BMF, 8.11.2022, IV C 7 - S 2163/21/10001 :003

Übergangsregelung für das Wirtschaftsjahr 2021/2022 bzw. das mit dem Kalenderjahr 2022 übereinstimmende Wirtschaftsjahr

Unter Bezugnahme auf das Ergebnis der Erörterung mit den obersten Finanzbehörden der Länder gilt für die Bewertung von Feldinventar und stehender Ernte nach § 6 Absatz 1 Nummer 2 Satz 1 EStG i. V. m. R 14 Absatz 2 EStR 2012 mit standardisierten Werten nach dem BMEL-Jahresabschluss (siehe Anlage) das Folgende:

1

Die erstmalige Anwendung der im April 2022 aktualisierten Standardherstellungskosten für die Bewertung des Feldinventars und der stehenden Ernte kann zu einer Bestandserhöhung im Wirtschaftsjahr 2021/2022 oder im Wirtschaftsjahr 2022 bei dem Feldinventar/der stehenden Ernte (unfertige Erzeugnisse) führen und einen zusätzlichen buchtechnischen Gewinn (Umstellungsgewinn) auslösen.

2

Der Umstellungsgewinn ermittelt sich aus der Gegenüberstellung der neuen und der bisherigen Standardherstellungskosten am maßgeblichen Bilanzstichtag für das gesamte Feldinventar/die gesamte stehende Ernte. Aus Billigkeitsgründen kann der Steuerpflichtige in Höhe von höchstens 80 % dieses Umstellungsgewinns in der Schlussbilanz des Wirtschaftsjahres 2021/2022 bzw. des Wirtschaftsjahres 2022 eine den steuerlichen Gewinn mindernde Rücklage bilden. Die Rücklage ist in den folgenden Wirtschaftsjahren mit mindestens 25 % der gebildeten Rücklage gewinnerhöhend aufzulösen.

3

Beispiel

Ein Landwirt bewirtschaftet alleine (d. h. keine Arbeitnehmer oder fremde Dienstleister) 100 Hektar (ha) landwirtschaftlich genutzte Fläche. Auf 60 ha wird im Wirtschaftsjahr 2021/2022 Winterweizen (Code 3301) und auf 40 ha Roggen (Code 3304) angebaut. Das Wirtschaftsjahr beginnt am 1. Juli 2021 und endet am 30. Juni 2022. Der Landwirt ermittelt den Gewinn nach § 4 Absatz 1 EStG.

Die Standardherstellungskosten zum Bewertungsstichtag 30. Juni 2022 nach der bisherigen Bewertungsmethode (Betriebsgrößenklasse 50 bis 200 ha, Anteil bewerteter Arbeit 0 %) betragen pro Hektar Winterweizen (Code 3301) 492 EUR und pro Hektar Roggen (Code 3304) 412 EUR, insgesamt somit:

60 ha × 492 EUR = 29.520 EUR  
40 ha × 412 EUR = 16.480 EUR  
Feldinventar bisher: 46.000 EUR  

Die Standardherstellungskosten zum Bewertungsstichtag 30. Juni 2022 nach der neuen Bewertungsmethode (Betriebsgrößenklasse 50 bis 200 ha, Anteil bewerteter Arbeit 0 %) betragen pro Hektar Winterweizen (Code 3301) 612 EUR und pro Hektar Roggen (Code 3304) 508 EUR, insgesamt somit:

60 ha × 612 EUR = 36.720 EUR  
40 ha × 508 EUR = 20.320 EUR  
Feldinventar neu: 57.040 EUR  

Aufgrund der neuen Bewertungsmethode des Feldinventars entsteht eine Bestandserhöhung von 11.040 EUR, welche den Gewinn entsprechend erhöht.

Der Gewinn, der durch diese Bestandserhöhung entsteht, wird in Höhe von 80 % in eine gewinnmindernde Rücklage eingestellt, somit in Höhe von 8.832 EUR. Die Rücklage ist in den folgenden Wirtschaftsjahren mit mindestens 25 % der gebildeten Rücklage, somit 2.208 EUR, gewinnerhöhend aufzulösen.

4

Die vorstehende Regelung ist für das Wirtschaftsjahr 2021/2022 bzw. das mit dem Kalenderjahr 2022 übereinstimmende Wirtschaftsjahr anzuwenden.

Dieses Schreiben wird im Bundessteuerblatt I veröffentlicht.

 

Anlage

Auszug aus dem BMEL-Jahresabschluss[1]
Bewertung in EUR zum 31. Dezember eines Jahres
Art des Feldinventars Code Betriebsgrößenklassen in ha LF
    < 50 ha 50 – 200 ha > 200 ha
    Anteil bewerteter Arbeit in v.H.
    0 11 100 0 11 100 0 11 100
Winterweizen, Dinkel 3301 215 226 317 207 215 284 194 200 243
Sommerweizen 3302 57 65 124 50 55 98 42 45 72
Hartweizen, Durum 3303 57 65 124 50 55 98 42 45 72
Roggen 3304 225 236 323 216 224 289 203 208 248
Wintergerste 3305 195 206 294 186 194 260 174 179 219
Sommergerste 3306 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Hafer 3307 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Sommermenggetreide 3308 56 64 114 50 54 90 42 44 64
Wintermenggetreide 3309 215 226 313 206 214 279 194 198 239
Körnermais 3310 57 63 114 50 54 90 42 44 64
CCM 3311 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Triticale 3312 205 216 304 196 204 270 184 189 230
Sonst. Getreide 3317 138 148 218 130 138 189 120 124 155
Ackerbohnen 3320 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Futtererbsen 3321 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Sonst. Futterhülsenfrüchte 3322 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Sonst. Hülsenfrüchte 3323 56 64 114 50 54 90 42 44 64
Winterraps 3324 324 335 428 316 325 395 303 308 351
Sommerraps, Rübsen 3325 40 46 88 36 40 71 30 33 52
Sonnenblumen 3326 57 64 122 51 57 99 44 47 73
Sojabohnen 3327 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Andere Ölsaaten 3328 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Faserpflanzen 3329 40 46 88 36 40 71 30 33 52
Energiegetreide 3331 205 216 304 196 204 270 184 189 230
Energiemais 3332 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Energieeiweißpflanzen 3333 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Energieölsaaten 3334 119 127 188 113 119 165 105 108 135
Energierüben 3335 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Kartoffeln 3339 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Zuckerrüben 3340 57 63 114 50 54 90 42 44 64
Feldgemüse 3359 57 63 114 50 54 90 42 44 64

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