Rn 62

Die Gesamtvertretung kann auf Rechtsgeschäft (Gesamtvollmacht) oder Gesetz beruhen (MüKo/Schubert Rz 194). Gesetzlich vorgesehen ist sie im Familienrecht (§§ 1629 I 2, 1775 I, 1792 I, 1908i I 1, 1915 I). Sie ist ferner die Regel bei mehrgliedrigen Organen juristischer Personen (§§ 78 II AktG; 35 II 2 u 3 GmbHG; 25 II 1 GenG) und bei der GbR (§§ 709, 714 aF, ab 1.1.24 §§ 15 I, 720 I). Abw davon kann bei einer GmbH die Befugnis zur Vertretung der Gesellschaft durch Satzungsregelung einzelnen oder mehreren Organen allein erteilt werden (BGH NJW 07, 3287 f [BGH 19.03.2007 - II ZB 19/06]). An einem wirksamen Vertrag mit der Gesellschaft kann es aber fehlen, wenn der einzelvertretungsberechtigte Gesellschafter von seiner Einzelvertretungsbefugnis keinen Gebrauch gemacht hat, etwa wenn der Vertrag mit einer GbR für den Geschäftsgegner erkennbar von mehreren Gesellschaftern abgeschlossen werden soll (BGH NJW-RR 08, 1484 [BGH 19.06.2008 - III ZR 46/06] Rz 26). Bei der OHG und der KG besteht grds Einzelvertretungsmacht, die Gesamtvertretung ist auf rechtsgeschäftlicher Grundlage aber ausdrücklich zugelassen (§§ 125 II 1, 161 II HGB). Das Gleiche gilt für die Gesamtprokura (§ 48 II HGB). Hat der Vollmachtgeber mehrere Personen bevollmächtigt, ist durch Auslegung der Vollmachtserklärung gem §§ 133, 157 zu ermitteln, ob Einzel- oder Gesamtvertretungsmacht gewollt ist (Staud/Schilken § 167 Rz 52).

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