Rn 24

Grundsätzlich ist ein Rechtsgeschäft mit einheitlichen Wirkungen nur als Ganzes anfechtbar, nicht auch einzelne Teile hiervon.[92] Lässt sich aber eine einheitliche Rechtshandlung in mehrere selbstständige Teile mit einzelnen, abtrennbaren Wirkungen zerlegen, kommt eine Teilanfechtung in Betracht. In einem solchen Fall kann die Anfechtung auf eine oder mehrere dieser Wirkungen beschränkt werden.[93] Denkbar ist dies beispielsweise, wenn mehrere Rechtsgeschäfte nur rein äußerlich zusammengefasst werden (z. B. Veräußerung mehrerer Gegenstände)[94] oder wenn eine sonstige zahlenmäßige Teilbarkeit gegeben ist. Darüber hinaus kann auch ein an sich ausgewogener Vertrag, der gezielt für den Eintritt der Insolvenz des Schuldners eine unangemessene Regelung enthält (z. B. "Lösungsklausel", gesellschaftsrechtliche Abfindungsklausel), als teilbar angesehen und infolgedessen die Anfechtungswirkung auf den Umfang der Benachteiligung begrenzt werden.[95] Ob eine Teilanfechtung u. U. auch dann in Betracht kommt, wenn die Realisierung nur eines Teils des Anfechtungsanspruchs ausreicht, um alle Gläubiger zu befriedigen, ist umstritten. Mitunter wird die Ansicht vertreten, dass der Umfang des Anspruchs durch den Zweck der Insolvenzanfechtung begrenzt wird.[96] Das ist jedoch im Grundsatz abzulehnen (vgl. Rn. 28).

[92] BGH BGHZ 124, 83 f. = ZIP 1994, 40 = EWiR 1994, 169 (Haas); BGHZ 147, 233 (236 f.) = ZIP 2001, 885 = EWiR 2001, 883 [BGH 05.04.2001 - IX ZR 216/98] (Wagner); OLG Hamburg ZIP 2001, 708 = EWiR 2001, 577 [OLG Hamburg 15.12.2000 - 1 U 91/00] (Bender); MünchKomm-Kirchhof, § 143 Rn. 17.
[93] RGZ 21, 95 (99 f.); 114, 206 (210); BGHZ 77, 250 (255 f.); 147, 233 (236 f.) = BGH ZIP 2001, 885 [BGH 05.04.2001 - IX ZR 216/98]; 64, 312 (314 ff.); HK-Kreft, § 129 Rn. 78; MünchKomm-Kirchhof, § 143 Rn. 18; ausführlich hierzu Gerhardt-Kreft, Insolvenzanfechtung, Rn. 209 ff.
[94] LG Bonn NJW 1969, 1722 (1723) [LG Bonn 04.03.1969 - 2 O 370/68]; vgl. Jaeger-Henckel, KO § 29 Rn. 183 ff., MünchKomm-Kirchhof, § 143 Rn. 19.
[95] BGHZ 124, 76 (84 f.) = BGH ZIP 1994, 40 [BGH 11.11.1993 - IX ZR 257/92]; NZI 2007, 462 (465) [BGH 19.04.2007 - IX ZR 59/06]; vgl. BGH NJW 1999, 359 [BGH 12.11.1998 - IX ZR 199/97]; OLG Jena ZIP 2000, 2124 (2125); HK-Kreft, § 129 Rn. 78; siehe auch BGHZ 65, 22 (26 ff.).
[96] OLG Hamm ZIP 1992, 1755, 1757 [OLG Hamm 29.09.1992 - 27 U 235/91]; Kübler/Prütting/Bork-Jacoby, § 143 Rn. 78; Häsemeyer, Rn. 21.13.

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