Frauenanteil im Vorstand: Porsche Holding ist Schlusslicht
In den börsennotierten Unternehmen in Deutschland wächst der Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten. Gab es im vergangenen Jahr noch zwei DAX40-Unternehmen mit rein männlichem Vorstand, trifft dies 2024 nur noch auf die Porsche Holding als einziges DAX-Unternehmen zu. Das geht aus einem aktuellen Bericht hervor, für den die gemeinnützige Allbright Stiftung jährlich die Frauenanteile der 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland analysiert.
Nur sechs Unternehmen haben drei Frauen oder mehr im Vorstand: Spitzenreiter ist Allianz mit vier Frauen an der Spitze, auf drei Frauen kommen Airbus, Beiersdorf, Commerzbank, Deutsche Telekom und Mercedes-Benz.
Vorstandsposten in Dax-Unternehmen: 559 Männer, 137 Frauen
Von den 696 Vorstandsposten in Deutschland sind insgesamt 599 mit Männern und nur 137 mit Frauen besetzt. Das sind 15 Männer weniger und 16 Frauen mehr als am 1. September 2023. Die Dynamik bei der Erhöhung des Frauenanteils hat sich allerdings im Vergleich zum Vorjahr etwas abgeschwächt. Und noch immer sind gut 80 Prozent der Vorstandsmitglieder Männer.
Der Frauenanteil in der Topetage der 160 Firmen stieg den Angaben der Allbright Stiftung zufolge um 2,3 Prozentpunkte auf 19,7 Prozent (Stand: 1. September 2024). Zwischen dem 1. September 2023 und dem 1. September 2024 wurden insgesamt 96 neue Vorstandsmitglieder rekrutiert, darunter 31 Frauen. Das entspricht einem Anteil von 32 Prozent (im Vorjahr: 37 Prozent).
Am stärksten fiel der Anstieg bei den 50 mittelgroßen Unternehmen des MDax mit 2,9 Prozentpunkten aus; der Frauenanteil beträgt nun 19,5 Prozent. Etwas geringer war der Zuwachs in kleineren im SDax notierten Firmen mit 2,5 Prozentpunkten auf 14,8 Prozent. Am höchsten ist der Anteil von Top-Managerinnen erneut in den 40 Konzernen der obersten deutschen Börsenliga: er beträgt hier aktuell 24,7 Prozent, ist im Vergleich zum Vorjahr allerdings nur um 1,5 Prozentpunkte gewachsen. Lediglich beim Dax-Konzerne Porsche Holding war der Vorstand zum Stichtag eine reine Männerdomäne.
Frauen im Vorstand: Deutschland steht im internationalen Vergleich schlecht da
Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland aber weiterhin hinterher. In den 40 größten Börsenunternehmen Großbritanniens lag der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Topetage den Angaben zufolge zuletzt bei 32,1 Prozent, gefolgt von den USA (30,1 Prozent), Frankreich (28,8 Prozent) und Schweden (28,2 Prozent). Deutschland liegt mit 24,7 Prozent auf Platz 5, nur Polen (18,2 Prozent) steht schlechter da.
Vorstandsvorsitzende: Mehr Christians als Frauen
Seit Jahrzehnten haben die Börsenunternehmen ihre Vorstände nach nahezu unverändertem Muster rekrutiert, sodass sich die Vorstandsmitglieder in Bezug auf Alter, Geschlecht, Herkunft und Ausbildung sehr ähnlich sind. Es handelt sich nach wie vor überwiegend um männliche westdeutsche Wirtschaftswissenschaftler Mitte fünfzig. Mit steigender Hierarchiehöhe fallen objektivierende Auswahlmechanismen weg und die Rolle des Bauchgefühls nimmt zu. In der Folge umgeben sich CEOs bevorzugt mit etwas jüngeren Spiegelbildern ihrer selbst.
Lange war Thomas der häufigste Name in deutschen Vorständen. Seit 2022 dominiert an der Spitze allerdings Christian: Aktuell gibt es in den 160 Börsenunternehmen in Deutschland mehr Vorstandsvorsitzende, die Christian heißen (zehn), als weibliche Vorstandsvorsitzende (sieben). Übrigens: Erstmals ist in diesem Jahr unter den neu rekrutierten Vorstandsmitgliedern kein einziger neuer Thomas, dafür aber jeweils mehrere Stefans, Markusse und Martins.
Grüne Liste: Mindestens 40 Prozent Frauen
17 der 160 börstennotierten Unternehmen haben mindestens 40 Prozent Frauen im Vorstand. Im Vorjahr waren es 16 Unternehmen. Ganz oben steht PVA TePla mit einem männlich-weiblichen Vorstandsduo, Vorstandsvorsitz und Aufsichtsratsvorsitz sind mit Frauen besetzt. Insgesamt sieben der 40 großen DAX-Unternehmen haben jetzt ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen, im Vorjahr waren es vier. Neu hinzugekommen sind Allianz, Commerzbank und E.ON.
Gelbe Liste: Das Mittelfeld
88 der börsennotierten Unternehmen haben mindestens eine Frau im Vorstand, aber keine 40 Prozent. Damit ist die "Gelbe Liste" länger als im Vorjahr (78). Zwei Drittel der Unternehmen haben nun mindestens eine Frau im Vorstand, vor zwei Jahren waren es noch weniger als die Hälfte. Insgesamt acht Unternehmen mit rein männlichen Vorständen haben erstmals eine Frau geholt und sich damit auf der Gelben Liste platziert: Bechtle, CompuGroup Medical, Deutsche Pfandbriefbank, FlatexDegiro, Indus, Scout 24, Sto & Co, Vitesco Technologies. Mehrere DAX40-Konzerne finden sich auf den untersten Plätzen der Gelben Liste: BASF, Continental, SAP, BMW, Porsche AG, Qiagen und Volkswagen.
Rote Liste: Keine Frau im Vorstand
Die Rote Liste ist in diesem Jahr so kurz wie noch nie: 55 der Börsenunternehmen haben am 1. September 2024 keine Frau im Vorstand (im Vorjahr: 66). Dazu zählt noch immer auch ein DAX-Konzern: Die Porsche Holding. Hensoldt, Südzucker und ProSiebenSat1 haben ihre Vorständin verloren und sind damit auf die Rote Liste abgestiegen, HeidelbergMaterials hat die Stelle der verlorenen Vorständin zum 1. Oktober nachbesetzt.
Doppelt Rot: Ohne Frau in Vorstand und Aufsichtsrat
Die Anzahl der "doppelt roten" Unternehmen, in denen sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat nur aus Männern bestehen, liegt bei sechs. Hypoport und Wacker Neuson befinden sich seit 2016 durchgehend auf der Doppelt Roten Liste. Die Doppelt Rote Liste ist Teil der Roten Liste
Das vollständige Ranking und den Bericht der Allbright Stiftung gibt es hier zum Download.
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