Nachhaltiger Einkauf

Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft: Ein ganzheitlicher Ansatz


Ganzheitliche Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft

Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft sind zentrale Hebel für nachhaltige Lieferketten. Der Artikel zeigt, wie Einkaufsabteilungen durch Scope-3-Reduktion, zirkuläre Materialflüsse und Lieferantenpartnerschaften ökologischen Wandel und strategische Vorteile fördern können. 

Angesichts der globalen Klimakrise stehen Unternehmen vor der dringenden Aufgabe, ihre Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Besonders im Einkauf liegt enormes Potenzial, zur Dekarbonisierung beizutragen und die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zu verankern. Die Identifikation und Reduktion von Scope-3-Emissionen, die Förderung von Recycling und langlebigen Materialien sowie die enge Zusammenarbeit mit Lieferanten spielen dabei zentrale Rollen. 

Scope-3-Emissionen: Unsichtbare Emissionen sichtbar machen 

Scope-3-Emissionen, die indirekt durch Aktivitäten der Lieferkette entstehen, machen oft den größten Anteil der CO₂-Bilanz eines Unternehmens aus. Dazu gehören beispielsweise die Emissionen aus der Rohstoffgewinnung, Produktion, Logistik und Nutzung der Produkte. Diese Emissionen zu identifizieren und zu messen, ist eine der größten Herausforderungen im Bereich der Dekarbonisierung. 

Die Reduktion von Scope-3-Emissionen erfordert nicht nur technologische Lösungen, sondern auch ein strategisches Umdenken. Einkaufsabteilungen können durch ihre Lieferantenauswahl und Vertragsgestaltung direkten Einfluss auf die CO₂-Bilanz nehmen. Dazu gehört beispielsweise, bevorzugt mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die erneuerbare Energien nutzen oder klimaneutrale Produktionsprozesse etabliert haben. 

Kreislaufwirtschaft: Von der linearen Wertschöpfung zur zirkulären Nutzung 

Ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Beschaffung ist die Förderung der Kreislaufwirtschaft. Im Gegensatz zu linearen Wertschöpfungsketten, die auf „nehmen, nutzen, entsorgen“ basieren, zielt die Kreislaufwirtschaft darauf ab, Ressourcen effizient zu nutzen und Abfälle zu minimieren. 

Einkaufsabteilungen spielen hier eine Schlüsselrolle, indem sie die Nachfrage nach recycelbaren und langlebigen Materialien steigern. Produkte, die für eine Wiederverwendung oder ein hochwertiges Recycling ausgelegt sind, sollten bevorzugt werden. Unternehmen wie die Möbelbranche machen es vor: Modular aufgebaute Produkte ermöglichen eine einfache Reparatur und Wiederverwendung, wodurch der Materialverbrauch deutlich reduziert wird. 

Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von Sekundärrohstoffen, etwa recyceltem Aluminium oder Plastik. Einkaufsverantwortliche können aktiv dazu beitragen, geschlossene Materialkreisläufe zu schaffen, indem sie die Nachfrage nach solchen Rohstoffen fördern und somit auch die Recyclinginfrastruktur stärken. 

Zusammenarbeit mit Lieferanten: Gemeinsam Lösungen entwickeln 

Die Transformation hin zu einer CO₂-armen und kreislauforientierten Lieferkette gelingt nur durch eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Einkaufsabteilungen sollten partnerschaftliche Beziehungen aufbauen, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln. 

Ein vielversprechender Ansatz ist die Entwicklung von CO₂-armen Produkten. Dazu gehören etwa Materialien, die durch umweltfreundliche Verfahren hergestellt werden, oder Verpackungen, die vollständig biologisch abbaubar sind. Einige Unternehmen arbeiten bereits mit Lieferanten an der Entwicklung von Verpackungen aus Pilzmaterialien oder recyceltem Karton, die den ökologischen Fußabdruck erheblich reduzieren. 

Workshops und Schulungsprogramme können dazu beitragen, die Lieferanten in den Wandel einzubeziehen. Durch Wissensaustausch und Best Practices lässt sich sicherstellen, dass die gesamte Lieferkette an einem Strang zieht. Digitale Plattformen ermöglichen es zudem, Nachhaltigkeitskriterien transparent zu kommunizieren und deren Einhaltung zu überwachen. 

Herausforderungen und Chancen: Nachhaltigkeit als strategischer Vorteil 

Natürlich stehen Unternehmen bei der Umsetzung von Dekarbonisierungs- und Kreislaufwirtschaftszielen auch vor Herausforderungen. Der Aufbau von Transparenz in komplexen globalen Lieferketten ist aufwendig, und die Umstellung auf CO₂-arme Prozesse oder kreislauffähige Materialien kann kurzfristig mit höheren Kosten verbunden sein. 

Doch die langfristigen Vorteile überwiegen deutlich. Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil, da Kunden, Investoren und Gesetzgeber immer höhere Ansprüche an die ökologische und soziale Verantwortung von Unternehmen stellen. Wer sich frühzeitig den Anforderungen stellt, kann nicht nur Risiken minimieren, sondern auch Chancen nutzen, etwa durch den Zugang zu neuen Märkten oder Förderprogrammen. 

Ein strategischer Fahrplan für den Wandel 

Die Dekarbonisierung der Lieferkette und die Integration der Kreislaufwirtschaft sind keine isolierten Aufgaben, sondern integrale Bestandteile einer zukunftsorientierten Einkaufsstrategie. Damit sie keine theoretischen Konzepte bleiben, benötigen Unternehmen einen klaren strategischen Fahrplan. Dieser sollte folgende Elemente enthalten: 

  • Analyse der Ausgangslage: Identifikation der größten Emissionsquellen und Materialflüsse. 
  • Ziele setzen: Ambitionierte, aber realistische Nachhaltigkeitsziele definieren, beispielsweise die Reduktion von Scope-3-Emissionen um einen bestimmten Prozentsatz bis 2030. 
  • Lieferantenauswahl: Nachhaltigkeitskriterien als festen Bestandteil in Ausschreibungen und Vertragsverhandlungen integrieren. 
  • Technologieeinsatz: Digitale Tools zur Datenanalyse, Nachverfolgbarkeit und Optimierung nutzen. 
  • Kommunikation: Erfolge und Fortschritte transparent machen, um Vertrauen bei Stakeholdern aufzubauen. 

Standards, Zertifizierungen und KPIs: Wegweiser für den nachhaltigen Einkauf 

Standards, Zertifizierungen und Key Performance Indicators (KPIs) sind unverzichtbare Werkzeuge für den nachhaltigen Einkauf. Sie bieten Orientierung, fördern Transparenz und schaffen Vergleichbarkeit – sowohl innerhalb des Unternehmens als auch in der Zusammenarbeit mit Lieferanten. Doch wie lassen sich diese Instrumente effektiv nutzen, und welche Bedeutung haben sie für den Einkauf der Zukunft? 

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