Die Umsetzung eines Nudging-Konzeptes verläuft in mehreren aufeinander aufbauenden Schritten:

 

Informationen und Arbeitshilfen für jeden einzelnen Schritt findet man im "Leitfaden zur Erarbeitung von Nudges"[1], einem Projekt der Nationalen Klimaschutzinitiative. Die Informationen und Checklisten lassen sich auch für Nichtklimaschutz-Themen verwenden.

Unabhängig von einer empfohlenen systematischen Vorgehensweise müssen jedoch immer auch unternehmensspezifische und individuelle Faktoren bei der Einführung eines Nudging-Konzeptes berücksichtigt werden.

Die Handlungsschritte werden im Folgenden anhand eines praktischen Beispiels (entnommen aus dem Green Nudging Leitfaden) erläutert.

 
Praxis-Beispiel

Die Ausgangssituation

Firma Frisch & Frostig möchte durch Nudging-Maßnahmen seine CO2-Bilanz verbessern. Insbesondere die Kühlung verbraucht große Mengen Strom. Deshalb wird das Kühllager als Nudging-Pilotprojekt gewählt; es sollen Nudges zum Stromsparen entwickelt werden.

5.1 Schritt 1: Vorbereitung

Der erste Schritt zur Implementierung eines Nudging-Prozesses ist die Einrichtung eines Projektteams, welches das Projekt initiiert und den gesamten Prozess überwacht. Das Steuerungsteam überlegt,

  • wo innerhalb des Unternehmens Nudging ansetzen könnte,
  • welche Ziele mit Nudging erreicht werden sollen,
  • in welchen Organisationseinheiten Nudging eingeführt werden soll,
  • wie die Umsetzung der Nudges erfolgen und
  • wie die Wirksamkeitskontrolle aussehen soll.

Davon hängt die personelle Zusammensetzung ab, die immer aus Vertretern der Arbeits- und Leitungsebene (Mitarbeitende und Führungsverantwortliche) bestehen sollte. Die Teamgröße sollte zwischen 3 und 10 Personen betragen. Alle Beteiligten müssen über das Konzept Nudging informiert sein und die dahinterstehende Idee kennen.

 
Praxis-Beispiel

Schritt 1

Das Unternehmen prüft zunächst, welche Abteilungen in das Projekt eingebunden werden sollen. Es werden Mitarbeiter und Abteilungsleiter aus den Bereichen Technik, Energiemanagement, Produktion und Logistik angesprochen und eingeladen. In einem Auftaktworkshop werden alle Beteiligten über die Nudging-Philosophie und das theoretische Konzept sowie in einer weiteren Veranstaltung über die Vorgehensweise informiert.

5.2 Schritt 2: Sammlung und Auswahl von Verhalten: Was soll sich verändern und warum?

Im zweiten Schritt geht es um die Identifizierung von Verhalten, welches geändert werden soll, und darum, in welche Richtung das Verhalten geändert werden soll. Dazu werden aktuelle Verhaltensweisen gesammelt (= "Ist-Verhalten") und das zu verändernde Verhalten wird beschrieben (= "Ziel-Verhalten").

Eventuell ist es hilfreich, Verhaltensbeobachtungen vor Ort durchzuführen oder relevante Personen (Führungsverantwortliche, Mitarbeitende, Reinigungspersonal …) zu befragen. Auf der Basis dieser Liste wird eine Auswahl getroffen, für welche Verhaltensweisen man Nudges erarbeiten möchte.

Dabei ist darauf zu achten, dass Ist- und Ziel-Verhaltensweisen für Nudging geeignet sind. Es gibt Muss-Kriterien und hilfreiche Soll-Kriterien.

Mögliche Muss-Kriterien:

  • Es ist möglich, das Ist-Verhalten zu ändern.
  • Es sprechen keine finanziellen und rechtlichen Gründe gegen eine Verhaltensänderung.
  • Das definierte Ziel kann mit dem erwünschten Verhalten erreicht werden.

Mögliche Soll-Kriterien:

  • Es gibt Gründe für das IST-Verhalten.
  • Es gibt keinen massiven Widerstand gegen das Ziel-Verhalten.
  • Es gibt keine anderen Maßnahmen (wie Ge- oder Verbote), die einfacher oder effizienter zu einer Verhaltensänderung führen würden.

Zu bedenken ist auch, dass das Zielverhalten konkret und messbar formuliert wird, sodass in der Evaluationsphase der Erfolg überprüft werden kann.

 
Praxis-Beispiel

Schritt 2

Das Projektteam macht sich an die Arbeit. Beobachtete oder selbst erlebte Verhaltensweisen, welche die CO2-Emmissionen verursachen, werden gesammelt. Unter anderem wird genannt, dass Mitarbeiter die Rolltore zu den großen Kühlräumen häufig offen halten, um sie beim nächsten Betreten des Kühlraums nicht erneut öffnen zu müssen. Auch wird festgestellt, dass das Licht im Kühlraum nach Schichtende oft brennt.

Zu jeder dieser Auffälligkeiten (= "Ist-Verhalten") wird das gewünschte Verhalten (= "Ziel-Verhalten") notiert. Im Fall der Rolltore: "Es werden keine Rolltore mehr offen gehalten." Bezogen auf das Licht: "Nach Schichtende wird das Licht im Kühlraum ausgeschaltet."

Mithilfe der Verhaltensbeschreibungen sollen nun Nudges entwickelt werden, die den Muss- und vielen Soll-Kriterien entsprechen. Das Team verständigt sich darauf, zunächst das Problem mit den Rolltoren anzugehen.

5.3 Schritt 3: Verhaltensanalyse: Wie werden Entscheidungen getroffen?

In dritten Schritt wird unternehmensspezifisch analysiert, warum ein Verhalten gezeigt oder nicht gezeigt wird. Untersucht wird, unter welchen konkreten Voraussetzungen eine Entscheidung in einer Situation getroffen wird. Dieses Verständnis ist die Grundlage für die Entwicklung von Nudg...

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