Frauenanteil in Dax-Vorständen stagniert
In den börsennotierten Unternehmen in Deutschland stagniert der Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten. Gab es im vergangenen Jahr nur noch ein Dax-40-Unternehmen mit rein männlichem Vorstand, trifft dies 2025 wieder auf zwei Unternehmen im Dax 40 zu (Porsche Holding und Brenntag). Das geht aus einem aktuellen Bericht hervor, für den die gemeinnützige Allbright Stiftung jährlich die Frauenanteile der 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland analysiert.
Die Zahl der Unternehmen mit drei Frauen oder mehr im Vorstand ist von sechs auf neun gestiegen: Spitzenreiter ist Allianz mit vier Frauen an der Spitze, auf drei Frauen kommen Airbus, Beiersdorf, Commerzbank, Deutsche Telekom, Evonik, Hannover Rück, Merck und Springer Nature.
Vorstandsposten in Dax-Unternehmen: 555 Männer, 136 Frauen
Von den 691 Vorstandsposten in Deutschland sind insgesamt 555 mit Männern und nur 136 mit Frauen besetzt. Das sind vier Männer und eine Frau weniger als am 1. September 2024. Damit ist die absolute Zahl der Frauen in den Vorständen erstmals gesunken. Da sich auch die Zahl der Männer leicht verringert hat, bleibt die Geschlechterverteilung in den Vorständen insgesamt konstant: Gut 80 Prozent der Vorstandsmitglieder sind Männer.
Der Frauenanteil in der Topetage der 160 Firmen stagnierte den Angaben der Allbright Stiftung zufolge auf 19,7 Prozent (Stand: 1. September 2025). Im Dax 40 stieg der Frauenanteil in den Vorständen um einen Prozentpunkt auf 25,7 Prozent, im MDax um 0,9 Prozentpunkte auf 20,4 Prozent. Damit ist der Frauenanteil in den Vorständen in Dax und MDax deutlich weniger gewachsen als in den Vorjahren (2023: Dax +3, MDax +5,3 Prozentpunkte). Im SDax sank der Anteil sogar um zwei Prozentpunkte auf 12,8 Prozent.
Deutlich weniger Frauen unter den Neurekrutierungen
Zwischen 1. September 2024 und 1. September 2025 haben insgesamt 106 Personen ihr Vorstandsmandat abgegeben, fünf Positionen sind dabei weggefallen. Frauen haben ebenso häufig die Vorstände verlassen wie Männer: 16 Prozent der weiblichen Vorstandsmitglieder haben seit dem 1. September 2024 ihr Mandat abgegeben, bei den männlichen Vorstandsmitgliedern waren es 15 Prozent.
Deutliche Unterschiede gibt es dagegen bei den Neurekrutierungen: Der Frauenanteil ist hier sehr viel niedriger als in den Vorjahren, das ist der Grund für die Stagnation bei der Entwicklung des Frauenanteils in den Vorständen. Insgesamt sind 101 Personen neu in die Vorstände berufen worden. Darunter waren 20 Frauen, das entspricht einem Anteil von 20 Prozent (vor einem Jahr waren es 32 Prozent, vor zwei Jahren noch 37 Prozent).
Frauen im Vorstand: Deutschland steht im internationalen Vergleich schlecht da
Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland weiterhin hinterher. In den 40 größten Börsenunternehmen Großbritanniens lag der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Topetage den Angaben zufolge zuletzt bei 33,8 Prozent, gefolgt von Frankreich (31,4 Prozent), den USA (30,8 Prozent) und Schweden (27,1 Prozent). Deutschland liegt mit 25,7 Prozent auf Platz fünf, nur Polen steht in den untersuchten Ländern schlechter da (18,8 Prozent).
Vorstandsvorsitzende: Immer noch im Thomas-Kreislauf
Seit Jahrzehnten haben die Börsenunternehmen ihre Vorstände nach nahezu unverändertem Muster rekrutiert, sodass sich die Vorstandsmitglieder in Bezug auf Alter, Geschlecht, Herkunft und Ausbildung sehr ähnlich sind. Es handelt sich nach wie vor überwiegend um männliche westdeutsche Wirtschaftswissenschaftler Mitte fünfzig.
Seit vielen Jahren ist Thomas der häufigste Name in den deutschen Vorständen, so auch am 1. September 2025. Die Vorstandsvorsitzenden umgeben sich noch immer bevorzugt mit etwas jüngeren Spiegelbildern ihrer selbst und trauen ihnen am ehesten zu, was sie selbst können. So ist ein "Thomas-Kreislauf" entstanden, in dem neue Vorstandsmitglieder nach der Schablone der schon vorhandenen Vorstandsmitglieder rekrutiert werden
Grüne Liste: Mindestens 40 Prozent Frauen
Wie bereits im Vorjahr haben 17 der 160 börsennotierten Unternehmen mindestens 40 Prozent Frauen im Vorstand. Insgesamt sieben der 40 großen Dax-Unternehmen haben – ebenfalls wie im Vorjahr – ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen. Neu auf der "Grünen Liste" sind Evonik, MTU Aero Engines, Jungheinrich, Hochtief und Springer Nature.
Gelbe Liste: Das Mittelfeld
82 der börsennotierten Unternehmen haben mindestens eine Frau im Vorstand, aber keine 40 Prozent. Damit gibt es erstmals einen Rückgang auf der "Gelbe Liste" (Vorjahr 88). Nur zwei Unternehmen mit rein männlichen Vorständen haben eine erste Frau geholt und sind damit von der Roten Liste auf die Gelbe Liste aufgestiegen: Delivery Hero und Amadeus Fire. Mehrere Dax-40-Konzerne haben nur wenige Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat und finden sich daher auf den untersten Plätzen der Gelben Liste: BASF, Continental, Heidelberg Materials, SAP, BMW, Porsche AG, Qiagen und Volkswagen.
Rote Liste: Keine Frau im Vorstand
Zum ersten Mal ist die Rote Liste nicht kürzer, sondern wieder länger geworden: 61 der Unternehmen haben am 1. September 2025 keine Frau im Vorstand (im Vorjahr: 55). Brenntag, Freenet, GFT Technologies, Heidelberger Druckmaschinen, KWS Saat, Schott Pharma und SMA Solar haben ihre Vorständin verloren und sind damit auf die Rote Liste abgestiegen. Zu den Unternehmen mit frauenlosen Vorständen zählen mit Brenntag und der Porsche Holding auch noch immer zwei der 40 großen Dax-Konzerne.
Doppelt Rot: Ohne Frau in Vorstand und Aufsichtsrat
Die Anzahl der "doppelt roten" Unternehmen, in denen sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat nur aus Männern bestehen, liegt bei sieben (im Vorjahr sechs). Hypoport und Wacker Neuson befinden sich seit 2016 durchgehend auf der Doppelt Roten Liste. Die Doppelt Rote Liste ist Teil der Roten Liste
Das vollständige Ranking und den Bericht der Allbright Stiftung gibt es hier zum Download.
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