Zollbehörden gebucht und in der Bilanz ausgewiesen. Ist im Zollchaos noch nicht eindeutig klar, ob für importierte Waren aus belasteten Staaten Zölle zu zahlen sind, werden Rückstellungen gebildet. Das kann dann notwendig werden, wenn Zölle zwar angekündigt und erlassen, deren Einzug aber für die Dauer der Verhandlungen ausgesetzt wurde.
  • Zum Jahresabschluss gehört für viele Unternehmen der Lagebericht. Gleichgültig, ob er verpflichtend oder freiwillig erstellt wird, er muss die Effekte der Zölle und der gestiegenen Unsicherheit auf diesem Gebiet darstellen. Es werden sowohl die zum Bilanzstichtag bereits eingetretenen Auswirkungen als auch die in Zukunft zu erwartenden Veränderungen berichtet. Das muss sorgfältig in der Buchhaltung vorbereitet werden.

Obwohl die Bilanz stichtagsbezogen aufgestellt wird, ist eine frühzeitige Kenntnis der Auswirkungen von zusätzlichen Zöllen auf die Bilanzwerte und damit auf den Unternehmenserfolg notwendig. Nur so können mittel- und langfristige Strategien entworfen werden, um das Unternehmen durch das Zollchaos zu führen. In der Buchhaltung werden also die Veränderungen in der Bilanz nicht erst zum Jahresende ermittelt, sondern bereits zu Beginn der Zolldiskussionen.

Schlagworte zum Thema:  Zoll , Rechnungswesen , Buchhaltung , Controlling
0 Kommentare
Das Eingabefeld enthält noch keinen Text oder nicht erlaubte Sonderzeichen. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe, um den Kommentar veröffentlichen zu können.
Noch keine Kommentare - teilen Sie Ihre Sicht und starten Sie die Diskussion