Standortmarketing lohnt sich schon auf der Karriere-Website

Viele spannende Unternehmen liegen nicht in den großen Traumstädten, sondern abseits in der Provinz. Wie kann es dennoch gelingen, Mitarbeiter in unbekannte Regionen zu locken? Ein vernachlässigtes Mittel ist Standortmarketing auf der Karriere-Website, meint unser Kolumnist – und nennt erste Ansätze.

Kennen Sie Kochel? Sehen Sie, kannte ich bis vor kurzem auch nicht. Auch die Tatsache, dass Kochel in der Nähe von Benediktbeuern oder Murnau liegt, half mir nicht weiter. Denn weder der eine, noch der andere Ort waren mir bis dato ein Begriff. Was aber macht ein "Hidden Champion", wenn er Nachwuchs aus den großen Städten für sich begeistern will? Er sollte Standortmarketing auf seiner Karriere-Website betreiben. Unbedingt!

Recruiting: Standort ist bei der Wahl des Arbeitgebers mitentscheidend

Wer als Arbeitgeber Mitarbeiter in Spe (nicht nur) in unbekannte Regionen locken will, dessen Pflicht ist es, diese auch für den Standort zu begeistern. Und damit meine ich jetzt nicht die Größe des Unternehmens oder die des Firmengeländes oder wie viel Mitarbeiter da in Lohn und Brot stehen, sondern was die Stadt, was die Region so zu bieten hat. Kulturell. Infrastrukturell. Freizeittechnisch. Und so weiter. Solche Infos sind bei vielen Arbeitgebern allerdings eher die Ausnahme. Und so müssen Bewerber Google & Co. bemühen und stolpern dabei dann im Zweifel dann über einen anderen Job beziehungsweise Arbeitgeber. Pech für Sie. Warum ich Ihnen das erzähle?

Weil es für einen Bewerber sehr ausschlaggebend bei der Wahl des Arbeitgebers ist, wohin er seinen Lebensmittelpunkt verlegt. Denn warum auch immer, viele der wirklich spannenden Unternehmen und Hidden Champions liegen nicht in den großen Traumstädten, sondern oft J-W-D: "janz weit draußen – oder krasser ausgedrückt: Am Arsch der Welt (deswegen ja auch "hidden" ;-)).

Standortmarketing: Bewerbern bereits auf der Karriere-Website die Vorteile nennen

Gemäß einer Stepstone-Studie führt ein unattraktiver Unternehmensstandort bei 58 Prozent der Befragten zu einer Absage. Zahlen, die einem zu denken geben sollten. Ob ein Standort aber attraktiv oder unattraktiv ist, weiß man eigentlich erst, wenn man sich vor Ort ein Bild davon gemacht hat. Die Karriere-Website zumindest bietet eine erste Gelegenheit, den Standort vorzustellen.

Sicherlich ist eine Aussage wie "Arbeiten, wo andere Urlaub machen", so wie es in dem Job des Unternehmens aus Kochel heißt, schon besser, als gar nichts. Aber wer schon mal dort war, weiß, dass sowohl der Kochel- als auch der Walchensee mit seinem türkisblauen Wasser und die Berge drum herum unschlagbare Argumente liefern, in einer der schönsten Gegenden Deutschlands zu arbeiten. Fehlen diese Informationen, so wird kaum der Wunsch da sein, nach Kochel und zu einem bisher unbekannten Arbeitgeber zu gehen.

Konkrete Argumente für Ihren Standort – auch in der Großstadt

Den Standort ins rechte Licht zu rücken, das gilt nicht nur für die unbekannten Orte. Selbst Hamburg oder München sind „aus der Ferne betrachtet“ für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Auch hier gilt es, potenziellen Bewerbern den Job respektive den Standort möglichst schmackhaft zu machen.

Und das können Sie tun:

  • Räumen Sie Ihrem Standort eine Unterseite ein, auf der Sie den Unternehmensstandort in Wort und (Bewegt-)Bild vorstellen
  • Stellen Sie das Sport-, Freizeit- und Kulturprogramm an Ihrem Standort vor
  • Gehen Sie auf die Lebenshaltungskosten und Immobilienpreise ein
  • Weisen Sie auf Kitas und Schulen hin, die im Einzugsgebiet Ihres Unternehmens liegen
  • Bieten Sie Informationen bezüglich ÖPNV und Verkehrsanbindung
  • Weisen Sie auf die Nähe zur nächstgrößeren (bekannteren) Stadt hin
  • Verweisen Sie auf die gegebenenfalls im Verhältnis günstigen Lebenshaltungskosten

Standortmarketing: Auch Mitarbeiter können zu Wort kommen

Besonders glaubwürdig wird das Ganze, wenn Sie Ihre Mitarbeiter selbst zu Wort kommen und ihre "Hot Spots" vorstellen zu lassen. So hat der Bewerber im Vorfeld die Möglichkeit, Standort und Region auszuchecken und für sich zu entscheiden, wohin er seinen zukünftigen Lebensmittelpunkt verlagern will.

Zurück nach Kochel. Warum sollte man ausgerechnet hier seine Zelte aufschlagen? Wie oben erwähnt, bietet die Region mit Kochel- und Walchensee die schönsten Badeseen Deutschlands (bei dem Unternehmen, welches der Auslöser dieses Artikels war, liegt der Strand quasi direkt gegenüber!). Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Wander- und Fahrradwegen und jede Menge Gipfel, die es zu erstürmen lohnt.

Henner Knabenreich ist Geschäftsführer der Knabenreich Consult GmbH. Er berät Unternehmen bei der Optimierung ihres Arbeitgeberauftritts. Zudem ist er Initiator von  www.personalblogger.net und betreibt den Blog  personalmarketing2null.de.

Schlagworte zum Thema:  Recruiting, Marketing, Personalmarketing