Rn. 156

Stand: EL 138 – ET: 09/2019

Die Wesentlichkeit der Betriebsgrundlagen ist normspezifisch unter Berücksichtigung des Sinn u Zwecks der Norm auszulegen. Nach welchen Kriterien WG als wesentlich zu qualifizieren sind, wird nicht einheitlich beurteilt. Es wird vor allem auf die Funktion des WG für den Betrieb (funktionale Betrachtung) o/u auf die in dem WG enthaltenen stillen Reserven abgestellt (quantitative Betrachtung). In der Rspr werden quantitativer u funktionaler Ansatz kombiniert gebraucht (BFH v 30.08.2012, BFH/NV 2013, 376; BFH v 19.03.1991, BStBl II 1991, 635; BFH v 13.02.1996, BStBl II 1996, 400; BFH v 02.10.1997, BStBl II 1998, 104; BFH v 10.11.2005, BStBl II 2006, 176; BFH v 16.12.2009, BStBl II 2010, 431; BFH v 07.04.2010, BStBl II 2011, 467). Beide Merkmale stehen selbstständig u voneinander unabhängig nebeneinander (BFH v 07.04.2010, BStBl II 2011, 467; BFH v 04.07.2007, BFH/NV 2007, 2093; BFH v 25.02.2010, BStBl II 2010, 726; BFH v 02.10.1997, BStBl II 1998, 104; BMF v 03.03.2005, BStBl I 2005, 458 Tz 3). Der funktionale Ansatz rührt aus der tätigkeitsbezogenen Komponente des Gewerbebegriffs (§ 15 EStG) her, während der quantitative Ansatz auf den Sinn u Zweck der Vorschrift zurückgeht, der in der Begünstigung der Aufdeckung zusammengeballter stiller Reserven liegt (BFH v 03.02.1994, BStBl II 1994, 709). Die Kombination beider Ansätze (funktional-quantitative Betrachtungsweise) dürfte für die Bestimmung der Wesentlichkeit einer Betriebsgrundlage daher maßgeblich sein.

Quantitativ wesentlich ist ein WG, wenn die enthaltenen stillen Reserven relativ (FG Münster v 18.06.1998, EFG 1998, 1465), also im Verhältnis zu den gesamten stillen Reserven der Sachgesamtheit, o absolut (FG Köln v 18.11.2003, EFG 2004, 898) hoch sind. Die funktionale Wesentlichkeit bestimmt sich nach den Umständen des Einzelfalls, insb der Bedeutung des WG für den Betrieb. Ob ein WG funktional wesentlich ist, hängt auch maßgeblich von der Art der ausgeübten Tätigkeit ab u kann variieren (BFH v 20.02.2008, BFH/NV 2008, 1306).

Zu den wesentlichen Betriebsgrundlagen können bilanzierte u nicht bilanzierte WG gehören, zu letzteren, gerade bei freiberuflichen Betrieben, insb der Mandantenstamm (FG Köln v 03.12.2014, 13 K 2231/12, EFG 2015, 556).

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