Emotionen und Leidenschaft sind die Essenz einer feurig beschriebenen Vision: Wenn man andere motivieren will, muss man selbst Emotionen ausdrücken!

Das zweite Element der Vision ist deshalb die Übersetzung des GHWZ in ein lebendiges, emotionales Bild. Dann ist die Vision von der Zukunft der Kanzlei geschaffen und fixiert! In der Praxis hat es sich bewährt, in Workshops zunächst an der lebendigen Beschreibung der Zukunft der Kanzlei zu arbeiten und dann daraus GHWZ abzuleiten. Denn die lebendigen, feurigen Beschreibungen lassen häufig verschiedene sinnvolle GHWZ zu, unter denen eine Auswahlentscheidung getroffen werden muss.

Visionen zu entwickeln ist die wichtigste unternehmerische Aufgabe der Kanzleiinhaber, und sie sollten im gesamten Führungsteam der Kanzlei regelmäßig überprüft werden bzw. umgekehrt als Prüfstein für die Entwicklung von Strategien und für sämtliche tägliche Arbeit dienen.

Bei der Erarbeitung einer Kanzleivision geht es nicht um einen "Schönschreibwettbewerb". Der Zweck ist es, ein klares und einfach verständliches Ziel zu setzen – den Dschungel auszusuchen, durch den es sich für das Team lohnt, einen Weg zu schlagen! Es sollte auch möglich sein, dieses besonders langfristige Ziel auf unterschiedliche Art und Weisen auszudrücken. Jim Collins nennt das den "Mount Everest Standard" zur Formulierung von GHWZ: Mount Everest erklimmen = den höchsten Berg der Welt erklimmen = den berühmtesten Berg der Welt erklimmen = den Berg in Nepal erklimmen, der eine Höhe von 8.848 m hat. Es geht also darum, ein Ziel auszuwählen, das Veränderung und Fortschritt stimuliert und resolutes Commitment erzeugt.

Mit dem richtigen mentalen Fokus ist es relativ einfach, eine Vision aus GHWZ und mit lebendiger, emotionaler Beschreibung zu erarbeiten. Wenn Sie die folgende Schritt-für-Schritt Anleitung für die Erarbeitung Ihrer Vision nutzen, seien Sie möglichst genau im Detail, und berücksichtigen Sie für diese Details folgende Sachverhalte:

  • die Mandanten, die Sie betreuen
  • die Dienstleistungen, die Sie anbieten
  • die Kommunikations- und Vertriebskanäle, die Sie nutzen
  • die strategischen Partner, mit denen Sie arbeiten
  • die Honorarpolitik
  • die Personen Ihres Teams, mit denen Sie arbeiten (Fähigkeiten und Einstellungen)
  • die Art und Weise, wir Ihre Kanzlei organisiert und gemanagt wird
  • die Profitabilität Ihrer Kanzlei – Umsatz und Reingewinn
  • … praktisch alles, was das Bild der Zukunft Ihrer Kanzlei farbig und lebendig macht![1]
 
Step by Step

Entwicklung einer Kanzlei-Vision im Führungsteam

  1. Jeder nimmt sich einen Moment Zeit, um sich die Zukunft der Kanzlei bildlich und leibhaftig vorzustellen. Schreiben Sie einen kurzen Artikel, den Sie über Ihre Kanzlei in etwa 5-10 Jahren veröffentlicht sehen wollen. Nennen Sie den Namen der Publikation, in der der Artikel veröffentlicht werden soll.
  2. Übertragen Sie in der Workshopgruppe die 3 bis 5 aufregendsten und fesselndsten Auszüge aller Ihrer Artikel in Beschreibungen, die Ihre Vision lebendig werden lassen, auf ein Flipchart. Testen Sie diese lebendigen Beschreibungen Ihrer Vision, indem Sie die folgenden Fragen jeweils dazu mit "Ja" oder "Nein" beantworten:

    1. Projiziert die lebendige Beschreibung klare Bilder davon wie es ist, wenn Sie Ihre Vision erreicht haben, in Ihrem Kopf? Wenn die lebendige Beschreibung kein klares Bild vor Ihrem geistigen Auge projiziert, ist sie nicht lebendig genug!
    2. Werden spezifische, konkrete Beispiele und Analogien verwendet, die die Vision zum Leben erwecken? (im Gegensatz zu faden Plattitüden)
    3. Werden Leidenschaft, Intensität und Emotionen ausgedrückt?
    4. Denken Sie beim Lesen der Beschreibungen: "Wow, es wäre wirklich fantastisch, wenn wir das alles erreichen und umsetzen könnten. Daran wäre ich unbedingt gern beteiligt und ich würde keine Mühen scheuen, diese Vision umzusetzen!"?
  3. Erarbeiten Sie dann in der Gruppe daraus ein 3 bis 10 Jahre in der Zukunft liegendes GHWZ für die Kanzlei, das die lebende Beschreibung beinhaltet und gleichzeitig mit dem Kern-Zweck (Mission) verbunden ist.
  4. Testen Sie dann das GHWZ mit den folgenden Fragen. Wenn Sie nicht alle Fragen mit "Ja" für sich beantworten können, haben Sie noch kein ausreichend gutes GHWZ entwickelt. Wenn Sie in der Gruppe ein GHWZ kreiert haben, bei dem zwei Drittel der Gruppe alle Fragen mit "Ja" beantworten können, schreiben Sie es auf ein Flipchart.

    1. Finden Sie dieses GHWZ spannend?
    2. Ist dieses GHWZ klar, fesselnd und einfach zu verstehen?
    3. Hat dieses GHWZ einen Bezug zum Kern-Zweck (Mission) der Kanzlei?
    4. Wird dieses GHWZ für die meisten Personen in der Kanzlei spannend sein – nicht nur für die Führungsebene?
    5. Handelt es sich unwiderlegbar um ein großes, haariges, waghalsiges Ziel, nicht um eine "unverständliche, zusammengewürfelte, unmöglich zu erinnernde Missions- oder Visionsaussage"? Mit anderen Worten, entspricht es dem "Mount Everest Standard"?
    6. Glauben Sie, dass Ihre Kanzlei eine Chance von weniger als 100 % hat, dieses GHWZ zu erreichen (50 - 70 % sind ideal), und glauben Sie gleichzeitig, dass es für die K...

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