Frauenanteil 2025 in Aufsichtsrat, Vorstand und Führungsebene

Zum Jahreswechsel 2024/2025 haben es weitere Frauen in die oberste Führungsebene geschafft: Der Frauenanteil in Vorständen ist so hoch wie nie zuvor. Doch noch immer sind vier von fünf Vorstandsmitgliedern männlich. Aktuelle Zahlen zum Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten zeigen Analysen von DIW, EY und Fidar.

In den Top-Etagen börsennotierter deutscher Unternehmen gibt es nach einem erneuten Zuwachs so viele Frauen wie nie zuvor. Nach einer Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) ist die Zahl der Top-Managerinnen in den 160 Unternehmen der Dax-Familie auf 136 gewachsen – das sind 14 mehr als vor einem Jahr. Den 136 Managerinnen stehen in den Vorstandsgremien insgesamt 559 männliche Kollegen gegenüber – damit ist fast jeder fünfte Vorstand (19,6 Prozent) eine Frau. Der Anteil stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte. 

Dennoch bleiben viele der geschäftsführenden Gremien auch im Jahr 2025 reine Männerdomänen: Fast vier von zehn Unternehmen (37 Prozent) in Dax40, MDax und SDax haben keine einzige Managerin in ihren Vorstandsgremien. Gerade einmal sieben der 160 untersuchten Unternehmen haben einen weiblichen (Co-)CEO. Zudem zeigt eine Auswertung der Managementberatung Horváth, dass von den rund 100 Vorstandspositionen, die 2024 in den 160 börsennotierten deutschen Unternehmen neu besetzt wurden, lediglich 29 an Frauen gingen. Im Vergleich zum Rekordanteil von 36 Prozent an weiblichen Neubestellung im Vorjahr ist das ein deutlicher Rückgang. 

Frauenanteil auf Höchststand: jedes fünftes Vorstandsmitglied ist weiblich

"Trotz der Fortschritte, die wir durchaus sehen: Für Frauen bleibt der Weg in die Führungsebene – egal ob mittleres Management oder Führungsspitze von Unternehmen – steinig", sagt EY-Expertin Ev Bangemann. "Zudem brauchen Frauen erwiesenermaßen länger, um in Top-Funktionen zu kommen, verweilen dort aber kürzer als Männer." Sie betont: "Quoten allein reichen nicht aus." Es brauche nachhaltige Maßnahmen, die früher ansetzen, wie beispielsweise Sponsoringprogramme oder Beförderungen in Eltern- oder Teilzeit.

Seit 2021 gilt die im "Zweiten Führungspositionengesetz" (FüPoG II) festgelegte Frauenquote für Vorstände. Bei börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Firmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern muss bei Neubesetzungen darauf geachtet werden, dass mindestens eine Frau im Vorstand sitzt. Andere börsennotierte oder mitbestimmte Unternehmen, die nicht unter die Mindestvorgabe fallen, müssen es begründen, wenn sie ihren Vorstand ohne Frauen planen - wenn sie also eine "Zielgröße Null" in ihren Berichten angeben. Geschieht das nicht, drohen Bußgelder.

Zum Jahreswechsel 2022/2023 ist zudem die EU-Führungspositionen-Richtlinie  in Kraft getretenen. Demnach sollen in Aufsichtsräten großer Börsenunternehmen in der EU bis Ende 2026 mindestens 40 Prozent Frauen (bzw. das unterrepräsentierte Geschlecht) vertreten sein. Alternativ gilt für Aufsichtsrat und Vorstand eine Quote von 33 Prozent.

Aktuelle Zahlen zum Frauenanteil in Vorstand und Aufsichtsrat

Verschiedene Studien verfolgen seit Jahren die Entwicklung der Frauenanteile in Führungspositionen. Das DIW Berlin analysiert in seinem "DIW Managerinnen-Barometer" seit 2010 jährlich die Frauenanteile in den 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen. Die Beratungsgesellschaft EY betrachtet in ihrem "Mixed Leadership Barometer" halbjährlich die 160 börsennotierten deutschen Unternehmen (DAX, MDax, SDax). Ebenfalls jährlich veröffentlicht "Fidar – Die Initiative für mehr Frauen in die Aufsichtsräte" ihren "Women-on-Board-Index". Hier stehen die Frauenanteile in den Aufsichtsräten im Fokus, betrachtet werden aber auch die Quoten in den Vorständen.

Frauenquote zeigt zahlenmäßig deutliche Wirkung

Nach den Zahlen des aktuellen Women-on-Board-Index (Stand Dezember 2024) ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 178 untersuchten Unternehmen leicht auf 37,2 Prozent gestiegen, in den Vorständen auf 20,3 Prozent. Ausgewertet wurden Konzerne in den Börsenindizes Dax, MDax und SDax sowie die im regulierten Markt an der Börse notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen.

Der Index zeigt, dass die 2015 mit dem FüPoG eingeführte 30-Prozent-Quote für die Besetzung der Aufsichtsräte zumindest zahlenmäßig wirkt. Bei den aktuell 100 von der Vorgabe betroffenen Unternehmen ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten mit 38,3 Prozent (Stand Dezember 2024; Februar 2024: 38,1 Prozent) und in den Vorständen mit 23,7 Prozent (Stand Dezember 2024; Februar 2024: 21,1 Prozent) deutlich höher als in den 78 Unternehmen, die nicht unter die Quote fallen. 

"Wir sehen bei den DAX-40-Vorständen, was verbindliche Regelungen für gleichberechtigte Teilhabe bewirken können. Diese DAX-Konzerne haben in den letzten zehn Jahren den Frauenanteil in den Vorständen mehr als verdreifacht – und das trotz aller geäußerten Zweifel, es gäbe gar nicht genügend qualifizierte Frauen, um die geforderten Positionen zu besetzen", betont FidAR-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow, die den WoB-Index federführend betreut. "Das Ziel muss bleiben, bis zum Ende des Jahrzehnts Parität auf allen Ebenen zu erreichen. Das ist kein 'nice to have', das Grundgesetz gibt vor, die gleichberechtigte Teilhabe durchzusetzen und bestehende Nachteile zu beseitigen", sagt Fidar-Präsidentin Prof. Dr. Anja Seng.

Frauenanteil und Unternehmenskultur

Laut DIW Managerinnen-Barometer  (Stand: Januar 2025) gibt es in den 200 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands erneut mehr Vorständinnen und Aufsichtsrätinnen als ein Jahr zuvor. Fast jedes fünfte Vorstandsmitglied (gut 19 Prozent) war im Spätherbst 2024 in dieser Unternehmensgruppe eine Frau, das sind etwa eineinhalb Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Immer mehr Unternehmen berufen zudem mindestens eine zweite Frau in ihren Vorstand.

In den Aufsichtsräten ging es ebenfalls leicht nach oben, dort ist mittlerweile jedes dritte Mitglied eine Frau. Auffällig ist, dass im vergangenen Jahr mehr Frauen an die Spitze eines Vorstands gerückt sind. In der Top-200-Gruppe gab es im Spätherbst 13 Frauen als Vorstandsvorsitzende, vier mehr als ein Jahr zuvor.

Allerdings, darauf weisen die Studienautorinnen hin, reiche es nicht, Frauen nur in Vorständen und Aufsichtsräten dabei zu haben. Zusätzlich müsse auch die Unternehmenskultur so ausgestaltet sein, dass Frauen ihre Fähigkeiten und Kompetenzen einbringen und umsetzen können. "Ein besserer Zugang in Spitzenpositionen ist kein Allheilmittel, wenn traditionelle Vorstellungen von Geschlechterrollen oder geschlechterstereotype Zuschreibungen von Eigenschaften Frauen weiter daran hindern, ihre Fähigkeiten erfolgreich einzusetzen", betont Katharina Wrohlich. Studien-Co-Autorin Anja Kirsch ergänzt: "Wichtig ist, dass Unternehmen auch ihre Abläufe und Arbeitsweisen ändern, um Frauen beispielsweise gleichranging in Entscheidungsfindungsprozesse einzubinden. Wollen sie hingegen nur gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen und gesetzliche Pflichten erfüllen, ansonsten aber alles beim Alten belassen, ist nicht viel gewonnen."

Frauenanteile in den Dax40-Unternehmen, SDax und MDax

Am stärksten sind Managerinnen in den Vorständen der Dax40-Konzerne vertreten: Etwas mehr als ein Viertel (Stand Januar 2025) der Vorstandsmitglieder des deutschen Leitindex sind dem Mixed-Leadership-Barometer von EY zufolge weiblich (26 Prozent). Deutlich niedriger ist der Anteil in MDax- (20 Prozent) und SDax-Vorständen (14 Prozent).

Während der Anteil von Unternehmen mit mindestens einer weiblichen Vorständin im Dax40-Index im Vergleich zum Jahresbeginn 2024 zum 1. Januar 2025 nur um zwei Prozentpunkte auf 95 Prozent stieg, legte dieser Wert im MDax deutlich um zwölf Prozentpunkte auf nun 64 Prozent zu. Im SDAX hingegen sank der Anteil leicht – von 46 auf 44 Prozent.

Den stärksten Anteil stellen Managerinnen in den Vorständen der Telekommunikationsbranche: Ein Viertel (25 Prozent) der Entscheider sind hier Frauen. In den Bereichen Konsumgüter und Rohstoffe liegt der Anteil der weiblichen Vorstände mit jeweils 24 Prozent nur knapp darunter. In der Medienbranche sind dagegen nur 13 Prozent der Vorstände Frauen.


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Schlagworte zum Thema:  Diversity, Frauenquote, Vorstand, Unternehmenskultur