Tz. 1000

Stand: EL 110 – ET: 06/2023

Es stellen sich zwei Fragen:

  1. Dürfen in vororganschaftlicher Zeit verursachte Mehr- und Minderabführungen mit in organschaftlicher Zeit verursachten Mehr- und Minderabführungen saldiert werden (Mischfall)?
  2. Dürfen in vororganschaftlicher Zeit verursachte Mehr- und Minderabführungen miteinander saldiert werden?
 

Tz. 1001

Stand: EL 110 – ET: 06/2023

Zu 1:

Da § 14 Abs 3 KStG für in vororganschaftlicher Zeit verursachte Mehr- und Minderabführungen die stliche Behandlung als GA bzw als Einlage vorschreibt und § 14 Abs 4 KStG für Mehr- bzw Minderabführungen mit Verursachung in organschaftlicher Zeit die Behandlung als Einlage/Einlagenrückgewähr bzw bei vor dem 01.01.2022 erfolgten Mehr-/Minderabführungen die Bildung besonderer organschaftlicher AP vorsieht, ergäbe sich ein unrichtiges Mischergebnis, wenn Mehr- bzw Minderabführungen mit vororganschaftlicher Verursachung mit solchen saldiert würden, deren Verursachung in organschaftlicher Zeit liegt (so inzwischen auch s Beschl des BFH v 06.06.2013, BStBl II 2014, 398 Rn 30, nachfolgend s Beschl des BVerfG v 14.12.2022, BGBl I 2023 Nr 93 und DStR 2023, 683).

 

Tz. 1002

Stand: EL 110 – ET: 06/2023

Zu 2:

Die Fin-Verw hat in dem zu R 59 Abs 4 KStR 1995 ergangenen Schr des BMF v 28.10.1997 (BStBl I 1997, 939) auch eine Saldierung innerhalb der Gruppe der Mehr- und Minderabführungen mit Verursachung in vororganschaftlicher Zeit abgelehnt. Hiernach sind vororganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen, die in einem VZ zusammentreffen, jeweils getrennt als GA oder als Einlage zu behandeln. UE ist dem auch unter der Geltung des § 14 Abs 3 KStG zuzustimmen (so inzwischen auch s Beschl des BFH v 06.06.2013, BStBl II 2014, 398 Rn 30, nachfolgend s Beschl des BVerfG v 14.12.2022, BGBl I 2023 Nr 93 und DStR 2023, 683; weiter s Beschl des BFH v 27.11.2013, BStBl II 2014, 651 Rn 21, nachfolgend s Beschl des BVerfG v 14.12.2022, BGBl I 2023 Nr 93 und DStR 2023, 683). Es ist nicht begründbar, dass ein Gesamtvorgang, je nachdem, ob der Überhang zufällig positiv oder negativ ist, eine GA oder eine Einlage sein soll (s die oa Beschl des BFH). AA s Rödder (DStR 2005, 217), s Hötzel (JbFStR 2012/2013, 137, 140), s Neumann/Suchanek (Ubg 2013, 549, 553) und s Mylich (DStR 2014, 2427).

Wegen der Vorfrage, ob zur Ermittlung einer Mehr- bzw Minderabführung auf den einzelnen Geschäftsvorfall abzustellen ist oder ob dafür gegenläufige Ursachen in einem Wj zu saldieren sind, s Tz 977.

Rödder (DStR 2005, 217, 218) und Neumann (Ubg 2010, 673, 679) ist jedoch darin zuzustimmen, dass zB eine Anwachsung, die zu einer Mehr-/Minderabführung führt, als Gesamtvorgang zu beurteilen und dass dabei nicht gesondert auf jedes einzelne WG abzustellen ist. Dazu auch s die Kritik von Rödder/Joisten (in R/H/N, § 14 KStG Rn 573–580; dort in Rn 580) auch ein beeindruckendes Praxis-Bsp zu den rechnerischen Problemen und zu den zT fragwürdigen Belastungsfolgen der getrennten stlichen Behandlung jeder Abweichungsursache.

Zulässig ist es jedoch, mehrere in vororganschaftlicher Zeit verursachte Mehrabführungen in einer Kap-St-Anmeldung zusammenzufassen.

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