Rz. 100

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Die Antwort der Bundesregierung auf eine große Anfrage der Fraktion der FDP verdeutlichte recht eindrucksvoll, wie wenig das Attribut "einfach" auf das Steuerrecht und insbesondere das Umsatzsteuerrecht anzuwenden ist (vgl. BT-Drucks. 15/1548 vom 16.09.2003):

11.2 Gegensteuern des BMF

 

Rz. 101

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Mit Schreiben vom 07.06.2005 wollte das BMF das "Anweisungsdickicht" erstmalig lüften. Auf einen Schlag wurden unter der Überschrift "Eindämmung der Normenflut" ca. 1000 BMF-Schreiben aufgehoben, die vor dem 01.01.1980 ergangen sind. Weiter gültig blieben schon damals immerhin 134 BMF-Schreiben aus der Zeit vor 1980.

In der Folgezeit arbeitete das BMF regelmäßig den Gesamtbestand seiner Schreiben durch und ist aktuell bei der Sichtung aller Schreiben angelangt, die bis zum 16.03.2018 ergangen sind (BMF vom 19.03.2018, Az: IV A 2 – O 2000/17/10001, 2018/0151652, a. a. O.).

Für frühere Zeiträume vgl. BMF vom 21.03.2017, Az. IV A 2 – O 2000/16/10001, 2017/0209070, BStBl. I 2017, 486 (BMF-Schreiben, die bis zum 20.03.2017 ergangen sind); BMF vom 14.03.2016, Az. IV A 2 – O 2000/15/10001, 2016/0210799, BStBl. I 2016, 290 (BMF-Schreiben, die bis zum 11.03.2016 ergangen sind); BMF vom 23.03.2015, Az. IV A 2 – O 2000/14/10001, 2015/0188422, BStBl. I 2015, 278 (BMF-Schreiben, die bis zum 20.03.2015 ergangen sind); BMF vom 24.03.2014, Az. IV A 2 – O 2000/13/10002, 2014/0205033, BStBl. I 2014, 606 (BMF-Schreiben, die bis zum 24.03.2014 ergangen sind); BMF vom 09.04.2013, Az: IV A 2 – O 2000/12/10001, 2013/0110996, BStBl I 2013, 522 (BMF-Schreiben, die bis zum 08.04.2013 ergangen sind); BMF vom 27.03.2012, Az: IV A 2 – O 2000/11/10006, BStBl I 2012, 370 (BMF-Schreiben, die bis zum 26.032012 ergangen sind), vom 04.04.2011, Az: IV A 2 – O 1000/10/10283, BStBl I 2011, 356 (BMF-Schreiben, die bis zum 01.04.2011 ergangen sind), vom 23.04.2010, Az: IV A 6 – O 1000/09/10095, BStBl I 2010, 391 (BMF-Schreiben, die bis zum 31.12.2009 ergangen sind) und vom 29.03.2007 Az: IV C 6 – O 1000/07/0018, BStBl I 2007, 369 (BMF-Schreiben, die vom 01.01.1980 bis zum 31.12.2004 ergangen sind).

 

Rz. 102

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Auffällig ist, dass alle diese Schreiben – mit Ausnahme des ersten Schreibens vom 07.06.2005 – neben einer Positivliste noch zusätzlich folgende Regelung treffen: "Die Aufhebung der BMF-Schreiben bedeutet keine Aufgabe der bisherigen Rechtsauffassung der Verwaltung, sondern dient der Bereinigung der Weisungslage."

11.3 Beratungskonsequenzen

 

Rz. 103

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Den Schreiben hängt daher eine Positivliste an. Nur die nicht in die Listen aufgenommenen Schreiben werden außer Kraft gesetzt. Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen (grundlegend bereits Weimann, GStB 2007, 277):

  • Wenn die Aufhebung der bis zum 16.03.2018 ergangenen BMF-Schreiben keine Aufgabe der bisherigen Rechtsauffassung der Verwaltung bedeutet, heißt dies – positiv ausgedrückt –, dass die vermeintlich aufgehobenen BMF-Schreiben auch weiterhin die Verwaltungsauffassung wiedergeben. Damit bleiben die formell aufgehobenen Schreiben materiell weiter gültig!
  • Für die Praxis folgt daraus, dass der einzelne Finanzbeamte auch die bis zum 16.03.2018 ergangenen BMF-Schreiben weiter anwenden und der Steuerberater diese wie gehabt berücksichtigen muss.
  • Damit wird (wissenschaftlich) genau wie folgt zu zitieren sein:

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Weimann, Umsatzsteuer - national und international (Schäffer-Poeschel). Sie wollen mehr?

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