Rn 19

Die Zulassung der Rechtsbeschwerde durch das Beschwerdegericht (Abs 3 S 2) bindet den BGH, wie sich schon aus dem Wortlaut des Gesetzes ergibt, nur in den Fällen des Abs 1 S 1 Nr 2 und nur hinsichtlich der Zulässigkeitsgründe des Abs 2 (BGH MDR 15, 668 Rz 11; NJW 18, 1606 Rz 9; MDR 18, 1395 Rz 5; ZInsO 20, 401 Rz 9). Im Falle einer kraft Gesetzes statthaften Rechtsbeschwerde (Abs 1 S 1 Nr 1) entfaltet sie keinerlei Wirkung. Die Zulassung eröffnet nicht ein gesetzlich nicht vorgesehenes Rechtsmittel (BGHZ 159, 14, 15 = NJW 04, 2224 f; BGH MDR 09, 45 f Rz 5; NJW-RR 10, 1318 Rz 8; VersR 10, 1473 Rz 5; FamRZ 12, 1293 Rz 6; MDR 13, 485 Rz 10; WM 14, 2329 Rz 3; NJW 18, 1606 Rz 9; MDR 18, 1395 Rz 5; ZInsO 20, 401 Rz 9; WM 20, 1210 Rz 14). Gegen eine Beschwerdeentscheidung im Kostenansatzverfahren findet also auch dann nur die weitere Beschwerde zum OLG (vgl § 66 IV GKG) statt, wenn das Beschwerdegericht fehlerhaft die Rechtsbeschwerde zum BGH zugelassen hat (BGH MDR 09, 45 f [BGH 11.09.2008 - I ZB 36/07]; NJW 18, 1606 [BGH 10.01.2018 - VII ZB 65/17]). Ist die angefochtene Entscheidung überhaupt unanfechtbar, ist die Zulassung der Rechtsbeschwerde durch das Berufungs- oder Beschwerdegericht wirkungslos (BGHZ 159, 14, 15 = NJW 04, 2224; BGH NJW-RR 07, 285; MDR 09, 100 Rz 3; NJW 11, 3371 Rz 5; WM 14, 2011 Rz 5; MDR 15, 1197 Rz 6; MDR 16, 478 Rz 5; NZI 16, 607 Rz 7; NJW 17, 1038; ZInsO 20, 401 Rz 9; WM 20, 1625 Rz 5; 21, 705 Rz 8; 22, 427 Rz 4). Das gilt erst recht, wenn schon das Rechtsmittel zum Beschwerdegericht nicht statthaft war (BGHZ 159, 14, 15 = NJW 04, 2224, 2225; BGH NJW-RR 06, 286; InVo 06, 146 f; NJW-RR 09, 210 Rz 6; NJW-RR 10, 1318 Rz 9; VersR 10, 1241 Rz 5 ff; BauR 11, 1366 Rz 5; VersR 10, 1473; NJW 11, 3371 Rz 5 f; WM 21, 705 Rz 8). Gleiches gilt hinsichtlich der Frage der örtlichen Zuständigkeit des Erstgerichts, die gem § 576 II der Prüfung durch das Rechtsbeschwerdegericht entzogen ist; eine Zulassung der Rechtsbeschwerde ändert hieran nichts (BGH NJW 09, 1974). Ist gegen die Entscheidung eines erstinstanzlichen Gerichts eine sofortige Beschwerde unstatthaft, so kann gegen eine inhaltsgleiche Erstentscheidung des Berufungs- oder Beschwerdegerichts trotz Zulassung keine Rechtsbeschwerde eingelegt werden (BGH NJW-RR 09, 210 [BGH 13.11.2008 - IX ZB 231/07] Rz 6 zur Zurückweisung einer Besetzungsrüge; BGH NJW-RR 10, 1318 [BGH 08.07.2010 - VII ZB 36/08] zur Bestimmung einer Klagefrist nach § 494a). Das gilt auch dann, wenn die Zulassung ausdrücklich zur Klärung der Frage erfolgte, ob die sofortige Beschwerde statthaft ist (BGHZ 233, 258 = NJW 22, 2622 Rz 8). Der BGH hat sich sogar gehindert gesehen, auf eine zur Klärung der Zulässigkeitsfrage zugelassene Rechtsbeschwerde hin die (rechtswidrige, weil auf eine unstatthafte Beschwerde hin die Ausgangsentscheidung abändernde) Beschwerdeentscheidung aufzuheben und die sofortige Beschwerde als unzulässig zu verwerfen (BGH NJW-RR 06, 286; InVo 06, 146 f [BGH 20.12.2005 - VII ZB 52/05]; vgl dazu § 577 Rn 2). Auch der Grundsatz der Meistbegünstigung (§ 567 Rn 10) führt nicht zu einer Erweiterung des Rechtsmittelzuges (BGH FamRZ 12, 1293 Rz 18). Die Zulassung kann nicht bindend auf die Frage der Zulässigkeit des in der vorangegangenen Instanz eingelegten Rechtsmittels beschränkt werden (BGH NJW 12, 858 Rz 10; vgl auch BGH NJW 07, 1466 Rz 4, insoweit in BGHZ 170, 180 nicht abgedruckt, zu § 543 I Nr 1).

 

Rn 20

Andere Fehler bei der Zulassungsentscheidung stehen der Bindungswirkung dagegen nicht entgegen. Das Rechtsbeschwerdegericht darf folglich nicht nachprüfen, ob tatsächlich ein Zulässigkeitsgrund (Abs 2) gegeben ist oder nicht. Eine Zulassung, die fehlerhaft zur Klärung materiell-rechtlicher Fragen im PKH-Verfahren (BGH NJW 03, 1126, 1127 [BGH 21.11.2002 - V ZB 40/02]; NJW 06, 3572 [BGH 28.09.2006 - III ZB 89/05] Rz 4; NJW-RR 12, 125 Rz 10; NZI 14, 955 Rz 8 f; NJW-RR 18, 763 [BGH 29.03.2018 - III ZB 135/17] Rz 7 ff; 20, 1267, Rz 5) oder iRe Kostenentscheidung nach § 91a (BGH MDR 09, 39 f [BGH 07.10.2008 - XI ZB 24/07] Rz 9; WuM 11, 242 [BGH 08.03.2011 - VIII ZB 65/10] Rz 7; NJW-RR 211, 737 Rz 10) erfolgt, bindet das Rechtsbeschwerdegericht ebenso wie eine Zulassung, die eine nicht entscheidungserhebliche Rechtsfrage betrifft (BGH WM 18, 1052 Rz 5). Die Zulassung durch den Einzelrichter ist bindend, führt jedoch – weil die Sache nach § 568 I 2 auf die Kammer hätte übertragen werden müssen – wegen Verstoßes gegen das Verfassungsgebot des gesetzlichen Richters (Art. 101 I S 2 GG) zwingend zur Aufhebung und zur Zurückverweisung an den Einzelrichter (BGHZ 154, 200, 202 ff = NJW 03, 1254; BGHZ 156, 320, 322 = NJW 04, 856; BGH NJW 04, 448, 449; WuM 08, 159 Rz 4 f; NJW-RR 12, 125 Rz 9; WM 12, 140 Rz 8 f; NJW 12, 441 Rz 10; WM 12, 454 Rz 6; ZInsO 12, 1439 Rz 3; NJW 14, 3520 Rz 4 f; WM 15, 1427 Rz 5 f; WM 17, 1265 Rz 4; WM 17, 1868 Rz 10, VersR 19, 441 Rz 4 f; WM 20, 1077 Rz 3; NJW-RR 22, 570 Rz 5). Gleiches gilt, wenn die Kammer die Sache ohne einen Beschluss des Einzelr...

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