Rz. 339

Nicht jede Vermögenseinbuße stellt einen erstattungsfähigen Schaden dar. Verlust an Freizeit ist schadenrechtlich nicht zu ersetzen.[419] Die Einbuße einer Freizeitmöglichkeit als solche stellt keinen erstattungsfähigen Vermögensschaden dar, weil der Freizeit kein Vermögenswert zukommt.[420] Einbußen von Freizeit – mit der Freiheit, die eigene Freizeit in einer subjektiv für sinnvoll gehaltenen Weise zu nutzen – sind immaterieller Natur: Freizeit wird nicht erkauft, sie ist vielmehr schlicht vorhanden; ihr Verlust stellt keinen Vermögensschaden dar.[421]

 

Rz. 340

Nennenswerte Freizeiteinbußen können allenfalls im Rahmen des immateriellen Ersatzes (Schmerzensgeld) Berücksichtigung finden, wobei eine noch engere Betrachtung als bei der Urlaubseinbuße[422] (siehe Rn 310 ff.) gilt.

 

Rz. 341

Dass dem Verletzten die Freuden des Betriebsausfluges entgangen sind, hat ideellen Charakter und kann nur bei der Bemessung des Schmerzensgeldes Berücksichtigung finden.[423]

[419] BAG v. 24.8.1967 – 5 AZR 59/67 – BAGE 20, 48 = BB 1967, 1376 (Anm. Becker BB 1976, 746) = DB 1967, 1944 = MDR 1968, 80 = NJW 1968, 221; BGH v. 29.4.1977 – V ZR 236/74 – BauR 1978, 218 = BB 1977, 1018 = BGHZ 69, 36 = DB 1977, 1455 = JR 1977, 503 = JZ 1977, 512 = MDR 1977, 1007 = NJW 1977, 1446 = WM 1977, 943; OLG Celle v. 21.11.1963 – 5 U 104/63 – VersR 1964, 756 (Der bloßen Freizeiteinbuße eines freiberuflich Tätigen bei einem Kfz-Unfall Verletzten kommt kein messbarer Vermögenswert zu); OLG Köln v. 29.6.1981 – 24 U 21/81 – VersR 1982, 585 = zfs 239 unter Berufung auf BGH v. 28.2.1969 – II ZR 154/67 – MDR 1969, 554 = NJW 1969, 1109 = VersR 1969, 437; OLG Stuttgart v. 19.10.2006 – 7 U 60/06 – FamRZ 2007, 1242 = NJW-RR 2007, 88 = OLGR 2007, 120 = VersR 2007, 1524; LG Mönchengladbach v. 21.10.1987 – 5 S 89/87 – (Zeitaufwand für Ummeldung beim Straßenverkehrsamt); LG München v. 6.6.1984 – 17 O 1130/84 – VersR 1985, 1150 = zfs 1986, 43 (Kein Ersatz wegen des mit der Schadenabwicklung – Aufklärung des Sachverhalts, Bestellung eines Sachverständigen, Werkstattbesuche, Telefonate – verbundenen Zeitaufwandes); Bamberger/Roth-Grüneberg § 249 Rn 85, 77; Erman-Ebert, § 249 Rn 50 m.w.N.; Jauernig-Teichmann vor §§ 249–253 Rn 16.
[420] OLG Oldenburg v. 6.2.2008 – 5 U 34/07 – SVR 2010, 57 = VersR 2009, 797 (Dass dem Kläger die Freuden des Betriebsausfluges entgangen sind, hat ideellen Charakter und kann nur bei der Bemessung des Schmerzensgeldes Berücksichtigung finden).
[421] BGH v. 22.11.1988 – VI ZR 126/88 – BGHZ 106, 28 = MDR 1989, 343 = VersR 1989, 188; BGH v. 10.10.1974 – VII ZR 231/73 – BGHZ 63, 98 = JZ 1975, 249 = NJW 1975, 40 = VersR 1975, 82 (Es ist zweifelhaft, ob die Freizeiteinbuße überhaupt einen Schaden darstellen kann); OLG Frankfurt v. 21.5.1999 – 24 U 150/97 – VersR 2000, 607 (Einbußen an ihrer Freizeit, die Eltern eines gesundheitlich schwer beeinträchtigten Kindes durch dessen Betreuung erleiden, sind materiell nicht zu entschädigen).
[422] OLG Oldenburg v. 6.2.2008 – 5 U 34/07 – SVR 2010, 57 = VersR 2009, 797 (Dass dem Kläger die Freuden des Betriebsausfluges entgangen sind, hat ideellen Charakter und kann nur bei der Bemessung des Schmerzensgeldes Berücksichtigung finden).
[423] OLG Oldenburg v. 6.2.2008 – 5 U 34/07 – SVR 2010, 57 = VersR 2009, 797.

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