Schwierig für Steuerrechtler ist der Umgang mit der Terminologie und den technischen Abläufen bei Kryptowährungen, sofern diese für die zutreffende steuerliche Einordnung von Belang sind. Sofern die Terminologie und die technischen Abläufe verstanden bzw. entmystifiziert sind, unterscheiden sich die dahinterstehenden steuerlichen Fragen nicht wesentlich von denen, mit denen Steuerberater auch sonst umgehen. Daher sollen nachstehend die wichtigsten Begriffe erläutert werden.[1] Gesehen werden muss allerdings, dass die Begriffe nicht immer einheitlich verwendet werden.

  • Blockchain:

    Die Blockchain[2] ist eine digitale, dezentral geführte, verschlüsselte und für jeden einsehbare Datenbank, die von allen Teilnehmern eines gemeinsamen Netzwerks gespeichert wird. Die Informationen auf der Blockchain sind hierbei in aneinandergereihten und verketteten (chain) Blöcken (Block) gespeichert. Die Verkettung erfolgt über eine kryptografische Verschlüsselung (hashes). Durch diese Hashes (vergleichbar mit einer digitalen Signatur) ist sichergestellt, dass die Informationen auf der Blockchain digital, fortlaufend, chronologisch und aktuell gehalten und durch die Teilnehmer des Netzwerks kontrolliert werden. Vereinfacht ausgedrückt ist eine Blockchain vergleichbar mit einem offenen Buch, auf dem alle Transaktionen mit einer Kryptowährung oder auch alle anderen denkbaren Informationen fälschungssicher gespeichert werden. Über sog. Block Explorer sind der Bestand und die ausgeführten Transaktionen für jedermann einsehbar.[3]

  • Coin:

    Der Begriff Coin wird nicht einheitlich verwendet und bezeichnet meist – in Abgrenzung zu Token – Kryptowährungen (s. unten "Currency Token"), die über eine eigene Blockchain verfügen.[4]

  • DeFi:

    Der Begriff Decentralized Finance, abgekürzt DeFi (Dezentrale Finanzdienstleistungen) bezeichnet ein dezentrales System, das Finanzdienstleistungen verschiedenster Art anbietet. Die Anwendungen basieren auf der Blockchain und werden deshalb nicht durch eine zentrale Autorität kontrolliert oder gesteuert. Der Programmcode selbst legt den Rahmen sowie die Lösung sämtlicher Streitigkeiten fest (code is law).[5] Die Nutzung von DeFi erfolgt i. d. R. mithilfe von Applikationen, die "dApps" genannt werden ("dezentralisierte Apps"), welche größtenteils auf der Ethereum-Blockchain aufsetzen.

  • Distributed-Ledger-Technologie:

    Die Blockchain ist eine Form der Distributed-Ledger-Technologie. Der Begriff Distributed-Ledger-Technologie verdeutlicht, dass die Blockchain, also die Datenbank (Ledger), auf vielen verschiedenen Computern verteilt (distributed) gespeichert ist. Die Daten sind mithin nicht zentral, sondern dezentral gespeichert.

  • Exchange:

    Auf einer Exchange können online Kryptowährungen verkauft oder auch getauscht werden.[6] Meist verfügen diese Exchanges über den sog. Private Key (s. "Schlüsselpaar") und verwalten diesen, ohne dass der Nutzer diesen kennt. Der Nutzer legitimiert sich gegenüber der Exchange normalerweise über einen Benutzernamen und ein Kennwort.

  • Fiat-Geld:

    Zum Fiat-Geld zählen staatlich herausgegebene Währungen wie der Dollar oder der Euro, weil sie durch Zentralbanken seit vielen Jahren aus dem "Nichts" geschöpft werden, keinen inneren Wert innehaben, wie z. B. Warengeld in Form von Zigaretten oder Reis, wie es in einigen Regionen auf der Welt üblich ist und darüber hinaus auch keine (vollständige) Deckung durch reale Vermögenswerte aufweisen.

  • Hard Fork:

    Hard Forks[7] werden dann durchgeführt, wenn eine Community eine gravierende Änderung am Blockchain-Protokoll, d. h. dem Regelwerk einer Blockchain, vornimmt. In diesem Fall wird die Kette aus Datenblöcken aufgespalten. Es entsteht eine zweite Blockchain, deren bisheriger Verlauf identisch mit dem der Originalkette ist, die aber künftig eine neue Richtung einschlägt und somit – anders als bei einem sog. Soft-Fork[8]- nicht abwärtskompatibel ist. Es entsteht aus dem "alten" Coin ein zusätzlicher "neuer" Coin. Eine solche Abspaltung – ein sog. Fork – in Bezug auf Bitcoin fand am 1.8.2017 statt, bei dem jeder Bitcoin-Inhaber einen entsprechenden Betrag in Bitcoin Cash zusätzlich erhalten hat. Hintergrund war eine Diskussion innerhalb der Bitcoin-Gemeinde, welche verschiedene Änderungen des Bitcoin-Protokolls betraf, um die Währung zukunftssicher gestalten zu können.[9] So entstand durch "Kopieren" der Bitcoin-Blockchain in die Bitcoin Cash-Blockchain zusätzlich der Coin Bitcoin Cash. Im Ergebnis haben die bisherigen Inhaber von Bitcoin diese Bestände behalten und am Tag des Fork den Bitcoin Cash in gleicher Anzahl erhalten.

  • Initial Coin Offering (ICO):

    Im Rahmen eines ICO’s werden Coins generiert und an Investoren verkauft. Es handelt sich um ein sehr ähnliches Konzept wie bei einem "herkömmlichen" Börsengang (Initial Public Offering = IPO).

  • Lending:

    Lending[10] bezeichnet das "Verleihen" von Coins. Das Entgelt für die Nutzungsüberlassung, die "Zinsen", werden meist in einer Kryptowährung ausgezahlt.

  • Liquidity Mining:

    Liquidity Mining[11] bezeichnet den Mechanis...

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