Rz. 272

Einkünfte, die mit rechtswidrigen Mitteln oder aus verbotenen Geschäften erzielt worden wären, sind nicht zu ersetzen. Dabei muss das Verbotsgesetz nicht nur die Vornahme des gewinnbringenden Rechtsgeschäftes missbilligen, sondern auch dessen zivilrechtliche Wirksamkeit.[325]

 

Rz. 273

Hierzu zählen:

Einkünfte aus Schwarzarbeit[326] (§ 1 SchwarzArbG[327] ist Verbotsgesetz i.S.v. § 134 BGB),[328]
Illegale Beschäftigung von Ausländern[329] ohne Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitsgenehmigung[330] (hervorzuheben ist, dass auch Asylbewerber einer Arbeit nachgehen dürfen; häufig sind aber ausländerrechtliche Beschränkungen vorgesehen).
Werden objektiv zentrale arbeitgeberbezogene Pflichten des Sozialversicherungsrechts (Zahlungs-, Melde-, Aufzeichnungs-, Nachweispflichten) verletzt, ist ein Beschäftigungsverhältnis illegal i.S.d. § 14 II 2 SGB IV. Die objektive Verletzung zentraler arbeitgeberbezogener Pflichten muss dem Arbeitgeber i.S.e. mindestens bedingten Vorsatzes vorwerfbar sein, damit ein Nettoarbeitsentgelt als vereinbar gilt (§ 14 II 2 SGB IV).[331]
Beschäftigung unter Verstoß gegen das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz,[332]
Einkünfte unter Verstoß gegen das Personenbeförderungsgesetz[333] (z.B. als nicht zugelassener Taxifahrer, Konzessionsverlagerung auf Angehörige),
Einkünfte unter Verstoß gegen das Arbeitszeitrecht[334] (insbesondere im Gaststätten- und Speditionsgewerbe)[335] (vgl. § 6 Rn 45; § 8 Rn 96).
Rechtswidrige Erstattungszusagen[336] eines Arbeitgebers – selbst wenn sie sozial- und steuerrechtlich als Lohn zu werten sind[337] – sind nicht zu ersetzen (siehe auch Rn 284 f.). Dies gilt auch für pauschale Erstattungen (z.B. Bußgeldpauschale, Knöllchenpauschale für Auslieferungsfahrer).
[325] BGH v. 30.11.1979 – V ZR 214/77 – BGHZ 75, 366 = DB 1980, 587 = MDR 1980, 389 = NJW 1980, 775 r+s 1980, 1980, 114 = VersR 1980, 378 = WM 1980, 248 = zfs 1980, 173; BGH v. 7.5.1974 – VI ZR 7/73 – MDR 1974, 924 = NJW 1974, 1374 = VersR 1974, 968 (Fehlende Konzession zum Betreiben eines Geschäftes muss einem Schadensersatzanspruch nicht entgegenstehen, solange die Einholung der behördlichen Genehmigung nicht bewusst unterlassen wurde); BGH v. 14.7.1954 – VI ZR 260/53 – VersR 1954, 498 = VRS 7, 253 (Bei der Ermittlung des zu erstattenden Erwerbsschadens können Einnahmen aus einem Geschäft, das gegen die guten Sitten verstößt, nicht berücksichtigt werden); OLG Brandenburg v. 29.4.2010 – 12 U 184/09 – SP 2010, 288; OLG Stuttgart v. 20.12.1977 – 11 U 91/74 – VersR 1979, 143 (Schädiger kann sich nicht auf fehlende Genehmigung nach Art. 1 § 1 RMBG berufen, wenn diese vor dem Unfallereignis auf einen entsprechenden Antrag ohne Weiteres erteilt worden wäre); Filthaut, § 6 Rn 15.
[326] BGH v. 10.4.2014 – VII ZR 241/13 – (Auftragnehmer hat bei Verstoß gegen § 1 II Nr. 2 SchwarzArbG keinen Anspruch auf Wertersatz für seine Leistung. Auch Ansprüche aus § 812 BGB entfallen im Hinblick auf § 817 S. 2 BGB.); BGH v. 1.8.2013 – VII ZR 6/13 – DB 2013, 2023 = MDR 2013, 1216 = NJ 2013, 516 = NJW 2013, 3167 = NZM 2013, 689 = VersR 2013, 1412 = WM 2013, 2383 (Keine Mängelansprüche bei Werkleistungen in Schwarzarbeit); BGH v. 31.5.1990 – VII ZR 336/89 – BB 1990, 2542 = BGHZ 111, 308 = DB 1990, 2162 (Anm. Tiedtke DB 1990, 2307) = MDR 1990, 1100 = NJW 1990, 2542 = NJW-RR 1990, 1271 (nur Ls.) = NZA 1990, 809 = WM 1990, 1669; OLG Hamm v. 18.9.1959 – 3 Ss 1384/58 NJW 1960, 448; OLG Karlsruhe v. 6.4.1993 – 18a U 138/92 – r+s 1993, 181 = zfs 1993, 223 (Einvernehmliche Nichtanzeige geringfügiger Einkommen unter Verstoß gegen § 104 SGB IV); OLG Köln v. 31.3.2004 – 5 U 64/03 – VersR 2004, 1587 (Schwarzgelder gehören nicht zum verfügbaren Einkommen eines Versicherten im Rahmen der Berufsunfähigkeitszusatzversicherung. Einen wirtschaftlichen Wert haben sie nicht, denn die hinterzogenen Steuern und etwaige Strafen zehren den Wert auf.); OLG Köln v. 28.8.1968 – 13 U 29/68 – VersR 1969, 382; LG Zweibrücken v. 4.3.1983 – 2 O 183/80 – zfs 1983, 229 m. Rechtsprechungsübersicht; LG Oldenburg v. 13.8.1988 – 4 O 474/88 – VersR 1988, 1246 = zfs 1988, 309; LG Osnabrück v. 19.12.2001 – 1 S 28/01 (3) – NZV 2002, 190 (Mit missverständlichem und durch die Entscheidungsgründe nicht getragenem Leitsatz Nr. 2); Roß "Der Erwerbsschaden des Nichtselbstständigen" NZV 1999, 276 (zu II.2.); Wussow-Dressler, Unfallhaftpflichtrecht, 15. Aufl. 2002, Kap. 32 Rn 6, Wussow-Zoll, Kap. 32 Rn 9 ff.
[327] Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz – SchwarzArbG – (Art. 1 des Gesetzes zur Intensivierung der Bekämpfung der Schwarzarbeit und damit zusammenhängender Steuerhinterziehung v. 23.7.2004 BGBl I 2004, 1842).
[328] BGH v. 10.4.2014 – VII ZR 241/13 – setzt in Fortführung der Entscheidung v. 1.8.2013 – VII ZR 6/13 – einen deutlichen Akzent zur Bekämpfung der Schwarzarbeit. Im Schadenrecht hatte der Gesetzgeber schon mit § 249 II 2 BGB versucht, die Schwarzarbeit durch die Nettoabrechnung einzudämmen. Siehe zu § 249 BGB ergänzend BT-Drucks 14/7752 v. 7.12.2001, S. 13 f., 22 ff...

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