Hautreinigungsprodukte zielgerichteter herstellen und einsetzen

Was schadet der Haut mehr: ein kurzer Reinigungsprozess mit einem starken Reinigungsmittel oder eine lange Reinigung mit einem milden Produkt? Welches Hautreinigungsmittel sollte bei welcher Art von Verschmutzung am Arbeitsplatz verwendet werden? In einem Projekt der DGUV wurden Testverfahren entwickelt, mit welchen Hersteller die Hautverträglichkeit und Reinigungswirkung ihrer Produkte für spezifische Arbeitsplatzerfordernisse verbessern können und Anwenderbetriebe mehr Produkttransparenz erhalten.

Die Hautreinigung ist in Hautrisikoberufen ein wesentlicher Grundstein des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Sie ist notwendig, jedoch belastet sie, wenn sie zu oft oder zu intensiv durchgeführt wird oder aber die falschen Produkte angewendet werden, die Haut und kann auch zur Entwicklung von Hauterkrankungen beitragen.

Kleine Betriebe, größeres Problem

Studien aus den vergangen zwei Jahrzehnten haben aufgezeigt, dass in Kleinbetrieben und in Betrieben mit einem hohen Anteil männlicher Arbeitnehmer tendenziell weniger auf eine adäquate Hautreinigung geachtet wird. Oft aus Kostengründen wird in Kleinbetrieben darüber hinaus häufig nur ein Hautreinigungsmittel als Universalreinigungsprodukt vom Betrieb zur Verfügung gestellt, egal welche Art von Verschmutzung eigentlich entfernt werden soll.

Auswahl des Reinigungsmittels

Die Hautreinigung sollte Schmutzpartikel, Irritantien (hautschädigende Substanzen) und Allergene effektiv und gleichzeitig hautschonend von der Hautoberfläche entfernen. Basis einer effektiven und gesunden Hautreinigung ist dabei zunächst einmal die Auswahl des richtigen Reinigungsmittels. Dieses ist entsprechend den durchgeführten Tätigkeiten und dem verbleibenden Verschmutzungsgrad auszuwählen. Es sollten laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) daher nur Produkte ausgewählt werden, die

  • möglichst keine häufigen Allergene enthalten,
  • möglichst keine Reibemittel, vor allem keine organischen Lösemittel enthalten,
  • den natürlichen pH-Wert der Haut nicht stören („pH hautneutral“, pH-Wert 5,5).

Weiterhin sollten Hautreinigungsmittel, die organische Lösemittel enthalten, nur in begründeten Ausnahmefällen eingesetzt werden. Die Einschätzung der Reinigungswirkung sowie des Hautirritationspotentials von Hautreinigungsmitteln muss daher unbedingt Bestandteil von Gefährdungsbeurteilungen an Arbeitsplätze sein, in dem die hygienischen Umstände ein häufiges Reinigen von Gesicht, Händen und Armen erforderlich machen.

Falsche Prioritäten

Die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt orientiert sich in der Praxis bis heute weniger an der Art der Verschmutzung oder dem Verschmutzungsgrad, als vielmehr an der Reinigungszeit. In der Regel kommen daher sehr intensiv oder gar aggressiv wirkende Hautreinigungsmittel zum Einsatz, die bei regelmäßiger Nutzung schnell zu einer Hautirritation und damit zum häufigeren Auftreten von Hautproblemen führen. Zum anderen war die Einschätzung, welches Hautreinigungsmittel bei welchen Verschmutzungen eingesetzt werden kann, ohne die Haut unnötig zu irritieren, lange nicht möglich.

DGUV-Projekt „In vivo“

Im Rahmen eines Verbund-Forschungsprojekts der DGUV, das zeitgleich an den berufsdermatologischen Zentren der Universitäten Heidelberg, Jena und Osnabrück durchgeführt wurde, entwickelten die Forscher transferfähige Testverfahren für die Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit beruflicher Hautreinigungsmittel. Bei dem 2015 beendeten Projekt entstanden ganz neue Testverfahren mit eigens konzipierten Hautwaschapparaten und Modellhandreinigern und -verschmutzungen. Ziel war es, dass durch diese neuen Prüfverfahren den Herstellerfirmen von Hautreinigungsprodukten erstmals Instrumente zur Verfügung gestellt werden können, die helfen Produkte spezifischer für die Anforderungen bestimmter Arbeitsplatzsituationen und Verschmutzungsarten und -grade zu produzieren.

Mehr Produkttransparenz

Dabei war es den Forschern klar, dass die Hersteller von Reinigungsprodukten nur in Ausnahmefällen in der Lage sein werden, dieses komplexen Testprüfungen im eigenen Forschungslabor durchzuführen. Realistischer sei es daher, dass die Firmen erfahrene kommerzielle Testinstitute beauftragen, die für sie diese Verfahren entweder durchführen oder ihren Beschäftigten durch Hospitation die notwendigen Kompetenzen beibringen. Die durch das Testverfahren erzielten Prüfergebnisse könnten auch zu einer besseren Produkttransparenz für Anwender beitragen und den Anwenderbetrieben helfen, die für die jeweilige Arbeitsplatzsituation optimalen Hautreiniger zielgerichteter auszuwählen.

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