Rz. 166
Für die Berechnung des korrespondierenden Kapitalwerts enthält § 47 Abs. 2 VersAusglG eine generelle Regelung und in den Abs. 3 bis 5 spezielle Vorschriften für einzelne Arten von Anrechten: für Anrechte aus öffentlichen Dienstverhältnissen i.S.d. § 44 Abs. 1 VersAusglG (zu diesen Anrechten siehe oben Rdn 124 ff., zur Bestimmung des korrespondierenden Kapitalwerts siehe unten Rdn 176 ff.), in § 47 Abs. 3 VersAusglG, für Anrechte i.S.d. Betriebsrentengesetzes in § 47 Abs. 4 Satz 1 (siehe dazu Rdn 180 ff.) und für die Zusatzversorgungen des öffentlichen und kirchlichen Dienstes in § 47 Abs. 4 Satz 2 VersAusglG (siehe dazu Rdn 183 ff.).
Rz. 167
Als Grundregel definiert § 47 Abs. 2 VersAusglG, dass der korrespondierende Kapitalwert dem Betrag entspricht, der zum Ende der Ehezeit aufzubringen wäre, um beim Versorgungsträger der ausgleichspflichtigen Person für sie ein Anrecht i.H.d. Ausgleichswerts zu begründen. Es kommt also darauf an, was ein in der Ehezeit erworbenes Anrecht heute kosten würde, wenn es jetzt erworben würde (plakativ als Einkaufspreis bezeichnet).
Rz. 168
Ist ein korrespondierender Kapitalwert nach der Grundregel des § 47 Abs. 2 und den Sonderbestimmungen der § 47 Abs. 3 und 4 nicht zu ermitteln, muss nach versicherungsmathematischen Grundsätzen der Barwert der Versorgung ermittelt werden (§ 47 Abs. 5 VersAusglG).
Rz. 169
Die Vorschriften bedeuten zusammen genommen, dass die Ermittlung des korrespondierenden Kapitalwerts sich bei den verschiedenen Anrechten unterscheidet. Im Folgenden sind die Grundsätze für die einzelnen Versorgungen genannt. Es ist insofern noch einmal darauf hinzuweisen, dass eine wenigstens überschlägige Kontrolle der mitgeteilten korrespondierenden Kapitalwerte sehr wichtig ist, weil es sich bei diesem Faktor um einen an vielen Stellen des neuen Rechts maßgebenden Faktor handelt, dem eine besondere Steuerungsfunktion zukommt.
1. Anrechte in der gesetzlichen Rentenversicherung
Rz. 170
Der korrespondierende Kapitalwert der Rentenanwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung ergibt sich aus den Rechengrößen für die Sozialversicherung, die in jedem Jahr durch Rechtsverordnung bekannt gegeben werden.[54] Maßgebend sind der Beitragssatz zur allgemeinen Rentenversicherung (nicht zur knappschaftlichen), das Durchschnittsentgelt in der Rentenversicherung und die Zahl der auszugleichenden Entgeltpunkte.
Rz. 171
Für das Jahr 2016 betragen die relevanten Werte:
Beitragssatz: 18,7 %
Durchschnittsentgelt in der Rentenversicherung: 36.267,00 EUR[55]
Für die Begründung eines Entgeltpunktes West ist demnach im Jahr 2016 ein Kapitaleinsatz von 6.781,93 EUR erforderlich. Ein Entgeltpunkt West war im ersten Halbjahr 2016 29,21 EUR wert. Die Begründung eines Rentenanrechts von einem EUR kostet deswegen 232,18 EUR. Im zweiten Halbjahr ist der Wert eines Entgeltpunkte auf 30,45 EUR gestiegen, die Begründung eines Rentenanrechts von einem EUR kostet deswegen nur noch 222,72 EUR.
Rz. 172
Für die Begründung von Entgeltpunkten Ost ist ein um den Faktor 1,1479 geminderter Satz maßgeblich. Danach beträgt das Durchschnittsentgelt 31.594 EUR. Ein Entgeltpunkt Ost kostet deswegen 5.908,08 EUR. Ein Entgeltpunkt ist 27,05 EUR wert. Die Begründung eines Rentenanrechts von einem Euro kostet deswegen 218,41 EUR.
Rz. 173
In der knappschaftlichen Rentenversicherung gilt ein Rentenartfaktor von 1,3333 und ein Beitragssatz von 24,8 %. Das bedeutet, dass ein Entgeltpunkt West 8.994,22 EUR wert ist (Ost: 7835,31 EUR).
Rz. 174
Umrechnungsfaktoren für Entgeltpunkte in Kapitalwerte (bis 2001 in DM, danach in EUR)
Zeitraum | Entgeltpunkte West | Entgeltpunkte Ost | ||
---|---|---|---|---|
allg. RV | Knappschaft | allg. RV | Knappschaft | |
1977 | 4.490,100 | 5.862,0750 | ||
1978 | 4.723,650 | 6.166,8700 | ||
1979 | 4.983,300 | 6.505,9750 | ||
1980 | 5.307,300 | 6.928,9750 | ||
1981 | 5.716,500 | 7.416,0000 | ||
1982 | 5.795,640 | 7.566,5300 | ||
Jan. – Aug. 1983 | 5.992,740 | 7.823,6550 | ||
Sept. – Dez. 1983 | 6.159,205 | 7.990,3200 | ||
1984 | 6.344,020 | 8.315,8100 | ||
Jan. – Mai 1985 | 6.598,482 | 8.627,4270 | ||
Juni – Dez. 1985 | 6.774,912 | 8.803,8570 | ||
1986 | 7.032,384 | 9.138,4365 | ||
1987 | 7.054,762 | 9.224,0070 | ||
1988 | 7.273,552 | 9.510,0720 | ||
1989 | 7.491,781 | 9.795,4035 | ||
Jan. – Juni 1990 | 7.843,902 | 10.255,7970 | ||
Juli – Dez. 1990 | 7.843,902 | 10.255,7970 | 3.341,6700 | 4.369,1889 |
Jan. – März 1991 | 8.212,479 | 10.737,7065 | 4.404,8911 | 5.759,3362 |
April – Dez. 1991 | 7.773,309 | 10.298,5365 | 4.169,3354 | 5.523,7806 |
1992 | 8.122,353 | 10.760,9705 | 5.543,5115 | 7.344,3697 |
1993 | 8.691,025 | 11.546,6475 | 6.325,8061 | 8.404,2852 |
1994 | 9.960,384 | 13.228,6350 | 7.713,4547 | 10.244,4320 |
1995 | 9.480,792 | 12.590,0840 | 7.706,7079 | 10.234,1766 |
1996 | 9.812,736 | 13.032,5400 | 8.344,1633 | 11.082,0918 |
1997 | 10.922,618 | 14.473,8140 | 9.385,3050 | 12.436,6850 |
1998 | 10.910,235 | 14.457,4050 | 9.091,1049 | 12.046,8836 |
Jan. – März 1999 | 10.775,646 | 14.279,0580 | 9.088,0037 | 12.042,7241 |
April – Dez. 1999 | 10.350,990 | 3.748,2380 | 8.729,8558 | 11.595,0392 |
2000 | 10.521,009 | 13.955,3280 | 8.652,1456 | 11.476,4211 |
2001 | 10.444,644 | 13.889,7360 | 8.749,8065 | 11.635,8683 |
2002 | 5.446,9380 | 7.243,5720 | 4.545,5545 | 6.044,8736 |
2003 | 5.699,8500 | 7.570,5700 | 4.770,1481 | 6.335,7... |
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