Studie: Corona sorgt für Umdenken bei Vereinbarkeit

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Familienfreundlichkeit generell haben in der Coronapandemie bei vielen Arbeitgebern stark an Bedeutung gewonnen. Das zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums im Rahmen des Programms "Erfolgsfaktor Familie". Rund 60 Prozent der befragten Arbeitnehmenden geben demnach an, dass die Familienorientierung zugenommen hat.

Zwischen Frühjahr 2020 und Frühjahr 2021, also im Lauf der Coronapandemie, hat sich gemäß der Analyse unter Federführung des Prognos-Instituts und unter Beteiligung des Instituts für Demoskopie, Allensbach, beim Thema Familienfreundlichkeit eine Menge getan. Sechs von zehn der befragten erwerbstätigen Eltern sagen, dass in dem besagten Zeitraum mindestens eine zusätzliche familienbewusste Personalmaßnahme in ihrem Betrieb eingeführt wurde oder eine bereits bestehende ausgeweitet.

Neue Ansätze und Bewusstseinswandel beim Thema Vereinbarkeit

Rückmeldungen seitens der Arbeitgeber bestätigen diese Entwicklung. So stellt die Studie mit dem Titel "Erfahrungen und neue Impulse für die betriebliche Vereinbarkeitspolitik" deutliche Veränderungen beim Umgang mit Familienthemen fest und sieht sogar einen "Bewusstseinswandel in den Unternehmen". Insgesamt seien durch die Coronapandemie in zwei von drei Unternehmen Ansätze für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf entstanden, die aus Sicht der Personalverantwortlichen und Geschäftsführungen weiterverfolgt werden sollten.

Am häufigsten sind laut der Studie die folgenden familienorientierten Maßnahmen in Unternehmen vorzufinden: Individuell vereinbarte Arbeitszeiten gibt es in 77 Prozent der Betriebe, wobei neun Prozent die Maßnahme in Reaktion auf die Coronakrise ausgeweitet und weitere neun Prozent gänzlich neu eingeführt haben. Flexible Tages- oder Wochenarbeitszeiten gibt es nun in 73 Prozent der Betriebe (davon Ausweitung bei sieben Prozent, Neueinführung bei acht Prozent). Homeoffice gibt es in 61 Prozent der Betriebe (davon Ausweitung bei 21 Prozent, Neueinführung bei 20 Prozent). Arbeitszeitkonten mit flexibler Jahres- oder Lebensarbeitszeit gibt es bei 52 Prozent der Betriebe (davon Ausweitung bei fünf Prozent, Neueinführung bei sechs Prozent).

Engagement für mehr Familienfreundlichkeit war kein Strohfeuer

Über die nackten Zahlen hinaus sei ein generelles Umdenken hinsichtlich Vereinbarkeit und Familienfreundlichkeit zu verzeichnen. Etwa zwei Drittel der Arbeitgeber wollen auch dann, wenn die Coronapandemie endgültig Geschichte ist, an den neuen Maßnahmen festhalten. "Die betriebliche Unterstützung war kein Strohfeuer zu Beginn der Krise, sie wurde kontinuierlich fortgesetzt", merken die Autoren der Studie an.

Während der Pandemie sei die Bedeutung von Vereinbarkeit in den Betrieben besonders deutlich geworden. Arbeitgeber hätten verstärkt realisiert, dass es sich dabei um einen relevanten Produktivitätsfaktor handelt und sich Schwächen bei dieser Thematik direkt auf den Unternehmenserfolg auswirken können. Bei den Mitarbeitern wiederum habe sich die Erkenntnis verfestigt, dass sie selbst aktiv werden und im Dialog mit dem Arbeitgeber passende Lösungen für die Vereinbarkeit erarbeiten können.

Kinderkrankentage stoßen bei Arbeitgebern auf überwiegend positives Echo

Bemerkenswert: Die sogenannten Kinderkrankentage, die der Gesetzgeber zur Unterstützung der Eltern ausgeweitet hat, werden von den Arbeitgebern weit überwiegend, nämlich zu 90 Prozent, positiv bewertet. (Lesen Sie dazu auch: Entschädigungsregelung für Kinderbetreuung im Lockdown erneut ausgeweitet). Sie sehen darin, so besagt es die Studie, ein gutes Instrument, das Eltern betreuungsbedürftiger Kinder entlastet und zudem unbürokratisch und unkompliziert umzusetzen ist.

Für die Studie wurden in zwei Wellen 2020 und 2021 jeweils 700 beziehungsweise 750 Personalverantwortliche und Geschäftsführer sowie rund 1.500 beziehungsweise mehr als 1.000 Eltern mit Kindern befragt. Die Befragungen sind repräsentativ. Zudem fanden in sechs Unternehmen zusätzlich vertiefende Fallstudien statt.


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