a) Überblick
Rz. 22
Verbleibt nach Saldierung der wechselseitigen Kostenerstattungsansprüche zwar ein Kostenerstattungsanspruch des Mandanten, reicht dieser jedoch nicht aus, um die nicht gedeckten Kosten abzudecken, so ist letztlich genauso vorzugehen wie in den vorherigen Beispielen. Auch hier kommt die getrennte Kostenfestsetzung in Betracht sowie der bereicherungsrechtliche Ausgleich.
b) Getrennte Festsetzung
Rz. 23
Wählt der Mandant die getrennte Festsetzung, ergeben sich letztlich keine Abweichungen gegenüber dem Fall, dass bei Saldierung kein Anspruch mehr verbleibt.
Beispiel 5: Wie Beispiel 4 (siehe Rdn 20), jedoch hat der Mandant zum Teil gewonnen und zum Teil verloren. Das Gericht legt dem Mandanten 57 % der Kosten auf und dem Beklagten 43 %.
Auch hier kann die getrennte Kostenfestsetzung durchgeführt werden. Das ergibt dann folgende Erstattungsansprüche:
a) | Erstattungsanspruch des Beklagten | ||
1. | 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV | 1.068,60 EUR | |
2. | 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV | 986,40 EUR | |
3. | Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV | 20,00 EUR | |
Zwischensumme | 2.075,00 EUR | ||
4. | 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV | 394,25 EUR | |
Gesamt | 2.469,25 EUR | ||
hiervon 57 % | 1.407,47 EUR |
Diesen Betrag muss der Rechtsschutzversicherer dem Gegner erstatten.
b) Erstattungsanspruch des Mandanten | |
Der Mandant erhält einen Kostenfestsetzungsbeschluss über | |
Anwaltskosten Mandant | 2.579,92 EUR |
Gerichtskosten, 3,0-Gebühr | 1.146,00 EUR |
Parteikosten | 58,30 EUR |
Zwischensumme | 3.784,22 EUR |
hiervon 43 % | 1.627,22 EUR |
Von diesem Betrag kann der Mandant seinen Fehlbetrag abziehen, und zwar i.H.v. | 368,97 EUR |
Der Restbetrag i.v.H. | 1.258,24 EUR |
steht dem Rechtsschutzversicherer zu.
c) Kostenausgleichung
Rz. 24
Führt der Mandant die Kostenausgleichung durch, ergibt sich folgende Berechnung:
Weiterführung Beispiel 5 (siehe Rdn 23):
a) | Kosten des Klägers | ||
1. | Anwaltskosten | 2.579,92 EUR | |
2. | vorgelegte Gerichtskosten | 1.146,00 EUR | |
3. | Parteikosten | 58,30 EUR | |
3.784,22 EUR | |||
b) | Kosten des Beklagten | ||
1. | 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100 | 1.068,60 EUR | |
2. | 1,2-Terminsgebühr, VV 3104 | 986,40 EUR | |
3. | Postentgeltpauschale, VV 7002 | 20,00 EUR | |
Zwischensumme | 2.075,00 EUR | ||
4. | 19 % Umsatzsteuer, VV 7008 | 394,25 EUR | |
Gesamt | 2.469,25 EUR | ||
c) | Zwischensumme | 6.253,47 EUR | |
d) | hiervon 57 % | 3.564,47 EUR | |
e) | abzgl. eigener Kosten des Beklagten | – 3.784,22 EUR | |
Ausgleichsanspruch des Mandanten | 219,75 EUR |
Die Kostenerstattung i.H.v. 219,75 EUR kann der Mandant behalten, da
– | i.H.v. (43 % aus 368,97 EUR =) | 158,66 EUR |
erst gar kein Übergang nach § 86 Abs. 1 S. 1 VVG eingetreten ist | ||
– | und i.H.v. (219,75 EUR – 158,66 EUR =) | 61,09 EUR |
das Quotenvorrecht nach § 86 Abs. 1 S. 2 VVG greift. | ||
Damit fehlen dem Mandanten aber immer noch (368,97 EUR – 219,75 EUR =) | 149,22 EUR. | |
Hinsichtlich dieses Restbetrags besteht jetzt wiederum ein Bereicherungsanspruch, der sich wie folgt berechnet: | ||
Bei getrennter Festsetzung hätte der Rechtsschutzversicherer | 1.407,47 EUR | |
zahlen müssen und hätte aus der Kostenerstattung erhalten | 1.258,25 EUR. | |
Damit ist er um | 149,22 EUR | |
ungerechtfertigt bereichert und muss diesen Betrag an den Mandanten noch zahlen. |
Der Mandant erhält also
aus der Kostenerstattung | 219,75 EUR |
vom Rechtsschutzversicherer | 149,22 EUR |
Gesamt | 368,97 EUR. |
Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?
Jetzt kostenlos 4 Wochen testen
Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen