Rz. 27

Abgabe

Es gilt das Gleiche wie bei einer Verweisung (Rdn 94).

 

Rz. 28

Anfechtung eines Vergleichs

Das Verfahren vor und nach Anfechtung eines Prozessvergleichs ist eine einzige Angelegenheit,[6] da der Streit über die Wirksamkeit in demselben Verfahren ausgetragen wird. Daher bleibt es beim alten Gebührenrecht, wenn der Vergleich vor dem 1.1.2021 geschlossen und nach dem 31.12.2020 angefochten worden ist. Etwas anderes gilt nur dann, wenn der Anwalt erstmals mit der Anfechtung des Vergleichs beauftragt worden ist.

Neues Recht ist allerdings anzuwenden, wenn zwischen Vergleich und Anfechtung mehr als zwei Kalenderjahre liegen.[7]

Gleiches gilt bei Anfechtung eines außergerichtlichen Vergleichs.

 

Rz. 29

Anrechnung

Bei aufeinander anzurechnenden Gebühren liegen grundsätzlich verschiedene Angelegenheiten vor. Dies gilt insbesondere für zeitlich aufeinander folgende Tätigkeiten wie Beratung, außergerichtliche Vertretung, Mahnverfahren, Rechtsstreit etc. Das bedeutet, dass zunächst einmal jede Angelegenheit für sich nach dem für sie geltenden Gebührenrecht abzurechnen ist. Für die jeweilige Angelegenheit ist der Tag der Auftragserteilung bzw. Bestellung oder Beiordnung maßgebend.

 

Rz. 30

Für die Anrechnung gelten sodann folgende Grundsätze:

Die Anrechnung selbst bestimmt sich nach dem Recht der Angelegenheit, in der angerechnet wird.
Die anzurechnenden Beträge richten sich dagegen nach dem Recht der Angelegenheit, aus der sie herrühren.
 

Rz. 31

Dies kann also dazu führen, dass in der nachfolgenden Angelegenheit bereits nach neuem Gebührenrecht ab- und angerechnet wird, die anzurechnenden Beträge sich aber nach altem Gebührenrecht richten.

 

Rz. 32

Die Anrechnung bei Wertgebühren, wenn sich zwischen den Angelegenheiten das Gebührenrecht ändert, ist relativ einfach. Die vorangegangene Angelegenheit richtet sich dann noch nach den alten Wert-Gebührenbeträgen, während sich die neue Angelegenheit bereits nach den neuen Wert-Gebührenbeträgen richtet. Angerechnet wird dann nach den alten Gebührenbeträgen. Das muss so sein, denn es kann nicht mehr angerechnet werden, als der Anwalt verdient hat.

 

Beispiel: Der Anwalt war im November 2020 beauftragt, ein Beweisverfahren über 10.000 EUR einzuleiten. Das Beweisergebnis liegt im Januar 2021 vor. Daraufhin wird Hauptsacheklage erhoben.

Im Beweisverfahren gelten noch die alten Gebührenbeträge, sodass wie folgt abzurechnen ist:

I. Selbstständiges Beweisverfahren nach altem Recht (Wert: 10.000 EUR)

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   725,40 EUR
2. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 745,40 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   141,63 EUR
Gesamt   887,03 EUR

Im Hauptsacheverfahren ist dagegen bereits nach den neuen Gebührenbeträgen abzurechnen. Angerechnet wird die volle 1,3-Verfahrensgebühr des Beweisverfahrens, und zwar nach den alten Beträgen. Würde man hier nach neuen Beträgen anrechnen, würde mehr angerechnet, als der Anwalt überhaupt erhalten hat. Dass dies nicht sein kann, liegt auf der Hand.

II. Hauptsacheverfahren nach neuem Recht (Wert: 10.000 EUR)

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   798,20 EUR
2.

gem. VV Vorb. 3 Abs. 5 anzurechnen,

1,3 aus 10.000 EUR (altes Recht)
  – 725,40 EUR
3. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   736,80 EUR
4. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 829,60 EUR  
5. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   157,62 EUR
Gesamt   987,22 EUR

Faktisch erhält der Anwalt aufgrund der Gebührenanhebung noch einen Nachschlag auf die Verfahrensgebühr i.H.v. (798,20 EUR – 725,40 EUR =) 72,80 EUR.

 

Rz. 33

Gleiches gilt auch, wenn nur eine anteilige Anrechnung vorzunehmen ist.

 

Beispiel: Der Anwalt hatte im November 2020 den Auftrag erhalten, außergerichtlich für den Auftraggeber eine Forderung i.H.v. 8.000 EUR geltend zu machen. Im Januar 2021 hat er den Auftrag zur Klage erhalten, über die mündlich verhandelt wird.

Außergerichtlich richten sich die Gebührenbeträge nach altem Recht. Ausgehend von einer Mittelgebühr war wie folgt abzurechen:

I. Außergerichtliche Vertretung nach altem Recht (Wert: 8.000 EUR)

 
1. 1,5-Geschäftsgebühr, VV 2300   684,00 EUR
2. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 704,00 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   133,76 EUR
Gesamt   837,76 EUR

Im gerichtlichen Verfahren richten sich die Gebühren dagegen nach neuem Recht. Anzurechnen ist die vorangegangene Geschäftsgebühr zur Hälfte (VV Vorb. 3 Abs. 4), und zwar so, wie sie angefallen ist, nämlich nach den alten Beträgen. Im gerichtlichen Verfahren ist daher wie folgt zu rechnen:

II. Gerichtliches Verfahren nach neuem Recht (Wert: 8.000 EUR)

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   652,60 EUR
2.

gem. VV Vorb. 3 Abs. 4 anzurechnen,

0,75 aus 8.000 EUR (altes Recht)
  – 342,00 EUR
3. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   602,40 EUR
4. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 933,00 EUR  
5. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   177,27 EUR
Gesamt   1.110,27 EUR
 

Rz. 34

Bei Betragsrahmengebühren gilt zunächst einmal das Gleiche wie bei den Wertgebühren. Es kann auch hier vorkomm...

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