Tarifliche Ausbildungsvergütung 2023

Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind im Jahr 2023 im bundesweiten Durchschnitt um 3,7 Prozent gestiegen. 67 Prozent der Azubis, die nach Tarif bezahlt werden, erhielten im Durchschnitt über 1.000 Euro im Monat. sind. 10 Prozent müssen mit weniger als 850 Euro auskommen. Das zeigt die Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

Bundesweit lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2023 bei durchschnittlich 1.066 Euro brutto, im Jahr zuvor erhielten Azubis noch durchschnittlich 1.028 Euro. Der Anstieg von 3,7 Prozent fiel zwar schwächer aus als im Vorjahr (4,2 Prozent), war im Vergleich dennoch deutlich höher als in den vorherigen Jahren. Die Jahre 2022 und 2023 waren jedoch auch von hohen Inflationsraten geprägt.

Zu diesen Ergebnissen kommt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in der Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2023. Ermittelt wurden die durchschnittlichen Vergütungen für 173 Ausbildungsberufe in West- und 110 Berufe in Ostdeutschland. Auf dieser Basis wurden auch gesamtdeutsche Durchschnittswerte berechnet. Das BIBB wertet die tariflichen Ausbildungsvergütungen seit 1976 jährlich zum Stichtag 1. Oktober aus.

Ausbildungsvergütung 2023: Erstmals höherer Zuwachs in Westdeutschland

Mit 3,7 Prozent stieg die tarifliche Ausbildungsvergütung stärker als in den Vorjahren 2021 (2,5 Prozent) und 2020 (2,6 Prozent). Im Vergleich zu 2022 (4,2 Prozent) fiel der Anstieg aber geringer aus. Erstmals seit 2017 gab es in Westdeutschland mit 3,8 Prozent einen höheren Zuwachs bei den tariflichen Ausbildungsvergütungen als in Ostdeutschland mit 3,0 Prozent. In Westdeutschland erhielten Azubis, die nach Tarif bezahlt werden, im Durchschnitt 1.068 Euro, in Ostdeutschland waren es 1.042 Euro. 67 Prozent der Auszubildenden erhielten Ausbildungsvergütungen von mehr als 1.000 Euro, 30 Prozent sogar mehr als 1.150 Euro. 

Der Abstand im Tarifniveau blieb aber unverändert: Wie im Vorjahr wurden auch 2023 in Ostdeutschland 98 Prozent der westdeutschen Vergütungshöhe erreicht. Allerdings mussten die Auszubildenden wie bereits 2022 auch 2023 im Durchschnitt Reallohnverluste hinnehmen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Inflationsrate im Jahresvergleich in Deutschland zwischen Oktober 2022 und August 2023 stets über sechs Prozent und schwächte sich erst im September auf 4,5 Prozent ab.

Ausbildungsvergütung 2023: 67 Prozent der Azubis erhalten mehr als 1.000 Euro

Von den Auszubildenden, die in einem tarifgebundenen Betrieb lernten, erhielten 2023 67 Prozent eine Ausbildungsvergütung von mehr als 1.000 Euro. Bei 30 Prozent lag sie sogar oberhalb von 1.150 Euro. 24 Prozent der Auszubildenden konnten mit Vergütungen zwischen 850 und 1.000 Euro rechnen. Mit weniger als 850 Euro mussten zehn Prozent der Auszubildenden auskommen.

Ausbildungsvergütung nach Region: Höchste Ausbildungsvergütung in Baden-Württemberg

Bei der Höhe der tariflichen Ausbildungsvergütung zeigen sich auch 2023 wieder regionale Unterschiede. Wenn man nach Bundesländern differenziert, waren die durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen in Baden-Württemberg mit 1.118 Euro wie bereits in den Vorjahren mit Abstand am höchsten. Sie lagen damit 3,5 Prozent höher als in Bayern, dem Bundesland mit dem zweithöchsten Wert. Der Abstand gegenüber Brandenburg, das mit 1.036 Euro die niedrigsten Vergütungen aufwies, betrug rund acht Prozent. In den meisten Bundesländern unterschieden sich die tariflichen Ausbildungsvergütungen aber nur relativ wenig. Die Unterschiede erklären sich teilweise durch regionale Tarifverträge.

Ausbildungsvergütung nach Berufen: Azubis in der Milchwirtschaft verdienen am meisten

Zwischen den einzelnen Ausbildungsberufen bestanden auch 2023 erhebliche Unterschiede in der Vergütungshöhe. Dabei sind hohe tarifliche Ausbildungsvergütungen nicht auf bestimmte Ausbildungsbereiche begrenzt. In 65 Berufen lagen die durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen zwischen 1.100 und 1.199 Euro und in 13 Berufen bei 1.200 Euro und mehr. Unter den Berufen mit Vergütungen von 1.200 Euro und mehr waren sieben Berufe aus dem Handwerk, vier Berufe aus Industrie und Handel und aus der Landwirtschaft.

Mit durchschnittlich 1.307 Euro sind die Berufe in der Milchwirtschaft (Milchwirtschaftliche/-r Laborant/-in und Milchtechnologe/-technologin) Spitzenreiter bei den durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen. Der Beruf Zimmerer/Zimmerin, für den in den Vorjahren die höchsten durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen gezahlt wurden, landete mit 1.264 Euro auf dem zweiten Platz.

Besonders hoch waren zudem die Ausbildungsvergütungen in Industrieberufen wie Rohrleitungsbauer/in mit monatlich 1.245 Euro im gesamtdeutschen Durchschnitt (Westdeutschland:  Euro, Ostdeutschland:  Euro) oder Industriemechaniker/-in (gesamt: 1.168 Euro, West: 1.171 Euro, Ost: 1.134 Euro). Hohe tarifliche Vergütungen wurden beispielsweise auch in kaufmännischen Berufen wie Bankkaufmann/-frau (West: 1.197 Euro, Ost: 1.189 Euro) oder Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen (einheitlich: 1.245 Euro) gezahlt.

Besonders niedrige tarifliche Ausbildungsvergütungen von weniger als 900 Euro erhielten die Auszubildenden in 14 Ausbildungsberufen. Zu ihnen gehörten insbesondere Berufe aus dem Handwerk wie Bodenleger/-in (einheitlich 804 Euro), Parkettleger/-in (786 Euro) sowie die Berufe Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r (855 Euro) und Tiermedizinische/-r Fachangestellte/-r (West: 871 Euro, Ost: 869 Euro) aus dem Ausbildungsbereich der freien Berufe. Der insgesamt niedrigste Vergütungsdurchschnitt wurde mit 691 Euro für den Beruf Friseur/-in gezahlt.

Überdurchschnittlicher Anstieg der Ausbildungsvergütungen im Handwerk

Die Auswertung zeigte weiter, dass im Handwerk die Unterschiede bei den tariflichen Ausbildungsvergütungen besonders groß sind. Während, wie bereits erwähnt, 2023 im Beruf Zimmerer/Zimmerin durchschnittlich 1.264 Euro gezahlt wurden, verdienten Azubis im Beruf Friseur/-in mit 691 Euro rund 570 Euro weniger pro Monat. In einigen dieser Berufe gab es aber von 2022 auf 2023 stark überdurchschnittliche Anstiege. Zu nennen ist hier beispielsweise das Bäckerhandwerk (von 782 Euro auf West: 971 Euro, Ost: 960 Euro). Hohe Anstiege waren auch in den Berufen Schornsteinfeger/-in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Schilder- und Lichtreklamehersteller/-in und Orthopädieschuhmacher/-in zu verzeichnen.

Weniger als die Mindestausbildungsvergütung

Seit dem 1. Januar 2020 gibt es in Deutschland eine Mindestausbildungsvergütung. Tariflich festgelegte Ausbildungsvergütungen gelten zunächst auch nach Ablauf eines Tarifvertrags für bereits begründete Ausbildungsverhältnisse als angemessen, bis sie durch einen neuen oder ablösenden Tarifvertrag ersetzt werden. Tarifgebundene Betriebe dürfen sich folglich auch nach Tarifverträgen orientieren, die eine Ausbildungsvergütung unterhalb der Mindestausbildungsvergütung vorsehen.

Die BIBB-Auswertung ergab, dass etwa ein Prozent der Auszubildenden, die in einem tarifgebundenen Betrieb ausgebildet wurden, 2023 weiterhin tarifliche Ausbildungsvergütungen unterhalb der Mindestausbildungsvergütung erhielten. Betroffen waren vor allem Auszubildende in den Berufen Friseur/-in, Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in und Florist/-in. 

Lesen Sie hier mehr zum Mindestlohn für Auszubildende sowie wann die Azubi-Vergütung noch angemessen ist. 

Die detaillierten Ergebnisse der BIBB-Auswertung mit den Durchschnittsvergütungen aller erfassten Berufe finden Sie unter www.bibb.de/ausbildungsvergütung 2023.


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