Die Tops & Flops des HR-Jahres 2025
Top: HR setzt auf KI
Ob auf Konferenzen, Messen oder Netzwerktreffen: Künstliche Intelligenz war das klar dominierende HR-Thema des vergangenen Jahres. Viele Unternehmen und Personalabteilungen haben die Dringlichkeit erkannt und setzen sich intensiv mit den Chancen und Herausforderungen auseinander – und damit, wie KI in Organisation und Personalmanagement genutzt werden kann. Diese Auseinandersetzung ist auch notwendig, denn seit Anfang 2025 verpflichtet die europäische KI-Verordnung Unternehmen dazu, sicherzustellen, dass beteiligte Personen über ausreichend KI-Kompetenz verfügen und Tools datenschutzkonform einsetzen. Doch das ist kein Selbstläufer, da die Verordnung offenlässt, was als ausreichend gilt. Laut einer Bitkom-Studie wurde bislang erst ein Fünftel der Beschäftigten in Deutschland entsprechend geschult. Die Befragung umfasst jedoch alle Erwerbstätigen, nicht nur jene, die KI aktiv nutzen könnten.
Flop: Personalabbau in der Autobranche
Jahrelang verkündete die Autoindustrie Absatzrekorde, verstand sich als Technologieführer und gehörte zu den beliebtesten Arbeitgebern. Das Jahr 2025 markierte einen Wendepunkt: Es ging nicht mehr aufwärts, sondern abwärts. Die verfehlte Produktpolitik führte zu Absatzproblemen, Zölle und unterbrochene Lieferketten erschwerten das Geschäft. Beim Zukunftsmarkt E-Auto haben die Chinesen die Nase vorne. Die Branche trat auf die Bremse, baute 115.000 der insgesamt 5,4 Millionen Arbeitsplätze ab. HR machte dabei keine gute Figur: Personalplanungen erwiesen sich als mangelhaft und vereinbarte Beschäftigungsgarantien als Hindernisse. Große Hersteller legten üppige Abfindungsprogramme auf, um ältere Mitarbeitende loszuwerden. In der einstigen Vorzeigebranche kam es zu einer Renaissance der goldenen Handschläge. Das sind kurzsichtige Maßnahmen, die einer betriebswirtschaftlichen Logik folgen, aber nicht in eine Zeit passen, in der wir angesichts des demografischen Wandels eigentlich länger arbeiten sollten.
Top: Vielfalt wird selbstverständlich
Düstere Zeiten für Diversity? Man könnte es meinen angesichts des US-Präsidenten, der DEI-Recruiting-Praktiken gar für einen Flugzeugabsturz verantwortlich macht. Hierzulande tilgen derweil die Unternehmen die Regenbogenfarben aus ihrem Markenlogo; die Robert-Bosch-Stiftung berichtet von sinkender Akzeptanz für LGBTQI-Themen und ethnische Vielfalt. Und dennoch: Für Unternehmen ist und bleibt Vielfalt eine ökonomische Notwendigkeit. HR arbeitet darum vielerorts weiter an einer vielfältigen Arbeitswelt, ohne dass die DEI-Strategie dafür groß ausgeflaggt werden müsste. Und so zeigt das Vielfaltsbarometer der Robert-Bosch-Stiftung eben auch, dass die Akzeptanzwerte in den Dimensionen Behinderung, Alter und Geschlecht hoch sind. Anders gesagt: Jenseits politisch polarisierter Debatten ist Vielfalt in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Alles andere wäre für den Wirtschaftsstandort fatal.
Flop: Vision einer "Skill-Based Economy"
Skill Management war das Hype-Thema 2024. Die Verheißung der Software-Anbieter war groß. Manche sahen bereits eine "Skill-Based Economy" am Horizont. Doch 2025 kehren die großen Hoffnungen auf den Boden der Daten-Tatsachen zurück. In den Konzernen wurde vieles angestoßen – meist aber nur in Teilbereichen und häufig endet das Skill Management noch an der echten Übertragbarkeit einzelner Skills über die Jobprofile hinweg. Die Daten reichen nicht aus, sind nicht spezifisch genug oder lassen sich mit den deutschen Datenschutzrichtlinien schwerlich erheben. Die Taxonomien reichen schlicht nicht aus. Ein größerer Bewerberpool, mehr interne Talentmobilität, ein geringerer Skill-Gap in Zukunftsfähigkeiten – all die gepriesenen Vorteile, die das Skill Management mithilfe von Künstlicher Intelligenz bewirken sollte, scheinen sich bisher nicht einzustellen. Zunächst müssen die Unternehmen die erforderlichen Datengrundlagen schaffen. Das ist (noch) Zukunftsmusik.
Top: Jobturbo zündet – noch
Mehr als 100.000 Geflüchtete haben dank des von der früheren Ampelkoalition gestarteten Programms in Deutschland Arbeit gefunden. Damit zählt der Jobturbo zu den erfolgreichsten Integrationsinitiativen weltweit. Besonders Ukrainerinnen und Ukrainer profitierten: 58.000 neue Jobs gingen an sie, weitere 44.000 an Geflüchtete aus anderen Ländern – meist sozialversicherungspflichtige und langfristige Beschäftigungen. Bemerkenswert: Der Jobturbo wirkte über fast alle Altersgruppen, in allen Bundesländern sowie bei Niedrig- und Hochqualifizierten. Er hat auch nicht dazu geführt, dass Qualifizierte in Billigjobs gedrückt wurden. Der Erfolg liegt laut einer Studie in enger Begleitung, Sprachkursen und schneller Anerkennung von Abschlüssen. Doch die Zukunft ist ungewiss: Künftig sollen neu ankommende Ukrainerinnen und Ukrainer kein Bürgergeld mehr erhalten – und damit fällt auch die Zuständigkeit der Jobcenter weg. Ob der Jobturbo unter diesen Bedingungen weiter zündet, ist fraglich.
Flop: Startups fehlt Unterstützung
Die deutsche Wirtschaft befindet sich im sechsten Jahr der Stagnation und verliert seit Jahren an Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig hat sich eine lebendige Startup-Szene in Deutschland entwickelt, die den Standort positiv sieht. Laut Startup-Monitor bewerten 40 Prozent der Gründer den Standort Deutschland positiver als die USA, im europäischen Kontext sind es sogar 60 Prozent. Im HR-Umfeld hat sich ebenfalls eine lebendige Startup-Szene entwickelt, der HR-Startup-Award feierte im Jahr 2025 sein zehnjähriges Jubiläum. Insgesamt steigt die Zahl der Startups, Motor sind Ausgründungen aus den Hochschulen. Die Entwicklung ist dynamisch, nur zwei Punkte sind es, die Durchbrüche erschweren: Einerseits fehlt es an Risikokapital – hier liegt Deutschland deutlich hinter den USA, China, Frankreich, England oder Schweden zurück. Staatliche Programme sind für Startups weiter die wichtigste Finanzierungsquelle, es fehlt vor allem an privatem Risikokapital. Und der Anteil der Startups mit Unternehmenspartnerschaften sank in den letzten Jahren von 72 auf 56 Prozent. Mehr Mut der Unternehmen wäre wünschenswert.
Top: HR nimmt Wertschöpfung wieder ernst
"All Eyes on Productivity" lautete der Titel der Human Works Talks, dem jährlichen Kongress einer renommierten HR-Beratung in diesem Herbst 2025. Man konnte es als Feststellung lesen. Man konnte es aber auch als Aufforderung verstehen. Denn die Arbeitsproduktivität in Deutschland war nach einer Phase der Stagnation zuletzt sogar rückläufig. Das ist alarmierend! Schließlich gilt der Wert als Maß der Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Während im vergangenen Jahr noch darüber debattiert wurde, ob wir mehr leisten müssen, wurden im Jahr 2025 viele Initiativen in den Unternehmen gestartet, um die Produktivität zu steigern. Häufig sind das klassische Effizienzprogramme in der Gesamtorganisation oder auch in HR. Die sind zumeist mit Organisationsveränderungen und Personalanpassungen verbunden. Auch Automatisierungen sind ein Weg, um die Produktivität zu steigern. In zahlreichen Unternehmen werden wieder Leistungsbewertungen eingeführt, die unter dem Begriff der Performancekultur laufen. Ob solche Maßnahmen allerdings dazu beitragen, die Produktivität zu steigern, wird in HR kontrovers diskutiert. Zu Recht!
Flop: Tariftreuegesetz soll Lohndumping stoppen
Nur noch rund jeder zweite Beschäftigte arbeitet in Deutschland im Geltungsbereich eines Tarifvertrags. Die Tarifbindung in Deutschland bröckelt schon lange. Bewirbt sich ein tarifgebundenes Unternehmen um einen öffentlichen Auftrag, konkurriert es mit nicht tarifgebundenen Unternehmen, die aufgrund der niedrigeren Lohnkosten günstigere Angebote abgeben können. Mehr Chancengleichheit soll nicht dadurch herbeigeführt werden, dass immer mehr Unternehmen aus der Tarifbindung aussteigen und der Kostenwettbewerb zwischen den Anbietern auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. Stattdessen möchte der Gesetzgeber einen Mindeststandard definieren, der bei der Bewerbung um öffentliche Aufträge eingehalten werden soll. Ab einem Auftragswert von 50.000 Euro sollen Firmen ihren Beschäftigten nach den Plänen Entgelt, Weihnachtsgeld, Urlaube und Ruhezeiten wie in branchenüblichen Tarifverträgen gewähren müssen.
Doch das neue Tariftreuegesetz des Bundes erntet weithin Kritik und gilt schon vor dem Start als misslungen. Das Gesetz zwingt Unternehmen in fremde Tarifwerke. Vor allem kleinere Unternehmen werden unverhältnismäßig belastet. Je nach Art und Ort des Auftrags sowie der Zahl der beschäftigten Arbeitnehmenden können in der Praxis eine Vielzahl von verschiedenen Arbeitsbedingungen für einen Auftragnehmer umzusetzen sein. Selbst der Nationale Normenkontrollrat bemängelt, dass das Gesetz überflüssige Bürokratie verursacht. In Branchen wie beispielsweise der Informationstechnologie oder bei Beratungsleistungen besteht üblicherweise kein Tarifvertrag. Hier würde eine Festsetzung der verbindlichen Arbeitsbedingungen per Rechtsverordnung eine staatliche Regulierung von Märkten bedeuten, die bislang nicht einmal ansatzweise durch schlechte Bezahlung von Arbeitnehmenden aufgefallen sind.
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