Rz. 99

 

Hinweis

Zu Besonderheiten bei beschränkter Haftung und unzureichender Deckung (Versicherungssumme, Mindestversicherungssumme) siehe § 1 Rdn 84 ff. (§ 1 Rdn 87), § 2 Rdn 946 ff. sowie § 5 Rdn 802 f.

 

Rz. 100

Eine Beschränkung auf die Haftungshöchstsumme bzw. auf die Versicherungssumme oder Mindestversicherungssumme ist regelmäßig in den Tenor eines Feststellungsurteils oder einer urteilersetzenden Erklärung (wie einen gerichtlichen Vergleich oder ein außergerichtliches Anerkenntnis) aufzunehmen.[108]

 

Rz. 101

Die Anspruchsbegrenzung zu Gunsten des Schädigers (Haftungsbegrenzung) bzw. nur zu Gunsten des Haftpflichtversicherers (unzureichende Deckungssumme, Vorleistungspflicht im Rahmen der Mindestversicherungssumme) ist von Amts wegen zu beachten.[109]

 

Rz. 102

Fehlt die beschränkte Eintrittspflicht im Tenor, begründet dies dann keine Beschwer, wenn nach den Entscheidungsgründen des Urteiles zweifelsfrei die Haftung nur auf StVG gestützt ist.[110] Eine gesetzlich normierte Haftungsbeschränkung (wie in § 12 Abs. 1 StVG) kann sich auch ohne ausdrückliche Aufnahme in den Urteilstenor aus dem Tatbestand und den Entscheidungsgründen ergeben.[111] Der BGH[112] hat diese Rechtsauffassung im Rahmen der Überprüfung der Beschränkung der Eintrittspflicht des Haftpflichtversicherers nach § 115 VVG (§ 3 Nr. 1 PflVG a.F.) bestätigt und dahingehend erweitert, dass auch die tatbestandlichen Feststellungen zur Klärung herangezogen werden können (und müssen). Es kann dann keine Leistung über die Höchstsumme hinaus begehrt werden.[113]

 

Rz. 103

Bei Feststellungsklagen kann, wenn die Haftungsgrenze bereits erreicht ist, das nach § 256 ZPO erforderliche Feststellungsinteresse entfallen.

 

Rz. 104

Stützt der Geschädigte seine Ansprüche nur auf das StVG, kann auch die Auslegung eines Vergleichs dazu führen, dass eine Beschränkung auf die Höchstbeträge vorliegt.[114]

 

Rz. 105

Die zur Haftungshöchstsumme entwickelten Grundsätze gelten entsprechend für Beschränkung auf eine (Mindest-)Versicherungssumme.[115]

[108] BGH v. 21.1.1986 – VI ZR 63/85 – DAR 1986, 144 = MDR 1986, 574 = NJW 1986, 2703 = NJW-RR 1986, 1285 (nur Ls.) = r+s 1986, 88 = VersR 1986, 565 = zfs 1986, 213 (nur Ls.) (Ist die Beschränkung der Eintrittspflicht des Haftpflichtversicherers auf die Versicherungssumme im Tenor eines Feststellungsurteils nicht ausgesprochen, begründet dies allein keine für ein Rechtsmittel notwendige Beschwer, sofern die Entscheidungsgründe des Urteils zweifelsfrei ergeben, dass sich die Feststellung auf § 3 Nr. 1 PflVG a.F. gründet).
[109] OLG Celle v. 15.5.2007 – 14 U 56/06 – OLGR 2007, 505 = SVR 2008, 219 (Anm. Jokisch) = VRR 2007, 322 (nur Ls.).
[110] BGH v. 11.10.1988 – VI ZR 294/87 – VRS 76, 97 = zfs 1989, 119; BGH v. 22.9.1981 – VI ZR 170/80 – MDR 1982, 221 = NJW 1982, 447 = VersR 1981, 1180 = VRS 62, 107 = zfs 1982, 40; KG v. 16.10.2003 – 12 U 58/01 – openJur 2012, 1429 = VersR 2004, 1193. Siehe auch BGH v. 28.3.2006 – VI ZR 50/05 – BGHReport 2006, 965 = DAR 2006, 442 = MDR 2006, 1222 = NJW 2006, 2110 = NJW-Spezial 2006, 305 = NZV 2006, 465 = r+s 2006, 298 = SP 2006, 269 = SVR 2006, 380 (nur Ls.) (Anm. Schröder) = VersR 2006, 944 = VRS 111, 117 = zfs 2006, 674.
[111] BGH v. 11.10.1988 – VI ZR 294/87 – VRS 76, 97 = zfs 1989, 119; BGH v. 22.9.1981 – VI ZR 170/80 – MDR 1982, 221 = NJW 1982, 447 = VersR 1981, 1180 = VRS 62, 107 = zfs 1982, 40; OLG Saarbrücken v. 8.11.1996 – 3 U 131/96–23 – OLGR Saarbrücken 1998, 1 (nachgehend BGH v. 1.7.1997 – VI ZR 395/96).
[112] BGH v. 21.1.1986 – VI ZR 63/85 – DAR 1986, 144 = MDR 1986, 574 = NJW 1986, 2703 = NJW-RR 1986, 1285 (nur Ls.) = r+s 1986, 88 = VersR 1986, 565 = zfs 1986, 213 (nur Ls.).
[113] OLG Brandenburg v. 21.7.2011 – 12 U 19/11 – jurisPR-VerkR 18/2011 Anm. 2 (Anm. Jahnke) = NJW-Spezial 2011, 554 = r+s 2012, 619 (Eintrittspflicht des Kfz-Versicherers bei Vorsatztat des Fahrers, Haftungsbegrenzung nach § 12 StVG und Urteilstenor).
[114] OLG München v. 8.3.2002 – 10 U 4648/01 – r+s 2003, 215 = VersR 2003, 1591 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 26.11.2002 – VI ZR 185/02).
[115] OLG München v. 20.12.2001 – 24 U 15/01 – r+s 2003, 388 = zfs 2003, 176 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 14.1.2003 – VI ZR 86/02).

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