Psychologische Unfallnachsorge für kleinere  Unternehmen

Unfallnachsorge ist ein wichtiger Baustein im gut organisierten betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzschutz. In Großunternehmen gibt es nicht selten standardisierte Maßnahmen, um Betroffenen nach einem Unfall zu helfen – auch bei deren psychischen Problemen in Folge des Extremerlebnisses. Was aber können auch kleinere Unternehmen tun? Die Einführung von psychologischen Ersthelfern im Sinne des „Kölner Modells“ ist ein möglicher Schritt.

Die direkte Hilfe am Unfallort kann die Unfallfolgerisiken für die betroffenen Beschäftigten erheblich reduzieren. Neben einer gut organisierten allgemeinen medizinischen Rettungskette ist es ebenso wichtig, sich umgehend um mögliche psychische Belastungen der Beschäftigten zu sorgen, die entweder Opfer eines Unfalls oder aber an diesem beteiligt waren. Wie aber können auch kleinere Betriebe Maßnahmen umsetzen und wer kann für die Erstversorgung die Verantwortung übernehmen? Und rechtfertigt der Aufwand hierfür die „Kosten“?

Kölner Modell der „Psychologischen Rettungskette“

Die psychologische Unfallnachsorge basiert in Deutschland zu großen Teilen auf der „Psychologischen Rettungskette“ gemäß des „Kölner Modells“, die von Professor Wilfried Echterhoff, dem Gründer des Instituts für psychologische Unfallnachsorge (ipu), konzipiert wurde. Die Grundidee des Konzepts: Psychologische Ersthilfe, Notfallmaßnahmen und Betreuung haben wesentlichen Einfluss auf den Verlauf einer potenziellen posttraumatischen Belastungsstörung. Je schneller auch psychologische Unterstützung geleistet wird, desto besser. Diese Unterstützung sollte aber möglichst nur von hierfür ausgebildeten Kräften durchgeführt werden.

Psychologische Ersthelfer

Auch bei kleineren Unternehmen empfiehlt sich daher die Ausbildung „Psychologischer Ersthelfer“. Diese übernehmen bei einem Unfall die psychologische Erstbetreuung – aber nur diese. Die weitere Behandlung eines traumatisch belasteten Unfallopfers/-teilnehmers müssen in der Folge professionelle Fachleute bzw. Therapeuten übernehmen. Der Aufwand zur Ausbildung eines Ersthelfers ist überschaubar, der Schulungsumfang umfasst in der Regel nur ein oder zwei Tage. Der Gewinn für das Unternehmen ist aber ungleich größer, denn verunfallte Beschäftigte, denen sofort auch psychologisch geholfen wird, fallen in der Folge wesentlich weniger am Arbeitsplatz aus, leiden deutlich weniger an psychosomatischen Belastungen und müssen seltener erst wieder mühsam in den Arbeitsalltag eingegliedert werden.

Psychologische Unfalltherapie

Nicht selten reicht die Ersthilfe aus, bei den betroffenen Beschäftigten kommt es in diesen Fällen nicht zu Traumata oder psychosomatischen Störungen. Bei anderen Beschäftigten sind die Folgen eines Unfalls aber gravierender. Bei ihnen ist eine psychologische Therapie dringend angezeigt. Das wegweisende Kölner Modell der Unfallnachsorge, bei dem professionelle Therapeuten in Anschluss an die Ersthilfe die Betreuung der traumatisierten Personen übernehmen, besteht aus drei Maßnahmen: Der Therapeut sucht zusammen mit dem Betroffenen die Unfallstelle auf und lässt die Ereignisse nochmals Revue passieren. Weiterhin werden Arbeitserprobungen durchgeführt, ebenfalls im Beisein des Therapeuten. Nur in speziellen Fällen sind sie therapeutisch nicht erforderlich, beispielsweise wenn das Extremerlebnis durch einen tätlichen Übergriff hervorgerufen wurde. Sechs Monate nach der Beendigung der Therapie werden die Patienten schließlich zu einem Nachgespräch eingeladen, welches der Kontrolle der Therapieergebnisse dient und bei dem bei Bedarf über weitere Therapieschritte beraten wird.