Rn. 60

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Bei der Festsetzung des Kindergelds als einer Steuervergütung handelt es sich um eine Abgabenangelegenheit iSd § 347 Abs 2 AO, sodass der Einspruch (§ 347 Abs 1 S 1 Nr 1 AO) und nachfolgend der Finanzrechtsweg gegeben ist. Ein Verpflichtungsklage ist in den Fällen gegeben, in denen die Familienkasse das Kindergeld nicht antragsgemäß festgesetzt bzw einen ablehnenden Bescheid erlässt, BFH vom 02.06.2005, III R 66/04, BStBl II 2006, 184; BFH vom 27.01.2011, III R 65/09, BFH/NV 2011, 991; hebt die Familienkasse hingegen die Kindergeldfestsetzung auf, ist die Anfechtungsklage gegeben, BFH vom 03.07.2014, III R 53/13, BStBl II 2015, 282.

 

Rn. 60a

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Zur Einsicht in Kindergeldakten vgl BFH vom 03.11.2020, III R 59/19BStBl II 2021, 467; zum datenschutzrechtlicher Auskunftsanspruch nach Art 15 DSGVO vgl FG Mchn vom 03.02.2022, 15 K 1212/19; FG Mchn vom 04.11.2021, 15 K 118/20.

 

Rn. 61

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Vorläufiger Rechtsschutz bei der Aufhebung einer Kindergeldfestsetzung ist ausschließlich durch Aussetzung der Vollziehung zu gewähren, BFH vom 20.02.1998, VI B 205/97, BFH/NV 1998, 963; BFH vom 26.05.1998, VI B 36/98, BFH/NV 1999, 30. Lehnt die Familienkasse einen Antrag auf Festsetzung von Kindergeld ab, ist nur ein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung zulässig, BFH vom 31.07.2002, VIII B 142/00, BFH/NV 2002, 1491; kritisch Greite, FR 2002, 1320.

Hebt die Familienkasse einen Kindergeldbescheid auf, weil sie der Auffassung ist, der Berechtigte habe seinen Wohnsitz im Ausland, handelt sie nicht ermessenswidrig, wenn sie die Vollziehung des Aufhebungsbescheides nur gegen Sicherheitsleistung in Form einer Bankbürgschaft aussetzt, BFH vom 18.12.2000, VI S 15/98, BFH/NV 2001, 637.

 

Rn. 62

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Auch der Sozialhilfeträger ist zur Anfechtung der Aufhebung der Kindergeldfestsetzung befugt, vgl BFH vom 12.01.2001, VI R 181/97, BStBl II 2001, 443. In diesem Fall ist derjenige notwendig beizuladen, zu dessen Gunsten das Kindergeld bisher festgesetzt war, BFH vom 19.02.2001, VI R 169/97, BFH/NV 2001, 812. Aus der eigenen Antragsbefugnis des Kindes gemäß § 67 S 2 EStG auf Festsetzung des Kindergeldes folgt die Klagebefugnis des Kindes; in diesem Fall ist der Kindergeldberechtigte notwendig beizuladen, BFH vom 30.10.2008, III R 105/07, BFH/NV 2009, 193.

Gegen einen positiven Kindergeldbescheid, der dem einen Ehegatten erteilt worden ist, steht dem anderen Ehegatten keine Klagebefugnis zu, BFH vom 08.07.2013, III B 149/12, BFH/NV 2013, 1602; Weber-Grellet in Schmidt, § 70 EStG Rz 2 (42. Aufl).

Zur Beiladung eines Dritten, der ebenfalls das Kindergeld beansprucht, auf Antrag der Familienkasse gemäß § 174 Abs 5 S 2 AO vgl FG Ha vom 16.01.2008, 1 K 160/07, EFG 2008, 917.

 

Rn. 63

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Das Landesarbeitsamt war befugt, das Arbeitsamt (Familienkasse) vor dem FG zu vertreten, BFH vom 25.08.1997, VI B 94/97, BStBl II 1998, 118 mwN.

 

Rn. 64

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Zum Streitwert bei der Ablehnung bzw Aufhebung einer Kindergeldfestsetzung vgl BFH vom 02.10.2014, III S 2/14, BStBl II 2015, 37; BFH vom 24.05.2000, VI S 4/00, BStBl II 2000, 544. Zum Streitwert in kindergeldrechtlichen Verfahren vgl auch Wüllenkemper, StB 2010, 403; Reuss, EFG 2010, 228; Siegers, EFG 2006, 141; Wüllenkemper, EFG 2007, 1341 mit Gestaltungsempfehlungen. Der Streitwert sollte sich in einem Verfahren wegen Aufhebung einer Kindergeldfestsetzung von unbestimmter Dauer grundsätzlich nach der bis zur Einreichung der Klage zu zahlenden Kindergeldbeträge zuzüglich eines Jahresbetrags des Kindergelds entsprechend § 42 Abs 1 S 1 Abs 5 S 1 GKG aF (der zum 01.09.2009 aufgehoben worden ist) nach § 13 Abs 1 GKG aF (jetzt § 52 Abs 1 GKG) bemessen, BFH vom 24.05.2000, VI S 4/00, BStBl II 2000, 544; BFH vom 20.10.2005, III S 20/05, BStBl II 2006, 77. Da es an einer Bindungswirkung für die Zukunft fehlt, ist dem nicht zu folgen, Wüllenkemper, StB 2010, 403.

Zutreffend hat der BFH deshalb im Beschluss BFH vom 02.10.2014, III S 2/14, BStBl II 2015, 37 in Änderung seiner bisherigen Rspr entschieden, dass sich der Streitwert nach § 52 Abs 3 GKG bemisst, da der Antrag des Klägers eine bezifferte Geldleistung bzw einen hierauf gerichteten VA betroffen hat. Für eine sich an der Bedeutung der Sache für den Kläger orientierenden Ermessensentscheidung des Gerichts bzgl des Streitwerts ist kein Raum. Allerdings hat der Gesetzgeber in Kenntnis und unter Berücksichtigung der (bisherigen) st Rspr des BFH nun durch § 52 Abs 3 S 3 GKG, der ab dem 16.07.2014 Anwendung findet, klargestellt, dass in Kindergeldverfahren vor den Gerichten der Finanzgerichtsbarkeit § 42 Abs 1 S 1 und Abs 3 GKG entsprechend anzuwenden ist; an die Stelle des dreifachen Jahresbetrags tritt dabei der einfache Jahresbetrag.

Auch wenn es in Kindergeldverfahren – wie auch in anderen finanzgerichtlichen Streitverfahren – an einer Bindungswirkung für die Zukunft fehlt, geht die Regelung des § 52 Abs 3 S 3 GKG nicht ins Lee...

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