Väterfreundlichkeit noch ausbaufähig
Eine gelingende Vereinbarkeit von Familie und Beruf trägt maßgeblich zur Fachkräftesicherung bei. Wenn Frauen (mehr) arbeiten können, profitieren davon Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt. Deshalb bemühen sich Unternehmen in Deutschland schon seit längerer Zeit um mehr Familienfreundlichkeit.
Im Fokus stehen dabei aber meist in erster Linie die Mütter. Wie wichtig es ist, auch Väter in den Blick zu nehmen, zeigt die Studie "Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft", die die Prognos AG im Auftrag des Unternehmensprogramms "Erfolgsfaktor Familie" des BMFSFJ erstellt hat. Dafür wurden 600 Personalverantwortliche und Geschäftsführende sowie 1.000 erwerbstätige Väter mit minderjährigen Kindern befragt.
Hohe Wechselbereitschaft zugunsten besserer Vereinbarkeit
Aktive Vaterschaft ist für viele Männer ein wichtiges Anliegen. Deutlich wird das durch die Bereitschaft der Väter, ihre Arbeitsstelle zu wechseln. Rund 450.000 Väter in Deutschland haben der Studie zufolge schon einmal den Arbeitgeber zugunsten einer besseren Vereinbarkeit gewechselt. Und mehr als 1,7 Millionen Väter denken darüber häufig oder zumindest manchmal nach. Diese hohe Wechselbereitschaft ist gerade in den aktuellen Zeiten des Fachkräftemangels ein großes Unternehmensrisiko. "Wer sich nicht um die Wünsche der Väter kümmert, geht das Risiko ein, sie zu verlieren", fasst Bundesfamilienministerin Lisa Paus die Quintessenz der Studie zusammen.
"Wer sich nicht um die Wünsche der Väter kümmert, geht das Risiko ein, sie zu verlieren." - Lisa Paus, Bundesfamilienminsterin
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Väterfreundlichkeit: Unternehmen überschätzen sich
Zur Reduzierung dieses Risikos sollten Unternehmen ihre Personalpolitik stärker auf die Erwartungen von Vätern ausrichten. Das bisherige Engagement von Unternehmen reicht offenbar nicht aus: Wie die Studie zeigt, schätzen Unternehmen ihre eigene Väterfreundlichkeit viel höher ein als dies angestellte Väter tun. 63 Prozent der Unternehmen halten sich für sehr väterfreundlich, weitere 31 Prozent stufen sich teilweise väterfreundlich ein. Kein Unternehmen gab an, überhaupt nicht väterfreundlich zu sein. Demgegenüber bewerteten nur 38 Prozent der Väter ihr Unternehmen als sehr väterfreundlich, 45 Prozent als teilweise väterfreundlich. 14 Prozent der Väter finden ihr Unternehmen wenig und 3 Prozent überhaupt nicht väterfreundlich.
Väterfreundlichkeit verbessern: Potenziale liegen in Kommunikation und Unternehmenskultur
Die Studie zeigt auch, dass es nicht genügt, lediglich vereinbarkeitsfördernde Personalmaßnahmen einzuführen. Das entsprechende Angebot ist in den meisten Unternehmen vorhanden. Jedoch ist betriebliche Väterfreundlichkeit nur wirksam, wenn Personalmaßnahmen in eine väterbewusste Unternehmenskultur eingebettet und die Anliegen der Väter in puncto Vereinbarkeit thematisiert und ernst genommen werden.
Potenziale zur nachhaltigen Steigerung der Väterfreundlichkeit liegen insbesondere in den Bereichen der Kommunikation und der Unternehmenskultur – und weniger beim Ausbau vereinbarkeitsfördernder Personalmaßnahmen. Konkret hilft es beispielsweise, wenn bei beruflichen Terminabsprachen auch auf Väter mit familiären Verpflichtungen Rücksicht genommen wird. Außerdem fällt Führungskräften eine Vorbildfunktion zu. Väter berichten von einem Nachholbedarf der Führungskräfte, wenn es um deren Engagement für die Vereinbarkeit geht. Weitere Impulse bietet der Leitfaden "Väter und Vereinbarkeit" des BMFSFJ.
Bezahlter Vaterschaftsurlaub ab 2024
Auch die Politik ist derweil nicht untätig: Ab 2024 soll es ein Recht auf zehn Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub nach der Geburt eines Kindes geben. Bundesfamilienministerin Lisa Paus rechnet weitgehend mit Akzeptanz aufseiten der Arbeitgeber. "Ich gehe davon aus, dass die Partnerfreistellung von den Unternehmen angenommen wird", sagte sie kürzlich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zu Jahresbeginn hatte unter anderem die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) mit deutlicher Ablehnung auf die Pläne reagiert.
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