Rz. 671

[Autor/Stand] Grundstücksschenkungen werden danach nur von der Schenkungsteuer erfasst, die Grunderwerbsteuer tritt zurück; insoweit prärogativ,[2] genügt stets die bloße Schenkungsteuerbarkeit des Erwerbs. Der BFH wendet die Kollisionsnorm des § 3 Nr. 2 GrEStG über ihren Wortlaut hinaus zur Vermeidung einer Doppelbelastung extensiv auch auf andere grunderwerbsteuerlich relevante Lebenssachverhalte an, wenn und soweit sie der Schenkungsteuer unterliegen.[3] Auch wenn die Finanzverwaltung unentgeltliche Grundstückserwerbe einer Kapitalgesellschaft bei tatbestandlicher Konkurrenz nicht nach § 7 Abs. 1 Nr. 1 ErbStG als Grundstücksschenkung sondern ausschließlich nach § 7 Abs. 8 Satz 1 ErbStG als Anteilswerterhöhung erfassen will,[4] muss dies daher nicht zwingend zum Zugriff der Grunderwerbsteuer führen. Die Praxis dürfte alsbald kreativ werden: Gesellschafter könnten Grundstücksübertragungen auf die Kapitalgesellschaft wieder grunderwerbsteuerfrei gestalten.[5] Und auch für die öffentliche Hand ergeben sich neue Möglichkeiten Grunderwerbsteuer zu sparen.[6] In angeblich lückenschließender Absicht scheint der Gesetzgeber mit § 7 Abs. 8 ErbStG neue Steuerlücken geschaffen zu haben.

 

Rz. 672

[Autor/Stand] Unterliegt die Grundstücksübertragung nach § 7 Abs. 8 Satz 1 ErbStG jedoch nur partiell der Schenkungsteuer, plädieren Autoren aus der Finanzverwaltung für eine entsprechend quotale Anwendung des § 3 Nr. 2 GrEStG.[8] Im Beispielsfall (Rz. 664) wäre demnach die Bereicherung der T2-GmbH noch um die Grunderwerbsteuer auf den 60%igen Bedarfswert zu reduzieren – mit entsprechender Minderung der Anteilswerterhöhung.

 

Rz. 673– 675

[Autor/Stand] Einstweilen frei.

[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.03.2022
[2] BVerfG v. 15.5.1984 – 1 BvR 464/81 u.a., BStBl. II 1984, 608.
[3] So im Hinblick auf § 1 Abs. 2a GrEStG BFH v. 12.10.2006 – II R 79/05, BStBl. II 2007, 409; zu § 1 Abs. 3 Nr. 1 GrEStG BFH v. 23.5.2012 – II R 21/10, BStBl. II 2012, 793, s. auch Fuhrmann, KÖSDI 3/2014, 18768 [26].
[4] R E 7.5 Abs. 1 Satz 7 ErbStR 201920.
[5] Vgl. BFH v. 17.10.2007 – II R 63/05, BStBl. II 2008, 381 = ErbStB 2008, 35 (Hartmann); s. aber FG Rh-Pf. v. 7.10.2020 – 1 K 1264/19, DStRE 2021, 482 = ErbStB 2021, 269 (Hartmann).
[6] Vgl. BFH v. 29.3.2006 – II R 15/04, BStBl. II 2006, 557 = ErbStB 2006, 176 (Hartmann).
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.03.2022
[8] Höne/Nienhaus, UVR 2012, 306 (unter III.2.b).
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.03.2022

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