Durch die deskriptive Grundauswertung werden erste Auffälligkeiten analysiert und anhand von Ampelsystemen, Indexwerten o. Ä. eine Bewertung des Gesundheitsrisikos vorgenommen. Auf dieser Basis können verschiedene spezifische Fragestellungen aufgestellt sowie Zusammenhänge und Unterschiede vermutet werden. Diese gilt es statistisch zu überprüfen. Erst aus diesen Ergebnissen lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen und primäre Kernthemen für ein BGM ableiten.

Für die Praxis ist es zudem von Bedeutung, herauszuarbeiten, inwiefern die Ergebnisse von den persönlichen Voraussetzungen und der Einstellung/Haltung der Mitarbeiter abhängig sind. Trifft dies zu, sind Maßnahmen primär in der Verhaltensprävention zu suchen. Sind Gesundheitsrisiken erkennbar, die von den persönlichen Einstellungen und Verhaltenstypen unabhängig sind, sollten überwiegend verhältnisbezogene Maßnahmen umgesetzt werden (z. B. Belastungsempfinden je nach AVEM- bzw. Persönlichkeitstyp).

 
Praxis-Beispiel

Stuttgarter Beispielunternehmen

Interpretation der Beispielergebnisse und Handlungsempfehlungen für den Stuttgarter Betrieb:

  • Da es in dem Unternehmen fast ausschließlich Arbeitsplätze für sitzende Tätigkeiten gibt, ist mit den genannten Belastungen und Beschwerden zu rechnen. Hier sollten Maßnahmen zur Arbeitsplatzoptimierung (Ergonomie), Rückengesundheit und Prävention von Muskel-Skeletterkrankungen ansetzen, da Verspannungen und Rückenbeschwerden sonst weiter steigen und Ausfälle wahrscheinlicher werden.
  • Durch die Ursachenanalyse konnten wertvolle Hinweise für ein verbessertes Führungsverhalten gesammelt werden.
  • Ein grundsätzliches Motivationsproblem zeigt sich in der hohen Anzahl an Schonungstypen bei der AVEM-Auswertung, wobei die unterschiedliche Wahrnehmung der Belastungssituation je nach AVEM-Typ eher einen Anstoß für verhaltensorientierte Maßnahmen gibt.
  • Die Analyse der psychischen Belastung (Job-Demand-Control-Modell) ist unauffällig und erfordert zunächst keine weiteren Maßnahmen. Die Ergebnisse sollten im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung regelmäßig überprüft bzw. fortgeschrieben werden.
  • Trotz unauffälliger Ergebnisse der Analyse psychischer Belastung können mehr als ¼ der Befragten dem Risikotyp B zugeordnet werden (Burnout-Anfälligkeit). Risikotyp A und B empfinden die Belastungssituation dabei höchst unterschiedlich.
  • Eine sinnvolle Maßnahme stellt ein gezieltes Führungskräftetraining dar, welches sich mit dem Umgang verschiedener AVEM-Typen im Rahmen einer gesundheitsförderlichen Führung befasst. Dabei ist auch die Bewertung der Qualität der Zusammenarbeit zwischen den Teams zu thematisieren und könnte in eine allgemeine Überprüfung bestehender Führungsleitlinien mit einfließen.
  • Das Interesse der Beschäftigten an gesundheitsförderlichen Aktivitäten und mehr Informationen zum Thema ist grundsätzlich vorhanden und darf in weiterer Abstimmung mit dem Arbeitskreis Gesundheit bedient werden.

Diese primären Erkenntnisse gilt es nun zu kommunizieren und im Arbeitskreis Gesundheit sowie im Rahmen von Gruppendiskussionen bzw. Gesundheitszirkeln mit Mitarbeitern und Führungskräften zu vertiefen.

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