Rn. 73

Stand: EL 159 – ET: 08/2022

Bei den Gewinneinkünften (zB selbstständige Tätigkeit, § 18 EStG, BFH BStBl II 2002, 276; FG Köln 10 K 3679/08, DStRE 2010, 1298 rkr) bezieht sich die Einkünfteerzielungsabsicht auf das Gesamtergebnis des Betriebs von der Gründung bis zur Veräußerung/Aufgabe/Liquidation (Totalgewinn, GrS BFH BStBl II 1984, 751; 1998, 727; 1999, 638; 2000, 224; 2000, 674; 2002, 276; 2004, 455; 2004, 1063; 2005, 336; BFH X R 33/04, BStBl II 2007, 874; BFH IV R 15/05, BStBl II 2008, 465; BFH IV R 34/11, BStBl II 2015, 380; BFH IV R 38/13, BStBl II 2016, 765; FG Mchn 5 K 618/12, DStRE 2015, 706 rkr; FG BdW v 09.02.2017, 1 K 841/15, DStRE 2018, 710, rkr; Ismer/Riemer, FR 2011, 455), und zwar aufgrund einer Betätigung, die über eine größere Zahl von Jahren gesehen, auf die Erzielung positiver Ergebnisse hin angelegt ist (GrS BFH BStBl II 1984, 751; BFH IV R 38/13, BStBl II 2016, 765).

 

Rn. 73a

Stand: EL 159 – ET: 08/2022

Im Einzelnen gilt Folgendes (ABC):

  • Ermittlung des Aufgabegewinns: Der in die Totalgewinnprognose einzubeziehende (stpfl, s unten "stpfl Aufgabegewinn") Aufgabegewinn ermittelt sich nach § 16 EStG (BFH BStBl II 1998, 727; BFH IV R 38/13, BStBl II 2016, 765).
  • Höhe des Totalgewinns: Die Höhe des durchschnittlichen Jahresgewinns ist unerheblich (BFH BFH/NV 1995, 866).
  • Kalkulatorische Abschreibungen und kalkulatorischer Unternehmerlohn: Sie wirken sich nicht auf den Totalgewinn aus (Mindermann/Lukas, NWB 3/2012, 182 mit weiteren Ausführungen zur betriebswirtschaftlichen Seite der Liebhaberei).
  • Katalogberufe (§ 18 EStG): Hier wird grds von Gewinnerzielungsabsicht ausgegangen, s Rn 101.
  • Selbstkostendeckung: Die Absicht, lediglich die Selbstkosten zu decken, genügt nicht für den Totalgewinn, auch nicht ein Nullsaldo zwischen Einnahmen und Ausgaben (BFH BStBl II 1985, 61).
  • Steuerfreier Veräußerungsgewinn: Dieser ist in die Berechnung des Totalgewinns nicht einzubeziehen (BFH III, BStBl II 1988, 778; BFH VIII, BFH/NV 1995, 866; aA BFH I, BFH/NV 1997, 408 – ohne Auseinandersetzung mit den gegenteiligen Vorentscheidungen), ebenso bei den Überschusseinkünften (s Rn 75) – anders der stpfl, s nächster Spiegelstrich.
  • Stpfl Veräußerungsgewinn: Ist in die Berechnung des Totalgewinns einzubeziehen (BFH BStBl II 1998, 778; 2003, 282; BFH IV R 15/05, BStBl II 2008, 465; BFH IV R 38/13, BStBl II 2016, 765; FG D'dorf DStRE 2004, 305 rkr).
  • Stpfl Aufgabegewinn: Ist nicht von einer Betriebsveräußerung auszugehen, ist ein (fiktiver) Aufgabegewinn oder -verlust in die Berechnung des Totalgewinns einzubeziehen (BFH IV R 15/05, BStBl II 2008, 465; BFH IV R 38/13, BStBl II 2016, 765). Ebenso bei den Überschusseinkünften, s Rn 75.
  • Strukturwandel s Rn 103.
  • Vergangenheit: Die Verhältnisse bereits abgelaufener Zeiträume können wichtige Anhaltspunkte für die Totalgewinnprognose bieten (BFH v 02.06.1999, X R 149/95, DStR 1999, 824; FG BdW v 09.02.2017, 1 K 841/15, DStRE 2018, 710, rkr).
  • Zweistufige Prüfungsweise bei Gewinnerzielungsabsicht: (FG BdW v 09.02.2017, 1 K 841/15, DStRE 2018, 710, rkr):
  • Stufe I: Ergebnisprognose positiv: falls ja, Gewinnerzielungsabsicht gegeben; falls nein:
  • Stufe II: Gründe für negative Prognose?
 

Rn. 74

Stand: EL 159 – ET: 08/2022

Zur Dauer der Totalgewinnperiode:

(1) Grundsatz: Sie ergibt sich aus der Gesamtdauer der Betätigung (BFH IV R 15/05, BStBl II 2008, 465; BFH IV R 34/11, BStBl II 2015, 380), also bei LuF ggf auch generationenübergreifend (BFH IV R 38/13, BStBl II 2016, 765; BFH VI R 5/17 BStBl II 2019, 601 auch s Stöber, FR 2017, 801; auch s Rn 104.
(2) Ausnahme: Bei Pachtbetrieben ergibt sie sich aus der Dauer des Pachtvertrages (auch wenn diese nur eine Vorstufe zur später geplanten unentgeltlichen Hofübergabe ist!; BFH IV R 15/05, BStBl II 2008, 465 mit zustimmender Anmerkung Kanzler, FR 2008, 981).

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