Was theoretisch bekannt ist: Ziele können sehr unterschiedlich formuliert sein. Locke und Latham untersuchten den Unterschied von spezifischen, konkreten Zielen im Vergleich zu vage formulierten Zielen und fanden heraus, dass spezifische Ziele zu höherer Leistung führen. Weil vage Zielsetzungen der Art "Geben Sie Ihr Bestes!" aus Sicht der Mitarbeiter mit vielen unterschiedlichen Ergebnissen der Zielerreichung übereinstimmen können, auch mit solchen, die unter der vom Zielgeber intendierten Zielerwartung bleiben, kann vom Zielnehmer nahezu jedes erreichte Ergebnis positiv bewertet werden. Nur spezifische Ziele machen eindeutig klar, was eine effektive Leistung darstellt[1]. Aber: Dass herausfordernde Ziele zu einem signifikanten Anstieg der Produktivität führen, haben Locke & Latham bereits mehrfach bewiesen: So fällen zum Beispiel Holzfäller mehr Bäume[2] , gewerkschaftlich organisierte LKW-Fahrer beladen 90 % statt 60 % der zulässigen Lademenge auf Grundlage von Zielen, und sparten dem Unternehmen in 9 Monaten 250.000 USD[3] – und viele weitere Studien mehr. Nur sind die Ziele wirklich "spezifisch" – nicht im Sinne von genau, sondern im Sinne von unternehmensspezifisch?

Der OKR-Ansatz bringt hier einen beachtenswerten neuen Aspekt, der auch dem Zeitgeist Rechnung trägt und dem Sinnstreben der handelnden Menschen Rechnung trägt:

Ein Ziel (objective) ist zunächst einmal eine rein qualitative Beschreibung – geknüpft an den Unternehmens-Purpose, die Strategie, Vision und/oder Mission. Es ist eine sehr spezifische und verknüpfte – und vor allem wertfreie – Antwort auf die Frage nach dem Warum?

Jedes Ziel wird i. d. R. mit mehreren key results hinterlegt. Diese beschreiben exakt was quantitativ rauskommen soll. Also Ergebnisse und woran diese gemessen werden – Antwort auf die Frage des Was? Nicht nur, dass diese eine handwerkliche Verbesserung darstellt, auch die Fassbarkeit wird den unterschiedlichen Typen somit erleichtert und die Struktur eines Ziels deutlich verbessert.

Hinter jedem key result liegen dann die tasks – dies sind die konkret zu tätigenden Aufgaben, Projekte usw. Die Antwort auf das Wie ist das zu erreichen? wird nun praktisch nachvollziehbar.

Diese differenzierte Struktur – so zeigt die Praxis – hilft insbesondere bei der Strukturierung und der intellektuellen Fassung, macht die ehemals s.m.a.r.t. formulierten Ziele greifbarer und umsetzbarer.

[1] vgl. Nerdinger et al., S. 436f
[2] 'Locke & Kinne 1974; Latham & Yukl 1975
[3] Latham & Baldes 1975

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