Noch zu viel Excel: Defizite beim ESG-Reporting im Mittelstand

Auch mittelständische Unternehmen müssen sich mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung verstärkt auseinandersetzen. Die Umsetzung ist allerdings alles andere als einfach, wie eine aktuelle Studie zeigt. Dies liegt auch daran, dass in vielen Finanzabteilungen noch zu sehr auf Excel gebaut wird.

CSRD sorgt für mehr Reportingpflichten von mittelständischen Unternehmen. Doch in vielen Unternehmen besteht noch Nachholbedarf bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Festlegung von Kennzahlen und die dafür notwendige Datenbeschaffung sind für viele Firmen noch mit Schwierigkeiten verbunden. Das zeigt auch die Studie "ESG-Strategie und Berichterstattung – Status und Umsetzung im deutschen Mittelstand" der Beratungsgesellschaft PwC.

Benötigte Daten und Kennzahlen

Immerhin 63 % haben erste Analysen durchgeführt, welche Anforderungen das Unternehmen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD erfüllen muss. Interessant dabei ist insbesondere, welche messbaren Daten Unternehmen aufbereiten. Kennzahlen werden sowohl zu ökologischen als auch sozialen Aspekten erhoben. Allerdings sind hier viele Unternehmen noch zaghaft und haben Nachholbedarf.

Zur Erfassung des ökologischen Fußabdrucks sammeln die Befragten beispielsweise Informationen zu:

  • Treibhausgas-Emissionen bzw. dem Energieverbrauch (Strom) (84 %)
  • Wasserverbrauch (80 %)
  • Nutzung erneuerbarer Energie (70 %)
  • Materialverbrauch (67 %)
  • Recycling/Kreislaufwirtschaft/Abfallaufkommen (64 %)
  • gefährliche Einsatzstoffe (49 %)
  • umweltfreundliche Mobilität (38 %)
  • Emissionen in Wasser und Böden (29 %)
  • Schutz von Biodiversität (13 %)

Bei den sozialen Faktoren stehen regulatorische (wie Gesundheits- und Arbeitsschutz 91 %) und innerbetriebliche Faktoren (wie beispielsweise Aus- und Weiterbildung 77 % und Beschäftigtenzufriedenheit 56 %) im Fokus. Messbare Daten zu Diversität, Chancengleichheit und Integration erheben nicht einmal die Hälfte der Befragten (45 %). Und Informationen zur Einhaltung von Standards in der Lieferkette sammeln lediglich 35 % der Unternehmen.

Ganzheitliche Strategie und digitale Transformation

Die Studie zeigt, dass sich Unternehmen zwar einerseits im Klaren darüber sind, regulatorische Anforderungen erfüllen zu müssen. Doch eine ganzheitliche Strategie scheint häufig noch zu fehlen. So messen beispielsweise lediglich 24 % der Befragten die Fortschritte der Nachhaltigkeitsinitiativen.

Wo lauern die größten Schwierigkeiten? Thematisch bereitet bei 68 % der Befragten das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) große Probleme. Knapp die Hälfte kämpft mit Herausforderungen zu den Angaben der EU-Taxonomie (45%). Doch auch technologisch sind viele Mittelständler noch nicht ausreichend aufgestellt. Unternehmen, die bereits die digitale Transformation vorangetrieben haben, scheinen deutlich im Vorteil bei der CSRD-Umsetzung zu sein. Die Studie legt offen, dass vor allem die Datenverarbeitung viele Unternehmen an ihre Grenzen bringt.

Excel dominiert bei der Verarbeitung ESG-relevanter Daten

Bei der Umsetzung der CSRD-Anforderungen haben 73 % Probleme bei der Erfassung, Qualität, Verarbeitung und Analyse ihrer Daten. Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland, stellt dazu fest:

"Jetzt macht sich bemerkbar, dass ein Teil der mittelständischen Unternehmen beim Thema Digitalisierung seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Die digitale Transformation ist eine erhebliche Erleichterung, um eine stark datengetriebene Aufgabe wie die Umsetzung der CSRD zu bewältigen. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, neue Prozesse und Technologien zu etablieren. Es wäre ein erheblicher strategischer Fehler, sich auf die bekannten Bordmittel wie Excel zu verlassen, um den neuen Anforderungen Rechnung zu tragen."

Doch gerade bei den mittelständischen Unternehmen baut ein Großteil immer noch auf Excel bei der Datenverarbeitung:

  • 78 % setzen excelbasierte Tools ein.
  • Lediglich 35 % verfügen bereits über spezialisierte Software von externen Anbietern.
  • 13 % entwickeln selbst eine spezialisierte Software.
  • 24 % bauen auf Business Intelligence- oder Business Analytics-Lösungen bei der Verarbeitung ESG-relevanter Daten.

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