Tz. 920

Stand: EL 110 – ET: 06/2023

§ 14 Abs 4 KStG enthält in seinem S 6 erstmals eine ges Definition des Begriffs der Mehr- bzw Minderabführung, wobei der Begriff der "Abführung" eine einheitliche Bedeutung sowohl für Mehr- als auch für Minderabführungen hat (s Beschl des BFH v 06.06.2013, BStBl II 2014, 398 Rn 28, nachfolgend s Beschl des BVerfG v 14.12.2022, BGBl I 2023 Nr 93 und DStR 2023, 683; weiter s Beschl des BFH v 27.11.2013, BStBl II 2014, 651, nachfolgend s Beschl des BVerfG v 14.12.2022, BGBl I 2023 Nr 93 und DStR 2023, 683). Verwendet wird dieser Begriff aber auch bereits in dem drei Jahre früher Ges gewordenen § 14 Abs 3 KStG, ohne dort allerdings erläutert zu werden, weiter in § 27 Abs 6 KStG, der seit langen Jahren im Ges steht. Die Frage ist, ob die in § 14 Abs 4 S 6 KStG enthaltene Definition auch für die Anwendung des § 14 Abs 3 KStG und des § 27 Abs 6 KStG gleichermaßen gilt.

Nach dem Ges-Wortlaut ist das nicht der Fall, denn § 14 Abs 4 S 6 KStG verweist nur auf § 14 Abs 4 S 1 und 2 KStG (so noch s Beschl des BFH v 06.06.2013, BStBl II 2014, 398 Rn 26, Az-BVerfG: 2 BvL 7/13; weiter s Beschl des BFH v 27.11.2013, BStBl II 2014, 651 Rn 25, Az-BVerfG: 2 BvL 18/14). Bei den unter § 14 Abs 3 KStG fallenden Mehr-/Minderabführungen handelt es sich um die gleichen Fallgruppen wie bei § 14 Abs 4 KStG, wobei lediglich der Unterschied besteht, dass die die Mehr-/Minderabführung auslösende Ursache in den Fällen des § 14 Abs 3 KStG außerhalb und in den Fällen des § 14 Abs 4 KStG innerhalb der Organschaftszeit liegt. Zumindest für das Verhältnis des § 14 Abs 4 zu § 27 Abs 6 KStG erscheint eine deckungsgleiche Auslegung zwingend (glA s Sedemund, DB 2010, 1255, 1257 Fn 18). So inzwischen auch s Urt des BFH v 15.03.2017 (BFH/NV 2017, 1276 Rn 19).

Ob das in § 14 Abs 4 S 6 KStG enthaltene Wort "insbes" (dazu s Tz 925) auch iRd § 14 Abs 3 KStG Bedeutung hat, erscheint nicht gesichert. Bejahend, uE zutr, s von Freeden/Lange (DB 2017, 2055, 2057).

Auch für Zwecke des § 14 Abs 3 und 4 KStG geht der BFH inzwischen davon aus, dass die Begriffe inhaltlich deckungsgleich verwendet werden (s Urt des BFH v 21.02.2022, DB 2022, 1870 Rn 15). Ebenso s Urt des FG HH v 30.06.2022 (EFG 2022, 1628, Rev-Az: I R 27/22).

Im Hinblick darauf, dass die beiden genannten Abs des § 14 KStG vollinhaltlich den früher in den KStR enthaltenen und vom BFH verworfenen Verw-Anw entspr und dass vor Inkrafttreten der ges Regelungen die Frage, ob eine Mehr- oder Minderabführung vorliegt, einheitlich, dh unabhängig von dem Zeitpunkt ihrer Verursachung, beantwortet wurde, ist kein Grund dafür erkennbar, dass der Ges-Geber eine andere Regelung gewollt hat. Eine unterschiedliche Auslegung des Begriffs der Mehr-/Minderabführung für Zwecke des § 14 Abs 3 KStG, des § 14 Abs 4 KStG und des § 27 Abs 6 KStG ergäbe auch keinen Sinn. Für eine inhaltlich übereinstimmende Auslegung des Begriffs in den drei genannten Vorschriften spricht auch, dass die Streichung der früheren S 2 und 3 des § 27 Abs 6 KStG mit der Einfügung des § 14 Abs 4 KStG im JStG 2008 verknüpft worden ist. GlA s Neumann (in Gosch, 4. Aufl, § 14 KStG Rn 418) und s Görden (GmbH-StB 2022, 230, 231). Dazu auch s Schumacher (in FS Schaumburg, 477, 479).

 

Tz. 921–924

Stand: EL 110 – ET: 06/2023

vorläufig frei

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