Die Vorschrift des § 8d Abs. 1 S. 1 KStG erfordert eine Zeitraumbetrachtung, so dass die Entwicklung des Geschäftsbetriebs während des gesamten Beobachtungszeitraums betrachtet werden muss. Ein reiner Zeitpunktvergleich des Geschäftsbetriebs zu Beginn des Beobachtungszeitraums und zum Zeitpunkt des schädlichen Beteiligungserwerbs kommt aufgrund des eindeutigen Gesetzeswortlauts nicht in Betracht. § 8d Abs. 1 S. 1 KStG will von seinem Telos her nicht Körperschaften mit einem organisch über die Jahre weiterentwickelten Geschäftsbetrieb von einer Anwendung ausschließen, sondern nur solche Körperschaften, denen z.B. "in einem Akt" ein völlig neuer Geschäftsbetrieb zugeführt wurde.

War die Tätigkeit einer neugegründeten GmbH von Anfang an darauf ausgerichtet, den vollständigen Geschäftsbetrieb einer anderen Gesellschaft zu übernehmen und fortzuführen, und mussten zur Erreichung dieses Ziels mehrere Schritte getätigt werden, so kann insgesamt von einer organischen bzw. strukturellen Entwicklung der GmbH auszugehen sein, die das Bestehen eines "ausschließlich desselben Geschäftsbetriebs" im Beobachtungszeitraum des § 8d Abs. 1 S. 1 KStG nicht ausschließt.

Beginnt nach einem schädlichen Beteiligungserwerb der Beobachtungszeitraum i.S.d. § 8d Abs. 1 S. 1 KStG, in dem eine GmbH "ausschließlich denselben Geschäftsbetrieb" unterhalten muss, mit dem Zeitpunkt der Gründung, so ist insoweit auf den Zeitpunkt des Beginns der KSt-Pflicht der sog. Vorgesellschaft – also den Zeitpunkt des formgültigen Abschlusses des notariellen Gesellschaftsvertrages – abzustellen. Auf den Zeitpunkt der Eintragung in das Handelsregister kommt es nicht an.

"Ausschließlich derselbe Geschäftsbetrieb"? Für die Frage, ob die GmbH "ausschließlich denselben Geschäftsbetrieb" unterhalten hat, ist auf die tatsächliche Tätigkeit der GmbH abzustellen, mit der die Verluste erwirtschaftet wurden. Folglich können hiervon abweichende Angaben zum Unternehmenszweck im Gesellschaftsvertrag und im Handelsregister sowie abweichende Angaben in Gewerbeanmeldungen allenfalls indizielle Bedeutung haben.

FG Sachsen-Anhalt v. 15.11.2022 – 3 V 597/22

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