Entscheidungsstichwort (Thema)

Vorlage zur Vorabentscheidung. Justizielle Zusammenarbeit in Zivilsachen. Gerichtliche Zuständigkeit. Zuständigkeit für Individualarbeitsverträge. Begriff ‚Ort, an dem der Arbeitnehmer gewöhnlich seine Arbeit verrichtet’. Luftfahrtsektor. Flugpersonal. Begriff ‚Heimatbasis’

 

Normenkette

Verordnung (EG) Nr. 44/2001 Art. 19 Nr. 2 Buchst. a; Verordnung (EWG) Nr. 3922/91

 

Beteiligte

Nogueira u.a

Sandra Nogueira

Victor Perez-Ortega

Virginie Mauguit

Maria Sanchez-Odogherty

José Sanchez-Navarro

Miguel José Moreno Osacar

Crewlink Ireland Ltd

Ryanair Designated Activity Company, vormals Ryanair Ltd

 

Tenor

Art. 19 Nr. 2 Buchst. a der Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen ist dahin auszulegen, dass im Fall der Klage eines Mitglieds des bei einer Fluggesellschaft beschäftigen oder ihr zur Verfügung gestellten Flugpersonals zur Klärung der Zuständigkeit des angerufenen Gerichts der Begriff „Ort, an dem der Arbeitnehmer gewöhnlich seine Arbeit verrichtet” im Sinne dieser Vorschrift nicht mit dem Begriff „Heimatbasis” im Sinne von Anhang III der Verordnung (EWG) Nr. 3922/91 des Rates vom 16. Dezember 1991 zur Harmonisierung der technischen Vorschriften und der Verwaltungsverfahren in der Zivilluftfahrt in der durch die Verordnung (EG) Nr. 1899/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006 geänderten Fassung gleichgesetzt werden kann. Der Begriff „Heimatbasis” ist jedoch ein wichtiges Indiz für die Bestimmung des „Ortes, an dem der Arbeitnehmer gewöhnlich seine Arbeit verrichtet”.

 

Tatbestand

In den verbundenen Rechtssachen

betreffend Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht von der Cour du travail de Mons (Arbeitsgerichtshof Mons, Belgien) mit Entscheidungen vom 18. März 2016, beim Gerichtshof eingegangen am 25. März 2016, in den Verfahren

Sandra Nogueira,

Victor Perez-Ortega,

Virginie Mauguit,

Maria Sanchez-Odogherty,

José Sanchez-Navarro

gegen

Crewlink Ireland Ltd (C-168/16)

und

Miguel José Moreno Osacar

gegen

Ryanair Designated Activity Company, vormals Ryanair Ltd (C-169/16)

erlässt

DER GERICHTSHOF (Zweite Kammer)

unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten M. Ilešič, des Präsidenten des Gerichtshofs K. Lenaerts in Wahrnehmung der Aufgaben eines Richters der Zweiten Kammer, des Richters A. Rosas, der Richterin C. Toader (Berichterstatterin) und des Richters E. Jarašiūnas,

Generalanwalt: H. Saugmandsgaard Øe,

Kanzler: I. Illéssy, Verwaltungsrat,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 2. Februar 2017,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • von Frau Nogueira, Herrn Perez-Ortega, Frau Mauguit, Frau Sanchez-Odogherty und Herrn Sanchez-Navarro sowie von Herrn Moreno Osacar, vertreten durch S. Gilson und F. Lambinet, avocats,
  • der Crewlink Ireland Ltd, vertreten durch S. Corbanie, advocaat, und F. Harmel, avocat,
  • der Ryanair Designated Activity Company, vormals Ryanair Ltd, vertreten durch S. Corbanie, advocaat, F. Harmel und E. Vahida, avocats, sowie G. Metaxas-Maranghidis, dikigoros,
  • der belgischen Regierung, vertreten durch C. Pochet, M. Jacobs und L. Van den Broeck als Bevollmächtigte,
  • Irlands, vertreten durch A. Joyce als Bevollmächtigten im Beistand von S. Kingston, Barrister,
  • der französischen Regierung, vertreten durch D. Colas, D. Segoin und C. David als Bevollmächtigte,
  • der niederländischen Regierung, vertreten durch M. Bulterman und C. Schillemans als Bevollmächtigte,
  • der schwedischen Regierung, zunächst vertreten durch C. Meyer-Seitz, A. Falk, U. Persson und N. Otte Widgren als Bevollmächtigte, dann durch C. Meyer-Seitz und A. Falk als Bevollmächtigte,
  • der Europäischen Kommission, vertreten durch M. Wilderspin, M. Heller und P. Costa de Oliveira als Bevollmächtigte,

nach Anhörung der Schlussanträge des Generalanwalts in der Sitzung vom 27. April 2017

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

Rz. 1

Die Vorabentscheidungsersuchen betreffen die Auslegung von Art. 19 Nr. 2 Buchst. a der Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (ABl. 2001, L 12, S. 1, im Folgenden: Brüssel-I-Verordnung).

Rz. 2

Diese Ersuchen ergehen im Rahmen zweier Rechtsstreitigkeiten, in der Rechtssache C-168/16 zwischen Frau Sandra Nogueira, Herrn Victor Perez-Ortega, Frau Virginie Mauguit, Frau Maria Sanchez-Odogherty und Herrn José Sanchez-Navarro (im Folgenden zusammen: Frau Nogueira u. a.) einerseits und der Crewlink Ireland Ltd (im Folgenden: Crewlink) andererseits und in der Rechtssache C-169/16 zwischen Herrn Miguel José Moreno Osacar und der Ryanair Designated Activity Company, vormals Ryanair Ltd (im Folgenden: Ryanair), wegen der Bedingungen für die Durchführung und Beendigung der von Frau Nogueira u. a. und Herrn Moreno Osacar abgeschlossenen Individualarbeitsverträge sowie wegen der internation...

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