Studie Tomorrow's MBA: Wünsche der Studieninteressierten

Die Attraktivität internationaler, generalistischer MBA-Programme sinkt. Das zeigt die aktuelle Tomorrow's-MBA-Studie der Beratung Carrington Crisp und der European Foundation for Management Development (EFMD). Gefragt sind stattdessen spezialisierte MBAs – vor allem wegen der wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und verwandten Technologien.

Das Interesse am Auslandsstudium sinkt. Die Umfrage von Carrington Crisp und EFMD unter 1.908 angehenden MBA-Studierenden aus 37 Ländern zeigt: Nur 19 Prozent wollen im Ausland studieren – 2024 waren es noch 39 Prozent. Gründe sind strenge Visavorschriften, politische Unsicherheit und bessere heimische sowie Online-MBA-Programme. Nur wer eine internationale Karriere plant, bleibt motiviert, im Ausland zu studieren.

Vielfalt des MBA-Angebots untergräbt Qualitätswahrnehmung

Der MBA wird heute weltweit in vielen Formen angeboten: online, hybrid, modular oder berufsbegleitend. Das macht ihn zugänglicher und erlaubt, ihn verschiedenen Lebenslagen anzupassen. Doch die Vielfalt hat ihren Preis: Die Marke MBA verwässert. Große Unterschiede bei Lehrkräften, Inhalten, Akkreditierungen und Betreuung erschweren verlässliche Maßstäbe. Digitale Programme fordern zudem neue Formen der Qualitätssicherung – über Länder- und Formatgrenzen hinweg. Bewerberinnen und Bewerber, Unternehmen sowie Hochschulen müssen genauer prüfen, was Qualität bietet – und was nicht. 

Hinzu kommt: Ein MBA ist längst nicht mehr der einzige Weg zur Management-Weiterbildung. Einer von fünf Befragten (20 Prozent) ist offen für Alternativen zu einem MBA oder EMBA. Andere berufliche Qualifikationen (zum Beispiel CPA, ACCA, CIM) sind mit 30 Prozent, Master mit 29 Prozent und Zertifikate mit 21 Prozent am beliebtesten.

Der Siegeszug der Mini-MBAs

Business Schools konkurrieren nicht nur mit anderen MBA-Anbietern, sondern auch mit kurzen, praxisnahen Formaten. Mini-MBAs – kompakte, oft wenige Wochen dauernde Programme – gewinnen weiter an Bedeutung. In der Befragung zur Studie "Tomorrow's MBA" wurden sieben solcher Mini-MBAs aufgelistet. Mehr als 60 Prozent der Befragten waren mit den Programmen vertraut, etwa mit dem "MBA Marketing Week Programm" von Mark Ritson oder den Angeboten von LSE und PwC. 50 Prozent der Befragten kennen zudem das MBA-Angebot von Coursera und würden es für sich in Betracht ziehen – noch mehr als einen Power-MBA, den 49 Prozent für sich auf dem Schirm haben. Erst mit Abstand folgt das Angebot von Quantic (39 Prozent), edx/2U (38 Prozent) und Abilitie (32 Prozent). 

KI-MBA: Spezialisierung als neue Norm

Das Interesse an spezialisierten MBAs wächst – vor allem wegen Künstlicher Intelligenz (KI) und verwandter Technologien. 41 Prozent bevorzugen spezialisierte Programme, nur 23 Prozent den klassischen General-MBA. Am gefragtesten ist die Spezialisierung künstliche Intelligenz (43 Prozent), gefolgt von Datenanalyse und Entscheidungsfindung (33 Prozent), Technologiemanagement (31 Prozent), digitalem Marketing (29 Prozent) und Cybersecurity (27 Prozent).

KI soll nicht nur Thema, sondern auch Werkzeug sein: 38 Prozent erwarten KI-generierte Inhalte im Studium. Sie wünschen sich personalisiertes Feedback, adaptive Lernpfade und Hilfe bei Bewerbungen. Doch die Skepsis bleibt: Ein Drittel glaubt nicht, dass KI kreative und didaktisch starke Lehre ganz ersetzen kann.

Studium: Rückkehr zur Präsenz-Lehre

Trotz Digitaltrend gibt es eine Gegenbewegung: 33 Prozent der Befragten bevorzugen wieder ein klassisches, vollzeitliches Präsenzstudium – deutlich mehr als im Vorjahr. Gründe sind der Wunsch nach Interaktion, einer intensiveren Lernerfahrung und besseren Networking-Möglichkeiten. Reine Online-Formate wollen nur noch acht Prozent. Beliebt bleiben hybride Modelle mit freier Wahl zwischen Präsenz und Online (15 Prozent) sowie Blended Learning, das Präsenz- und Online-Studium kombiniert (28 Prozent).

Rankings verlieren an Bedeutung

Google ist nach wie vor das wichtigste Tool zur MBA- und EMBA-Recherche – die Nutzung stieg von 41 auf 43 Prozent. Trotz des Wegfalls ihres Rankings bleibt The Economist die zweitbeliebteste Quelle. Auch Rankings spielen weiter eine Rolle: 42 Prozent nennen das Financial-Times-Ranking als wichtigste Informationsquelle. Den Einfluss von Rankings bewerten aber inzwischen viele befragte differenzierter. Nur 27 Prozent halten sie für äußerst wichtig, sieben Prozent ignorieren sie ganz.

Mehr finanzielle Hindernisse beim MBA

Finanzielle Hürden bremsen das Interesse am MBA – vor allem wegen steigender Lebenshaltungskosten und wirtschaftlicher Unsicherheit. Mehr als ein Viertel der Befragten (30 Prozent) halten die Studiengebühren für unerschwinglich. Ähnlich viele zweifeln, ob sich die Investition lohnt. Ein Viertel beklagt fehlende Stipendien oder Unterstützung. Jeder Fünfte sorgt sich um die Rückzahlung von Studienkrediten.


Über die Studie: Die Studie "Tomorrow's MBA" führten Carrington Crisp und die EFMD im November und Dezember 2024 durch. Befragt wurden 1.908 Personen aus 37 Ländern. 85 Prozent waren zwischen 25 und 40 Jahre alt, 56 Prozent männlich, 43 Prozent weiblich. 18 Prozent hatten sich bereits für ein MBA-Programm beworben, über die Hälfte plante dies in den nächsten zwölf Monaten.


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